Das Buch direkt bei Amazon bestellen Zoe Beck
Brixton Hill

Thriller
Heyne TB
ISBN 978-3-453-41042-8

Wir finden dich. Erwarte uns.

London, in einem der Luxushochhäuser von Canary Wharf:
Erst fällt die Klimaanlage aus, dann der Strom. Sämtliche Ausgänge sind verriegelt, und Rauch strömt aus den Belüftungsschächten.
Em muss hilflos zusehen, wie ihre Freundin im 15. Stock ein Fenster zertrümmert und panisch hinausspringt. Kurz darauf wird Em verhaftet.
Sie soll sich in die Gebäudetechnik eingehackt und die Katastrophe ausgelöst haben
. Ein falsches Spiel um Immobilien, Macht und düstere Geheimnisse beginnt. Ebenso die Jagd auf Em – im Netz und in der Realität …

Rezension:
Eigentlich besitzt diese Frau alles, was man sich wünschen kann:
Gutes Aussehen – Emma ist groß, schlank, immer top, wenn auch extravagant im Steam-Punk-Stil gekleidet.
Eine hervorragende Erziehung.
Geld - ihrer Familie gehört eine wichtige Londoner Privatbank.
Nicht zu vergessen einen abwechslungs- und einflussreichen Job als Eventmanagerin, die alle wichtigen Menschen in der Musik-, Mode-, Kunst- und Filmszene kennt.

Doch wirklich glücklich ist die 33jährige nicht – seitdem ihre Mutter 30 Jahre zuvor kommentarlos verschwand, litt sie unter Depressionen, die bis zur Selbstverletzung führten und ist praktisch unfähig, echte Beziehungen aufzubauen.
Selbst zu ihrem eine halbe Stunde jüngeren Zwillingsbruder nicht, mit dem sie die Wohnung teilt. Der Wirtschaftsanwalt ist in jeder Hinsicht erfolgreich und überall beliebt – selbst innerhalb der Familie ziehen die 90jährige Großmutter, sowie der deutschstämmige Onkel Frank und seine Frau Katherine, kinderlos, Eric vor.

Mit dem Tod ihrer Freundin, die ausgelöst durch den Rauch einen Flashback und den kompletten Realitätsverlust erlebte, beginnt jedoch für Emma Vine ein beispielloser Alptraum.
Dachte sie zunächst, eine Verhaftung durch die Polizei sei schlimm, wird sie noch am selben Abend eines Besseren belehrt, als ihr Heim durch einen Brand komplett zerstört wird, bei dem auch noch ihr Bruder stirbt.

Sie macht den Stalker Alan Collins verantwortlich, der sie seit einer gemeinsamen Nacht mit Nachrichten auf allen Kanälen und unerwünschten Geschenken bedrängt.
Deswegen sucht sie den Hacker mit erkennbar politischen Zielen in seinem Viertel – Brixton – auf. Dort wo in den Achtzigern die Rassenunruhen tobten, leben heute Künstler und Musiker und schnell wird klar, dass dieses Stadtviertel auch im Visier der Spekulanten ist. Alans kryptische Kommentare tragen nicht dazu bei, ihre Zweifel zu zerstreuen – und dann überschlagen sich die Ereignisse.

Em wird überfallen, verfolgt, entgeht nur um Haaresbreite einem Mordversuch, zwischendurch bewahrt sie durch ihr beherztes Eingreifen einen deutschen Occupy-Aktivisten davor, von einem Polizisten totgeschlagen zu werden und weiß nicht mehr, wem sie wirklich trauen kann.
Den Hackern – allen voran Jay, Alans schwarzem Mitbewohner? Der studierte Physiker ist nun als Journalist vielen krummen Dingen auf der Spur, die ihn bis nach Deutschland führen und zu den Münchner Studentenunruhen.
Oder doch eher Familie und Jugendfreunden aus dem Establishment – wie Anwalt Alex Hanford?

Die temporeiche Geschichte hat eine starke politische Komponente und lässt doch auch die Ambivalenz der Figuren immer wieder ausgesprochen gut zur Geltung kommen.
Em tut cool, ist es aber nicht.
Die Aktivisten geraten ungewollt in einen Strudel der Gewalt, von dem sie sich forttragen lassen – auch die Ordnungskräfte sind alles andere als eindimensional.

Die Macht der Medien und sozialen Netzwerke wird eindrücklich geschildert – Vergangenheit und Zukunft mischen sich; etwa als es möglich ist, via Google Books Einsicht in eine jahrzehntealte Magisterarbeit zu nehmen.

Am Ende gibt es nicht nur Gewinner und jeder darf sich fragen, wo seine persönlichen Grenzen sind, wenn es um Integrität auf der einen und das ganz persönliche Schicksal auf der anderen Seite geht.

Miss Sophie