Rebekka Knoll
Geliebte Angst
cbt Klappenbroschur
Maricos Trauerfeier ist ein buntes Feuerwerk für ihn will Emilia es zum letzten Mal funkeln und knallen lassen.
Rezension:
Emilia, seine Freundin, hält die Trauerrede und muss nicht weinen.
Und während die 18jährige, zurück in Gotha, noch versucht, das alles zu verarbeiten, kommt direkt der nächste Schock:
Hin- und hergerissen ist nicht nur das Mädchen auch die Leserin weiß an diesem Punkt nicht, was sie davon halten soll. Was sie weiß: Wie Emilia würde sie als erstes das tun, wovon der Absender ihr abrät: Die besten Freundinnen einweihen.
Da ist Tila mit dem weichen Gesicht und den langen dunklen Haaren, die doch härter zuschlagen kann als jeder Junge, weil sie im Kampfsportverein trainiert. Jeden Tag. Dank ihres gewalttätigen Vaters scheut sie auch keine körperliche Auseinandersetzung.
Der Unbekannte schickt Anweisungen, was Emilia tun soll: Auf eine Party gehen, Alkohol trinken, eine Kinovorstellung besuchen.
Doch immer wenn das Trio glaubt, den Fremden zu haben, ist er es nicht.
Das Netz zieht sich immer mehr zu, das Mädchen und ihre Freundinnen werden manipuliert, es ist erkennbar unheimlich und bedrohlich, was da passiert.
Der Roman ist eine Geschichte um eine Clique junger Menschen ihre Gedanken, Gefühle, vor dem Hintergrund eines plötzlichen Schicksalsschlages.
Alles in allem hat dieser Jugendbuch-Erstling alles, was ein guter Krimi haben muss: Viel Gefühl, Witz an den richtigen Stellen, Action vor allem aber Spannung und eine Sogwirkung, der sich Leserinnen jeden Alters von Anfang an nicht entziehen können.
Miss Sophie
ISBN 978-3-570-16326-9
Er war die Liebe ihres Lebens und die Achtzehnjährige ist immer noch von Trauer betäubt, als sie eine Nachricht von Maricos Facebook-Profil bekommt mit einer Liebesbotschaft.
Es folgen SMS von seinem Handy und E-Mails von seinem Account.
Jemand gibt sich für Marico aus und führt sie Schritt für Schritt durch ihre vergangenen Dates dieser Jemand weiß alles!
Emilia beginnt eine Jagd auf den unbekannten Schreiber, doch gleichzeitig wird ihr Wunsch immer stärker, ihm jedes Wort zu glauben ...
Marico ist tot.
Er, der die Farben so liebte und das Fotografieren.
Der Schlaks mit dem langen Körper hat nie getrunken, ist nie gerast und hat doch sein Auto gegen einen Baum gesetzt. So sollte niemand enden.
Die Ich-Erzählerin hat alles organisiert: Die gemeinsame Fahr der Freunde und Verwandten im Bus nach Tschechien zu dieser ganz besonderen Abschiedsfeier und die Luftbestattung. Sie ist stark vielleicht aber auch einfach wie in Trance.
Eine Facebook-Nachricht, gefolgt von SMSen und einer Mail, die vermuten lässt, dass der Absender sie nicht nur genau kennt, sondern sie mehr oder weniger beobachten kann. Als wäre das allein nicht schon schlimm genug, weiß der unbekannte Schreiber Dinge, die Emilia nur mit einer Person geteilt hatte: Dem verstorbenen Marico.
Ihre Mädelz, mit denen sie gemeinsam Filme anschauen, dabei Sekt und Bier trinken und schließlich in einem Bett einschlafen kann, statt tanzen zu gehen.
Und Lorena, das große Mädchen mit der Brille, das in allen Fächern gut ist und doch keine typische Streberin.
Gemeinsam wollen sie herausfinden, wer Emilia da wahlweise in Schrecken, manchmal aber auch in leise Begeisterung versetzt. Denn sie vermißt Marico so sehr, der ihr nun durch diese elektronischen Kontakte doch wieder ein Stück nahekommt.
Er hinterlegt Geschenke, macht ein ums andere Mal deutlich, dass er sie gut kennt.
Immer bedrohlicher wird die Situation, immer persönlicher, immer tiefer rutscht Emilia in etwas hinein, das sie nicht versteht.
Die Spannung steigt aber auch die Zwietracht unter den Freundinnen.
Die anderen glauben ihr nicht mehr.
Plötzlich ist Emilia ziemlich allein mit ihren Fragen:
Ist Marico wirklich und wahrhaftig tot?
Und wer war er überhaupt, dieser Junge, den sie in- und auswendig zu kennen glaubte?
Denn nach und nach kommen auch Details über ihn ans Licht, von denen sie nichts ahnte.
Am Ende steht eine Auflösung, die auch für den geübten Krimileser höchst überraschend daherkommt.
Der Zusammenhalt, das hohe Gut der Freundschaft, aber auch die Verletzlichkeit, besonders typisch in dieser Lebensphase, kommen zum Ausdruck, aber auf eine leichte, selbstverständliche Weise. Man merkt, dass die Verfasserin selbst dieses Lebensgefühl noch sehr gut in Erinnerung hat.
Die Sprache ist jung, die Dialoge streckenweise ausgesprochen komisch, manche Situationen freiwillig und unfreiwillig komisch. Immer wieder eingestreut, poetische und tiefsinnige Passagen so wie man es eben empfindet, wenn man langsam anfängt, eine Ahnung von der Welt und ihren Möglichkeiten zu haben, aber auch von den Ungerechtigkeiten und Schrecken, die sie bietet.
Von dieser Autorin möchte man auf jeden Fall noch mehr lesen!