Das Buch direkt bei Amazon bestellen Karin Bergrath
Tod im Anflug

Ein Gänsekrimi
(1. Band)
Fischer TB
ISBN 978-3-596-18957-1

Ein toter Reiher, ein toter Kater, zwei tote Menschen – auf diesem Campingplatz geht die Angst um, denn vier Tote sind mehr, als Mensch und Tier verkraften können.
Da gibt es nur einen, der die Sache in die Hand nehmen kann: Gänserich Tom. Tom ist CSI-Fan und sein großes Vorbild heißt Magnum. Thomas Magnum.
Natürlich tappen die Kommissare Reiners und Hump im Dunkeln,und Tom und sein Gehilfe, der Kormoran Rio, riskieren ihr Leben, um den beiden flügellosen Polizisten zur Seite zu stehen.

Rezension:
Diese Rezension wurde erstellt von Snezana Galijas im Rahmen der Aktion „Blogwichteln“ vom Netzwerk „Texttreff“.
Die Werbe- und PR-Texterin ist ausgewiesene Expertin für das Gänsethema, praktiziert sie doch täglich Dayan-Qigong (auf deutsch: „Wildgans“) und hat zu diesem Thema auch u.a. eine Lehr-DVD veröffentlicht. Für weitere Informationen lohnt ein Blick auf ihr Blog www.wildgans-qigong.de.

Ist es unanständig, bei einem Todesfall zu lachen? Ich schätze schon.
Aber ich konnte und kann auch jetzt nicht anders, wenn ich den Klappentext lese: „Als der Reiher Neptunus im Morgengrauen mit weit aufgerissenem Schnabel und einem großen Loch in der Brust gefunden wird, ist es mit der Idylle auf dem Campingplatz vorbei.“
Genau meine Art von Humor und Kopfkino, das ich brauche, um einen Krimi zu lesen. Die Galgenkomik wird komplettiert durch die Anwesenheit von Tom. Tom ist CSI-Fan und sein großes Vorbild heißt Thomas Magnum. Die Klaviatur der Kriminalistik beherrscht der kluge Ganter perfekt, zumindest in der Theorie, denn zu seiner Lieblingsbeschäftigung zählt eine Leidenschaft, die er allabendlich mit Ede, dem Flügellosen teilt: Fernsehen, im Speziellen Krimis.

Auch Geflügelte haben ihre Ängste
Doch von diesem Geheimnis darf natürlich keiner seiner geflügelten Freunde etwas wissen. Obwohl Toms ungewöhnliche Fragetechniken und scharfsinnigen Schlussfolgerungen nicht unbemerkt bleiben.
Als dann auch noch der flügellose Camper Alex tot aufgefunden wird, ist Tom in seinem Element. Er heftet sich an die Kommissare Reiners und Hump, die noch völlig im Dunkeln tappen, während Tom bereits erste kriminalistische Erfolge verzeichnen kann.
Das mit der Kommunikation zwischen Flügellosen und Gefiederten stellt eine weitere Hürde dar, aber jede Geschichte braucht ja auch seine Hindernisse.
Ausgerechnet der Riffler, vor dem am Campingplatz alle Gefiederten Angst oder zumindest großen Respekt haben, entpuppt sich als wichtiger Zeuge. Zum Glück war Tom so professionell, getrieben von der Wahrheit, sich seiner Angst zu stellen und den Riffler aufzusuchen. Aber auch der, so stellt sich heraus, hat seinen Schaff mit der Vergangenheit und dem Ruf, der ihm vorauseilt.
Und dann ist da noch Kormoran Rio, Toms selbsternannter Assistent, der im entscheidenden Moment nicht einsatzfähig ist, weil er mal wieder bleischwer ist. Aber er macht dies wett, indem er sich hin und wieder mit fremden, nämlich Toms kriminalistischen Federn, schmückt.
Tom wiederum setzt die „Talente“ seiner Mitarbeiter klug ein. Da Rio angesichts seiner temporären bleiernen Schwere ohnehin stundenlang an einer Stelle verweilen muss, kann er dies auch an strategisch wichtiger Stelle tun – z.B. zur Observation von Verdächtigen und zum Belauschen der Kommissare. Natürlich verrät Tom seinem Kumpel nicht, dass Stillsitzen eine Qual für ihn selbst ist. Gänse sind rastlose, aktive Vögel und ständig in Bewegung.

Von treuen und saisonal vögelnden Vögeln
Tod im Anflug ist mehr als nur ein Krimi. Ganz nebenbei lernt man einiges über die Arten und Lebensgewohnheiten von Gefiederten.
Gänse z.B. schnattern und streiten sich. Reiher hingegen haben Ehre und gehen Streit aus dem Weg. Eifersucht gibt’s, wenn dann nur unter Gänsen, Schwänen und Raben, die zeitlebens einem Partner treu sind.
Weil Enten, Reiher, Kormorane und Haubentaucher sich jedes Jahr eine bzw. einen Neuen suchen, ist dort so ein Theater völlig unnütz, weshalb ein Reihermord aus niederen (Eifersuchts-)Motiven völlig plemplem wäre.

Während also mit jedem Verhör der Kreis der möglichen Neptunus-Mörder immer kleiner wird, steigt die Zahl derer, die Camper Alex auf dem Gewissen haben könnten.
Dazu muss man wissen, dass die Flügellosen etwas anders geartet sind als die Gefiederten. Sie geben zwar vor, Gänse zu sein, benehmen sich aber oft wie Enten. Eigentlich wie Erpel, die sich gleich nach einer neuen Partnerin umsahen, sobald die Ente auf dem Nest saß und zu brüten beginnt.

Entzückend, menschlich, lustig
Erzählerisch haben wir es hier natürlich mit einer Fabel zu tun, und das macht die Geschichte trotz etlicher Mordfälle für mich als Krimischisser so entzückend lustig. Zum Beispiel, wenn Tom bei seinen Recherchen und Observierungen graszupfenderweise Todesangst aussteht, weil er auffliegen bzw. bei der Suche nach Beweismitteln auf frischer Tat ertappt werden könnte.
Tatsächlich wird es bei seinem großen Showdown richtig gefährlich für Tom, aber wie erwähnt, sind Gänse robuste, langlebige Tiere.
Wer jetzt meint, der Fall sei zu Ende, darf sich noch auf eine kleine Überraschung freuen.
Und die gibt’s, wie so oft, erst ganz zum Schluss.

Snezana Galijas