Interview mit Produzentin Silke Pützer (Network Movie)

Silke Pützer (Foto: Privat)

Silke Pützer (Foto: Privat)

Produzentin Silke Pützer von Network Movie Köln ist zusammen mit ihrem kompletten Team für „Helen Dorn – Das dritten Mädchen“ in der Kategorie „bester Fernsehfilm“ für den Deutschen Fernsehpreis 2014 nominiert.

Chefredakteurin Michaela Pelz sprach mit der erfahrenen Fernsehfrau über die neue erfolgreiche Samstagskrimi-Reihe und warum gerade Anna Loos für die Titelrolle besetzt wurde.

Frau Pützer, was haben Sie gedacht, als das Drehbuch von „Helen Dorn – Das Dritte Mädchen“, dem ersten Teil der Reihe, auf Ihrem Schreibtisch landete?

Das erste Drehbuch zur Auftaktfolge einer Reihe erwartet man immer mit einer ganz besonderen Aufregung.

Nach der ersten Lektüre wusste ich, dass wir es mit einer Geschichte zu tun haben, in der neben der Spannung eine große Kraft liegt, die aber auch durch Tragik und Emotionalität besticht.

Und das Allerwichtigste: Ich durfte unser Ermittlerpaar Helen Dorn und Gregor Georgi zum ersten Mal in Aktion erleben, wenn auch noch auf dem Papier. Drehbuchautor Magnus Vattrodt hatte die beiden Hauptfiguren schon mit formatprägender Qualität und großer Präzision ausgearbeitet. Die Lektüre hat mich also in vielerlei Hinsicht aufgewühlt – ein sehr gutes Zeichen!

Wann war klar, dass Anna Loos die „Helen Dorn“ spielen würde? Warum hat man sich gerade für sie entschieden?

Dass Anna Loos die Rolle der „Helen Dorn“ übernehmen wird, stand schon vor Beginn der Entwicklungsarbeit an dem Projekt fest.

Es gab zwischen Reinhold Elschot, dem Fernsehspielchef des ZDF, Anna Loos und Network Movie den Wunsch, für Anna eine interessante Reihenfigur zu entwickeln. Diesen Wunsch haben wir dann gemeinsam mit Matti Geschonneck und Magnus Vattrodt realisiert.

Ein ungleiches Paar (Foto: ZDF/Martin Valentin Menke)

Ein ungleiches Paar (Foto: ZDF/Martin Valentin Menke)

Diese in der Arbeit absolut kompromisslose Person mit dem knurrigen Ex-Polizisten-Vater, der seine Zuneigung oftmals hinter ruppigen Worten versteckt, steht ja in ziemlich krassem Gegensatz zum Kollegen Gregor Georgi, gespielt von Matthias Matschke.

Wie besetzt man so ein ungleiches Paar? Unabhängig voneinander? Nacheinander?
Und wer hat das letzte Wort bei der Auswahl – der Regisseur oder die Produzentin?

Eigentlich gibt es diese oft zitierten „letzte Wort-Diskussionen“ gar nicht – jedenfalls in diesem Fall nicht.

Die geniale Idee, Matthias Matschke als Partner von Anna Loos zu besetzen, hatte Matti Geschonneck. Und Matti hatte diese Idee schon, bevor es die Rolle Gregor Georgi gab.

Natürlich haben wir uns im Vorfeld gemeinsam darauf verständigt, die beiden Figuren gegensätzlich zueinander aufzustellen, um Reibungsflächen zu erzeugen.

Nachdem die beiden Ermittler im ersten Fall noch ziemlich distanziert und teilweise auch recht schroff miteinander umgingen, hat man in „Helen Dorn – Unter Kontrolle“ das Gefühl, dass sie sich mittlerweile angenähert haben.
So lässt sich Georgi nicht gegen seine Kollegin ausspielen, obwohl die Staatssekretärin das gerne hätte (zumindest scheint es so).
Wie wird es mit dem Duo Dorn/Georgi weitergehen? Best Friends Forever?

Sicherlich werden Helen Dorn und Gregor Georgi niemals beste Freunde. Ich glaube, sie werden sich nicht einmal duzen. Ich wünsche mir auch nicht, dass sie sich zu sehr annähern, weil die Reibungsfläche das größere Spannungsfeld bietet.

Das Klima zwischen den beiden ist natürlich auch immer abhängig von der Tonart der jeweiligen Ermittlung und der erzählten Geschichte. Je weiter man beispielsweise ins Krimi-Drama geht, desto genauer muss man prüfen, wie man mit den Haltungen der Ermittler umgeht – auch den Haltungen zueinander.

Insgesamt aber stehen Helen Dorn und Gregor Georgi ja noch am Anfang ihrer Zusammenarbeit, für beide Figuren und ihre Beziehung zueinander besteht noch Entwicklungspotential in alle Richtungen. Dabei kann es respektvoll, aber auch mal laut, wütend oder gar humorig zugehen. Aber ganz sicher niemals freundschaftlich…

Weitergehen wird es auf jeden Fall – zwei weitere Filme sind bereits abgedreht, oder?

Ja, die beiden nächsten Filme sind bereits abgedreht und befinden sich gerade in Postproduktion.

Der dritte Teil ist unter der Regie von Johannes Grieser entstanden, die Regie zu Teil vier hat Markus Imboden übernommen.

Mutter und Tochter (Foto: ZDF/Martin Valentin Menke)

Mutter und Tochter (Foto: ZDF/Martin Valentin Menke)

Die Besetzung ist in jedem der Filme hochkarätig – auch in den Episodenrollen.
Bei „Helen Dorn – Unter Kontrolle“ finden sich etwa Namen wie Barbara Auer, Herbert Knaup, Chiem van Houweninge …
UND: Jella Haase.

Wie schwer war es, nicht mehr die „Chantal“ aus „Fack ju Göhte“ in der begabten Nachwuchsmimin zu sehen?

Das war überhaupt nicht schwer!

Dass Jella Haase eine großartige und sehr facettenreiche Schauspielerin ist, wussten wir bereits. Sie war die Wunschbesetzung für die Rolle der Sarah Thomsen und wir haben uns gefreut, dass sie trotz ihres sehr vollen Terminkalenders zugesagt hat.

Und in dieser konzentrierten Phase der Vorbereitung zu „Helen Dorn – Unter Kontrolle“ gibt es die Assoziationen zu anderen Rollen, die ein Schauspieler oder eine Schauspielerin vorher gespielt hat, ohnehin nicht.

Wie dieser zweite Fall bei den Zuschauern ankommt, wird sich noch zeigen. Der erste – „Helen Dorn: Das dritte Mädchen“ war ein absoluter Renner mit seinen 8 Millionen Zuschauern und einer Quote von mehr als 25%.
Wann haben Sie davon erfahren? Und was macht man da als Produzentin?

Die Zahlen liegen immer am nächsten Morgen vor, in diesem Fall an einem Sonntagmorgen gegen 8.20 Uhr.

Man ist sehr nervös, hat schlecht geschlafen und ist seit 6.00 Uhr wach. Ab 8.00 Uhr aktualisiert man hektisch immer wieder die ZDF-Videotextseite, auf der die Einschaltquoten erscheinen.
Parallel versucht man per Smartphone und Tablet an die Zahlen zu kommen.

Als bei „Helen Dorn – Das dritte Mädchen“ die Zahl dann endlich vorlag, war ich natürlich sehr glücklich. Dass es so viele Zuschauer würden, hofft und wünscht man sich und dem Projekt natürlich sehr – aber man rechnet eben nicht damit. Je nach Grad der Nervosität ist die Freude dann auch schon mal umso lautstarker.

Für genau diesen Film sind Sie nun für den Deutschen Fernsehpreis 2014 nominiert – einem der renommiertesten TV-Preise überhaupt. Wie fühlt sich das an?

Für uns ist es eine große Ehre, von der Jury nominiert worden zu sein. Wenn eine Produktion Zuschauer und Kritiker gleichermaßen überzeugen kann, ist das natürlich etwas Wunderbares.

Und mit der Auftaktfolge einer Reihe in der Kategorie „Bester Fernsehfilm“ nominiert zu werden, gibt allen am Projekt Beteiligten das Gefühl, sehr viel richtig gemacht zu haben.

Und die letzte Frage, die muss einfach sein ;-):

Was ziehen Sie am 2. Oktober zur Veranstaltung im Coloneum an? ;-)

Dem Anlass entsprechend und vermutlich auch wenig überraschend werde ich ein Kleid tragen.

Ob es lang oder kurz sein wird, ist noch nicht abschließend entschieden…

Vielen Dank für das Gespräch!

Mit Silke Pützer telefonierte und mailte sehr gern Chefredakteurin Michaela Pelz im September 2014.

Fotos: privat, ZDF/MARTIN_VALENTIN_MENKE

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