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DVD - Candice Renoir Staffel 4

3 DVD
Edel:motion
EAN: B0748DBYWY

Bildformat: 16:9
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch, Französisch
Anzahl Folgen: 10
Länge: ca. 505 Minuten
(ab 12 Jahre)

Die vierte Staffel von Candice Renoir steht ganz im Zeichen der Überraschungen:
Mit Antoine Dumas wird ein geschätzter Kollege der außergewöhnlichen Hauptkommissarin befördert und verlässt das Team.

In einem Gerichtsprozess, in dem Candice als Zeugin geladen ist, werden ihre unkonventionellen Ermittlungsmethoden zum Anlass genommen, ihre Aussage und Beweisführung zunichte zu machen.

Doch es kommt noch schlimmer: Ein Fall führt sie in ihre Heimat, den Norden Frankreichs. Dort scheint ihre eigene Mutter, die sie seit zwanzig Jahren nicht gesehen hat, in eine Mordserie verstrickt zu sein.

Ebenso turbulent verläuft das Liebesleben der Ermittlerin: Da wäre die Beziehung zum hinreißenden David Canovas. Doch ist das Verhältnis zwischen Candice und ihrem Kollegen Antoine wirklich nur rein beruflicher Natur? Und da wäre dann noch der Leiter der Kripo ihrer Heimatstadt …

Rezension:
Morgens um drei von einem Alptraum wachzuwerden, in dem ein vormals geschätzter Ex-Kollege und ein Mann mit einem Messer die zentrale Rolle spielen, ist ebenso unschön, wie ein Teenagerstreit statt Croissants zum Frühstück.

Das Leben meint es gerade nicht besonders gut mit Candice. Chefin Attia hat eine Depression und fällt daher auf unbestimmte Zeit aus, Antoine hat sich auf eigenen Wunsch versetzen lassen, nachdem sie selbst ihn aufgrund falscher Vermutungen aufgefordert hatte, zu gehen. Zwar ist ihre vormals rechte Hand mittlerweile mehr als rehabilitiert, doch der Groll schwelt weiterhin auf beiden Seiten.

In dieser Situation ist es wenig hilfreich, dass es permanent zu Konflikten mit der Abteilung kommt, in der Antoine nun unter der Leitung von Sylvie Leclerc nun seinen Dienst versieht. Bei praktisch jedem einzelnen Fall wird um die Zuständigkeiten gerungen und auch durchaus mit harten Bandagen und unlauteren Mitteln gekämpft.
Sylvie Leclerc ist all das, was Candice nicht ist: Tough, nüchtern, einzig und allein an Fakten orientiert. Außerdem scheint es von Anfang an eine porentiefe, gegenseitige Abneigung zu geben.

Anfangs möchte man sich amüsieren, wie die Titelheldin alle Gelegenheiten nutzt, die sich ihr – etwa im Fall des ermordeten Hausmeisters - durch Zufall bieten, um den Fall im Wettstreit mit Antoine und Sylvie doch noch aufzuklären.
Doch je häufiger sie zwar (Teil-) Erfolge einfährt, sich am Ende (und sei es zumindest „offiziell“) aber doch oft geschlagen geben muss, desto bitterer wird die ganze Geschichte.
Zumal sich die Dinge zuspitzen, als sie nicht nur beim Prozess gegen einen Vergewaltiger, sondern auch bei späteren Ermittlungen immer wieder vorgeführt und in der Öffentlichkeit bloßgestellt wird.

Das auf Dauer auszuhalten, ist nicht nur für die liebenswerte Candice, die in den ersten Folgen mit ihrer charmanten Art so vieles weggelächelt und überspielt hat, harter Tobak.
Da gilt es, mitansehen zu müssen, wie junge Frauen, die sich auf die Unterstützung der unkonventionellen Ermittlerin verlassen hatten, systematisch niedergemacht werden oder sogar ihr Leben verlieren. Welche Schuld Candice daran trägt, kann man nicht genau festmachen.
Ihre Familie wird immer wieder hineingezogen und von der Gegenspielerin aus den eigenen Reihen kommt mehr als eine unverhüllte Drohung.

Eine Schlappe nach der anderen macht deutlich – so geht es nicht weiter. Beruflich weht ihr ein so scharfer Wind entgegen, dass es keinerlei Zweifel gibt: Man wäre sie lieber heute als morgen los! Also soll alles anders werden. Seriös will Candice werden, muss sie sein, um ihren Job zu behalten und ihren Ruf als Enfant terrible loszuwerden. Dafür schreckt sie auch vor einer kompletten Typveränderung nicht zurück.
Gleichzeitig ist die überaus turbulente Beziehung mit dem Kollegen Canovas alles andere als konfliktfrei.

Damit nicht genug: Eine Reihe von ungeklärten Todesfällen im Zusammenhang mit älteren Herren führt sie in ihre alte Heimat. Der Fall sorgt dafür, dass es für die vierfache Mutter plötzlich unerwartet privat wird. Wir erfahren, dass die Vergangenheit der auch in den turbulentesten Situationen heiter wirkenden Candice außerordentlich düster war und sie fünfundzwanzig Jahre keinen Kontakt zu ihrer eigenen Mutter hatte. Vieles gerät in Aufruhr, denn die bitteren Erinnerungen lassen sich nicht einfach mit einem Glas Champagner herunterspülen.

Insgesamt ist die Staffel mit ihren teilweise beängstigenden Szenen ein gutes Stück entfernt von der luftigen Leichtigkeit der ersten zwei Dutzend Folgen. Immer wieder sind die Fälle und das Verhalten der Gegenspieler von Candice ausgesprochen bedrückend.
Mal ist es ein zynischer Anwalt, dem keine Methode zu schäbig ist, um seinen Mandanten vor Gericht reinzuwaschen.
Mal ist es eine Auflösung, bei der zwar nach außen hin der wahre Täter gefasst wird, am Ende aber nur Opfer zurückbleiben.

Doch andererseits verleihen die teilweise bitteren, immer aber zur Spannung beitragenden Elemente der Serie eine Tiefe, die auch dazu beiträgt, dass die Zuschauer sich noch mehr mit der charmant-schlagfertigen, witzigen und scharfsinnigen Heldin identifizieren.
Es hebt sich wohltuend von anderer Krimikost ab, wie sie sich von ihrer Intuition leiten lässt und trotz aller Anfeindungen immer wieder ungewöhnliche Wege geht – sowohl bei den Ermittlungen als auch bei ihren Verhören.
Gleichzeitig mehren die Schwächen, die Candice nicht verbergen kann und will, letztendlich sogar noch die Sympathien, die man für die französische Chaosqueen empfindet.

Es menschelt also ungemein in dieser Serie von gleichbleibender Qualität und das ist gut so. Die Zuschauer honorieren das offensichtlich, wurde doch Staffel 5 in Frankreich bereits ausgestrahlt. Definitiv ein Grund zur Freude für das deutsche Publikum.

Miss Sophie