Das Buch direkt bei Amazon bestellen Petra Busch
Deine Seele so schwarz

(4. Band Kommissar Ehrlinspiel)
Knaur TB
ISBN 978-3-426-52130-4

In einer Sommernacht kommt die Witwe Edith Felber ums Leben, als während eine Unwetters das Dach ihrer Werkstatt einstürzt.
Ihr Sohn, der Kriminaltechniker Lukas Felber, und dessen sensible Schwester Sarah sind schockiert, als sich der Tod der Mutter als Mord entpuppt.

Hauptkommissar Ehrlinspiel leitet die Ermittlungen, ihm zur Seite steht Karolina Baumann, die neue Konfliktberaterin.
Als die beiden tiefer die Familiengeschichte der Felbers dringen, gerät ihr Kollege Lukas ins Zwielicht. Was hat es mit dem tödlichen Unfall seines Vaters vor 28 Jahren auf sich? Und warum reagiert Sarah so aggressiv auf ihren Bruder?
Felber kämpft mit wachsender Angst und einer grausamen Erkenntnis. Auch Baumann weiß mehr als die Kollegen. Als sie sich Lukas anvertraut, gibt es einen weiteren Todesfall …...

Rezension:
Ein tragischer Unfall bildet den Auftakt eines ebenso spannenden wie bitteren Dramas, in das Kommissar Ehrlinspiel in seinem vierten Fall verwickelt wird.
Nach einem Zeitsprung in die Gegenwart ist es jedoch zunächst ein ganz anderes, überaus grausames Geschehen, das den Freiburger Beamten auf den Plan ruft:
Die knapp 70-jährige Edith Felber ist qualvoll in einer Schlammlawine ertrunken, von der die alte Kunstschreinerwerkstatt ihres verstorbenen Mannes überflutet wurde. Das Perfide daran: Jemand hat der alten Dame den lebensrettenden Ausweg versperrt.
Zusätzliche Brisanz erhält der Fall durch die Tatsache, dass ein Mitarbeiter des Kommissariats persönlich betroffen ist – die Tote war seine Mutter.

Doch das ist noch lange kein Grund für Reimer, den dauerlächelnden Chef, der seine Macht gern dadurch demonstriert, dass er den Mitarbeitern willkürlich Aufgaben zuweist, die oftmals weder ihren Begabungen noch ihren persönlichen Neigungen entsprechen, Lukas Felber temporär vom Dienst zu beurlauben.
Stattdessen setzt er die neue Konfliktberaterin auf den Kriminaltechniker an. Katharina Baumann soll sich um dessen Seelenheil kümmern. Was niemand ahnt: Auch die 42-jährige, durch Jobtausch von Rostock in den Schwarzwald gewechselt, hat ihre ganz eigenen Dämonen und Geheimnisse, in denen eine heimliche Liaison, eine Gewalttat und eine Rechnung aus der Vergangenheit eine große Rolle spielen.

Überhaupt haben offenbar die meisten Figuren irgendetwas zu verbergen oder erscheinen bei genauerer Betrachtung in einem ganz neuen Licht. In welcher Beziehung steht beispielsweise David Schindler, der mit seiner gut 20 Jahre jüngeren Freundin Jenny im Nachbarhaus lebt, zur Familie des Opfers? Angeblich ist er ein Jugendfreund von Lukas und dessen Schwester Sarah, die sich zunehmend seltsamer verhält.

Wo man hinschaut in diesem Psychodrama gibt es innerfamiliäre Konflikte. Was nach außen harmonisch wirkt – wie das Familienleben des erfolgreichen Anwalts mit künstlerisch begabter Gattin und zwei wohlgeratenen Kindern, hat nicht nur Risse sondern riesige Krater. Dabei sind im Grunde alle Beteiligten Verlierer – die gegenseitigen Kränkungen und Verletzungen erfolgen oft aus reiner Hilflosigkeit heraus, was die Sache aber natürlich nicht besser macht, etwa wenn Sarah ihre Kinder einsperrt.
So ist auch die junge Jenny verzweifelt bemüht, es dem Mann Recht zu machen, den sie für die große Liebe ihres Lebens hält, weil er sie aus ihrem trostlosen Alltag an der Ostsee befreit hat. Wenn sie in Highheels und Minirock den Putzlumpen schwingt, dann ausschließlich, weil sie davon überzeugt ist, ihrem David damit Freude zu bereiten.
Lukas Felber wiederum hat sich dafür entschieden, lieber mit Hund Jagger sein Leben zu teilen als mit einem menschlichen Gefährten.
Und auch Ehrlinspiel selbst hinterfragt mehr als einmal seine Beziehung mit Hanna, die in den vorangegangenen Bänden stets als Hobby-Ermittlerin in Erscheinung trat, nachdem sie ihren Hamburger Lebensmittelpunkt komplett aufgegeben hatte. Diesmal ist die Journalistin nur am Rande involviert, trotzdem fehlt die persönliche Komponente natürlich nicht, da das komplette Ermittlungsteam Kriminaltechniker Felber fast freundschaftlich verbunden ist.

Über lange Strecken ahnt der Leser nur, dass hier vieles in der Vergangenheit und Gegenwart gewaltig schiefgelaufen sein muss, egal, ob es um Erziehung und den Umgang miteinander innerhalb der jeweiligen Familien oder die generellen Beziehungen zu anderen Menschen geht. Dabei scheint keiner der involvierten Personen von Grund auf niederträchtig oder gemein zu sein – abgesehen von den Beteiligten des Übergriffes auf die dunkelhäutige Katharina, die aber nie wirklich zur Rechenschaft gezogen wurden. Es sind vielmehr die Umstände - hier eine unglückliche Liebe, dort ein persönlicher Verlust, eine schwere Krankheit, finanzielle Schwierigkeiten – die etwas ins Rollen gebracht haben, was durch die dann erreichte Eigendynamik nicht mehr aufzuhalten ist und unweigerlich zur Katastrophe führen muss.

Die durchgehend packende Handlung zieht die Leser schnell in ihren Bann, zumal auf dem Weg zur Auflösung nicht nur Kombinationsgeschick gefragt ist, sondern auch einige atemberaubende Verfolgungsjagden für einen Anstieg des Adrenalinspiegels sorgen.
Der Roman erinnert stark an eine griechische Tragödie – inklusive des unweigerlich dramatischen Finales. Damit hat Glauserpreisträgerin Petra Busch wieder einmal gezeigt, dass sie tief in die Psyche der Menschen einzudringen weiß und dadurch Figuren mit vielfältigen Facetten schafft, die niemanden gleichgültig lassen.
Bitte weiter so!