Hans S. Petersen

(wie er sich in seinen biographischen Notizen - Stand 2001 - selbst beschreibt):

Ich bin in Dänemark geboren, genauer gesagt in Nordschleswig, aber nicht in eine dänische Familie, sondern in eine deutsch-dänische.
Unsere Nachbarn nannten wir immer "die Dänen*', wenn wir ganz allgemein über sie sprachen. Die Sprache, in der wir über "die Dänen" sprachen, war indessen dänisch, oder um erneut genau zu sein, ein dänischer Dialekt, ungefähr so weit entfernt von der Hochsprache wie das Plattdeutsche vom Hochdeutsch.
Ich bin 1962 geboren, und obwohl ich also erst weit nach dem zweiten Weltkrieg zur Welt kam, hatte die Tatsache, dass dieser Krieg von Deutschen angezettelt wurde und die damit auf irgendeine Weise verquickte Tatsache, dass ich ein Deutscher in Dänemark war, eine mehr als gewichtige Bedeutung in meiner Kindheit.
Wenn es richtig heftig wurde, nannte man mich "Hitler-Schwein".
Das hätte dazu führen können, dass ich mich bemüht hätte, das Deutsche abzustreifen und mich zu "verdänischen", um der historischen Schuld aus dem Weg zu gehen. Aber das tat ich nicht. Deutsch war immer meine literarische Sprache.
Ich las und schrieb auch dänisch, aber wesentlich weniger - allerdings Comics fast ausschließlich, weswegen ich mich mit dem deutschen Asterix oder dem deutschen Tim nie so recht anfreunden konnte.
Meinen ersten Roman schrieb ich mit fünfzehn auf Deutsch, und er handelte von einer Klassenreise nach Berlin. Danach schrieb ich ein Dutzend Jahre lang nicht mehr; aber ich ging nach dem Abitur nach Deutschland, um dort zu studieren und die deutsche Sprache vollkommen zu beherrschen (seltsam naive Träume von Perfektion).
Ich studierte zuerst ein paar Semester Jura, dann ein volles Quantum VWL, denn ich wollte später einen einigermaßen gut bezahlten Job haben, falls es mit dem Schreiben nichts werden sollte.
Als ich diesen einigermaßen gut bezahlten Job hatte, in Kopenhagen in einer Bank, ging es mir nicht gut und ich fing wieder zu schreiben an. Das erste Manuskript spielte in meinem alten Gymnasium, das zweite auf Ibiza, beide waren autobiographisch, und kein Verlag wollte sie haben.
Zu dem Zeitpunkt lebte ich seit einigen Jahren in Kopenhagen, und ich beschloss, es mal auf dänisch zu versuchen. Die Geschichte spielte in einem Dorf in Nordschleswig, war allerdings nicht sonderlich autobiographisch, außer dass unter anderem die Problematik des Deutschseins in Dänemark behandelt wurde.
Nach etlichen Kürzungen wurde das Manuskript genommen, erschien I993 und wurde zum besten dänischen Debütwerk des Jahres gekürt. Ich schrieb aber weiterhin vor allem auf Deutsch, fast ausschließlich Krimis.
Aus privaten Gründen ging ich nach Deutschland zurück, nach Frankfurt, wo ich in einer Bank arbeitete. Ich schrieb den Kriminalroman "Die Täuscher", der 1998 erschien und 1999 von der Raymond-Chandler Gesellschaft als bester deutschsprachiger Kriminalroman ausgezeichnet wurde.
Da wohnte ich schon in Berlin und hatte einen weiteren Thriller geschrieben und veröffentlicht, der sich mit der Wende beschäftigte - und damit, wieso man einen Menschen, den man im Kern nicht mag, zum besten Freund haben kann, und wie man sich damit befasst, nachdem er tot ist.
Danach schrieb ich an einem Fußballthriller, der soeben veröffentlicht wurde.

Geest