Astrid Lindgren

Umfassende Informationen bieten der Lindgren-Autoreneintrag auf der Webseite des Oetinger-Verlages und natürlich die offizielle Astrid Lindgren Page.
Darüber hinaus kann sich der Fan problemlos stundenlang auf der Webseite von Tonia Tünnissen-Hendric (geboren 1970 und eine begnadete Sucherin und Finderin in Sachen Pippi Langstrumpf) aufhalten ...

Astrid Lindgren wurde geboren im November 1907 als zweites Kind des Landwirts Samuel August Ericsson und seiner Frau Hanna. Der Pfarrhofpächter, seine Frau und seine vier Kinder (Bruder Gunnar ist ein Jahr älter, die Schwestern Stina und Ingegerd werden 1911 und 1916 geboren) lebten auf einem kleinen Hof, ganz in der Nähe einer kleinen Stadt in Småland namens Vimmerby - und nicht zufällig tragen die Szenen einer glücklichen Kindheit, die Lindgren in ihren Büchern beschreibt, (wie etwa bei den Kindern aus Bullerbü oder den Ferien auf Saltkrokan) autobiografische Züge.
Nach der Schule ging die Autorin nach Stockholm, wo sie nach ihrer Ausbildung als Sekretärin eine Stelle bei einem Automobilclub antrat, Mutter von Lars Lars (geb. 1926/gest. 1986) und Karin (geb. 1934) wurde und 1931 Sture Lindgren (gestorben 1952) heiratete.
Ihren beiden Kindern erzählte die Schwedin unendlich viele Geschichten - doch aufgeschrieben wurden diese nicht. Dies hatte einen ganz besonderen Grund: Bereits in der Schule hatte man der kleinen Astrid aufgrund ihrer guten Aufsätze eine große Karriere als Schrifststellerin prophezeit - was diese so erschreckte und abstiess, dass sie direkt den Beschluß fasste, KEINE BÜCHER zu schreiben.
Dies hielt die in späteren Jahren engagierte Tierschützerin auch lange Zeit durch - bis eines Tages "Pippi" geboren wurde. Die Erfinderin des Names war jedoch nicht etwa die Erfolgsautorin selbst, sondern ihre siebenjährige Tochter, die 1941 mit einer Lungenentzündung im Bett lag und permanent von ihrer Mutter neue Geschichten einforderte. Und so bat sie wieder und wieder wie Kinder es tun: "Erzähl' mir was von Pippi Langstrumpf!"
Ein solcher Name war Programm - und Lindgren gab sich die allergrößte Mühe, dem Charakter dieses ganz besonderen Mädchens gerecht zu werden. Dies wurde von Karin und ihren Freunden mit großer Begeisterung honoriert, die auch nach dem Abklingen der Krankheit über Jahre hinweg anhielt.
Aufgeschrieben war die Story damit aber noch lange nicht - dazu war ein zweiter "Krankenstand" nötig; diesmal lag die mittlerweile 37jährige selbst als Patientin im Bett, weil sie sich im März 1944 den Fuß beim Sturz auf einer Eisplatte verstaucht hatte. Zum Zeitvertreib brachte die gelernte Sekretärin "Pippi" als Stenogramm zu Papier - in einem Zeitraum von gerade mal zwei Monaten.
Als dann Lindgrens Tochter im Mai des gleichen Jahres ihren 10. Geburtstag feierte, bekam sie das Manuskript als Geschenk; gleichzeitig schickte die Wahl-Stockholmerin eine Kopie an einen Verlag. Weniger aus der Überzeugung heraus, dass das Buch ein Erfolg werden würde, sondern weil sie selbst so viel Gefallen an ihrer Figur gefunden hatte, dass sie dies gern publik machen wollte.
Und in der Tat wurde das Manuskript zurückgeschickt. Doch in der Zwischenzeit hatte Lindgren Gefallen am Schreiben gefunden und auch ihr Talent dazu entdeckt. Aus diesem Grund beteiligte sie sich 1944 am Mädchenbuchwettbewerb des Verlages Rabén & Sjögren, wo sie mit "Britt-Mari lättar sitt hjärta" ("Britt-Mari erleichtert ihr Herz"). auf dem zweiten Platz landete.
Als derselbe Verlag im darauffolgenden Jahr einen Kinderbuchwettbewerb veranstaltete, versuchte Lindgren nochmals ihr Glück - diesmal mit einer etwas überarbeiteten Version ihrer Pippi-Geschichte. Und siehe da: Diesmal reichte es zu Platz eins!
Lindgren selbst schreibt über diese Zeit: "Da war der Stein ins Rollen gekommen. Pippi wurde ein Erfolg, obwohl es natürlich auch Leute gab, die das Buch schockierend fanden und glaubten, dass sich in Zukunft alle Kinder so aufführen würden wie Pippi. "Kein normales Kind isst beim Kaffeekränzchen eine ganze Torte auf", schrieb jemand entrüstet. Und das stimmt ja auch. Ein normales Kind hebt aber auch kein Pferd hoch. Doch wer dazu in der Lage ist, kann vielleicht auch eine ganze Torte verdrücken."
1946 schließlich schickte Lindgren zum dritten Mal ein Manuskript an Rabén & Sjögren. Diesmal im Rahmen eines Detektivgeschichten-Wettbewerbs. Man muss kein Sherlock Holmes sein, um zu erraten, dass sie sich auch diesmal ganz vorne platzieren konnte. Mit "Kalle Blomkvist" errang die Spätberufene einen geteilten ersten Preis.
Kein Wunder, dass sie nun weiterschrieb - Bücher, Bilderbücher, Theaterstücke, Lieder, Filme, Radio- und TV-Serien. In der Summe kam sie so auf mehr als siebzig "Produkte", die in achzig Sprachen übersetzt wurden. Dazu gehören unter anderem:
Die Kinder aus Bullerbü
Michel aus Lönneberga
Ronja Räubertochter
Karlsson vom Dach
Kinder aus der Krachmacherstrasse
Madita
Kalle Blomquist
Ferien auf Saltkrokan
Parallel dazu wurde sie nun auch in anderer Funktion für ihren Haus-Verlag tätig - von 1946 bis 1970 als Leiterin der Kinderbuchabteilung.
Die vielfache Großmutter und Urgroßmutter hat sich stets bemüht, über das zu schreiben, worin sie sich auskannte. Eine Kindheit auf dem Land und in einer Kleinstadt zum Beispiel. Und trotz ihrer zahlreichen Auszeichnungen - um nur einige zu nennen: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels - Alternativer Nobelpreis - Internationaler Jugendbuchpreis - Hans-Christian-Andersen-Medaille - Große Goldmedaille der Schwedischen Akademie - Schwedischer Staatspreis für Literatur - Deutscher Jugenditeraturpreis - blieb die Frau, nach der überall auf der Welt Straßen und Schulen benannt sind, sehr bescheiden.
Bevor sie am am 28. Januar 2002 mit 94 Jahren in ihrer Stockholmer Wohnung nach langer Krankheit für immer einschlief, sagte sie einmal in einem Interview:
"Ich versuche nicht bewusst, die Kinder, die meine Bücher lesen, zu erziehen oder zu beeinflussen. Doch hoffe ich, mit meinen Büchern ein ganz klein wenig zu einer menschenfreundlichen, lebensbejahenden und demokratischen Grundeinstellung der Kinder beitragen zu können. Schließlich muss es auch Bücher geben, die nichts anderes als reines Leseerlebnis vermitteln möchten. "Danke, dass Sie eine düstere Kindheit erhellt haben", stand auf einem kleinen Zettel, den mir eine unbekannte Frau einmal zusteckte. Das reicht mir. Wenn ich auch nur eine einzige düstere Kindheit erhellen konnte, bin ich zufrieden...."

Pippi im Park