Peter J. Kraus

Die nachfolgende launige Selbstbeschreibung ist entnommen, der Webseite des Autors. Dort finden sich außerdem Informationen zu den anderen Büchern des Radiomoderators - ein Mix aus Reisebericht und Stories rund um die Musik, umfangreiche Textproben und eine Fülle von Fotos, bei deren Anblick man ins nächste Flugzeug springen und sofort in die USA reisen möchte …

Warum grinsen Leute immer, wenn sie Bios lesen? Weil der Mensch gern Lügen liest, deshalb. Am allerschönsten sind Bewerbungen – da werden schulische Extremleistungen geflunkert, akademische tours-de-force, man hebt sich gesellschaftlich in kaum erahnte Höhen und lässt bescheiden durchblicken, dass die so errungenen Berufs- und Lebenserfahrungen zur Weltspitze gehören. Biografien sind also dem Roman eng verwandt. Womit wir bei mir angelangt wären.
Ich schreibe Romane. Das war allerdings nicht immer so. Angefangen hat´s mit Einzelbuchstaben. So um 1944 herum. Da war ich gerade mal drei, die Tausendjährigen waren schon beim elften Zwölftel angelangt, von Adersheim aus sah man an einem Herbstabend Braunschweig brennen und ich wunderte mich, ob das normal sei.
War´s wohl. Denn kaum waren wir vier in Los Angeles angekommen, als die Schlagzeilen täglich vom „Kampf der Demokratie gegen die Unterdrückung“ berichteten. Was ich inzwischen lesen konnte. (Wir kamen nicht im vergangenen März nach Los Angeles, sondern im Winter 1949. Die Schlagzeilen blieben seither gleich, nur die Schauplätze änderten sich).
Schule klappte prima (Vorsicht! Roman), ungeliebtes Studium der Betriebswirtschaft auch. Anschließend Maloche im elterlichen Unternehmen – wozu Kaufmann werden, wenn sich´s nicht lohnen soll? Der kalifornische Betrieb wurde über die Jahre zum deutschen Betrieb, aus dem jungen Kaufmann wurde ein ältlicher Kaufmann. Einer, der für sein Leben gern Musik hörte und schrieb. Rockmusik und Stories. Was auch der jungen deutschen Ehefrau gefiel und den jungen deutschen Kindern.
Wer in Südkalifornien aufwächst und dann zurück in die Kälte zieht, der hat zeitlebens Heimweh. Dagegen hilft nur Umzug. Was wir prompt taten. Frau, Kinder, Kaufmann, der keiner mehr sein wollte. Sondern Musiker und Schriftsteller.
Rockradio habe ich moderiert, bald zwanzig Jahre lang, in und um Santa Barbara, Kalifornien. Was zur freien Mitarbeit bei einer Menge deutscher Rundfunksender führte, noch säuberlich getrennt nach Ost- und Westfunk. Nach dem Mauerfall schwamm ich mittendrin im vereinigten Tohuwabohu – von Saarbrücken über Berlin bis Leipzig. Jahrelang. Zwischendurch kam die Gelegenheit, für einen jungen Verlag ein Buch über die Rockgeschichte und die Rockszene Kaliforniens zu schreiben. Was ein Jahr später zu einem Buch über die Popkultur der Route 66 führte. Und ein Jahr darauf zu einer Bluesfibel.
Wer drei Sachbücher schreibt, der ist reif für den Roman. Meint er. Also setzte ich mich hin, zwischen Radiogigs und Reiseberichten für deutsche Zeitschriften, und schrieb einen Roman. Über einen kalifornischen Radiomacher und die Geier, denen er in die Klauen gerät. Sowas ist nicht zwischen Tür und Angel zu machen – das dauert. Als der Geier endlich bei Knaur eine Heimat fand, saß ich schon wieder seit Monaten an Geier II. Und drei weiteren Texten, alle in verschiedenen Stadien des Werdens.
Geld haben wir immer noch keines. Aber vier Bücher, die ich bei amazon.de angucken kann, wenn die Stimmung mal verfliegt. Oder sich die Faulheit meldet.
Danke fürs Interesse. Das meiste stimmt übrigens. Ist nur ganz wenig gelogen.

Geier

(Foto: privat)