Jürgen Alberts
Frank Göhre
Rainer Griese
Kreuzverhöre
Zehn Krimiautoren sagen aus
Krimiautoren packen aus!
Rezension:
Miss Sophie
Gerstenberg, gebunden (incl. CD)
ISBN 3-8067-2853-4
Endlich sehen wir mit eigenen Augen die Tatorte, die Orte, wo Krimiautoren ihr mörderisches Werk vollbringen: ihre Schreibtische und Bibliotheken, ihre Gärten und Häuser. Und wir werden durch die Geschichte des deutschsprachigen Kriminalromans geführt.
Im Kreuzverhör stehen Krimiautorinnen und Kriminalschriftsteller, die repräsentativ für vier Jahrzehnte des deutschsprachigen Krimis sind.
Sie geben die Hintergründe ihrer schriftstellerischen Taten preis, offenbaren deren Vorgeschichte und lüften das Geheimnis ihrer Verbindungen zur Unterwelt der Krimiliteraten und - verlage.
Endlich hören wir mit eigenen Ohren die ins Kreuzverhör genommenen Autoren auf CD. Außerdem leihen sie ihre Stimme den Helden ihrer Romane.
Aufwendig gestalteter Bildband mit wunderbaren Photos von Rainer Griese (fast möchte man anfangen, Krimis zu schreiben, um sich so portraitieren lassen zu können....).
Einfühlsame Texte, bei denen auch zwischen den Zeilen viel von der Persönlichkeit der interviewten Krimi-Autoren zu spüren ist. Manche von ihnen kommen über weite Strecken selbst zu Wort, andere werden vorwiegend beschrieben, aber so eindrücklich, daß man meint, sie vor sich zu sehen - und Zitate gibt es allemal.
Daß Alberts und Göhre sich für ihre Gesprächspartner viel Zeit genommen haben, das zahlt sich für den Leser aus - und wird wohl dann, wenn die Interviews in südlichen Gefilden zu führen waren, auch für die Verfasser des Buches selbst nicht allzu unangenehm gewesen sein.
Besonderes "Bonbon" - die CD, von den "Schreibtischtätern" höchstselbst be-sprochen und be-lesen. Mit all der Heiterkeit, die bei den Interviews offensichtlich nicht zu kurz kam und mit dieser Begeisterung für das eigene geschriebene Wort, die den Textpassagen streckenweise fast schon Hörspielcharakter verleiht.
Eine gelungene Ergänzung, diese lebendigen Stimmen zu den Hochglanzbildern des Buches. Und eine erinnerungsträchtige noch dazu im Hinblick darauf, daß der Mann, dem "Kreuzverhöre" gewidmet ist, Hansjörg Martin, wenige Monate nach dem letzten Treffen mit den Autoren des Buches, verstorben ist.
Insgesamt ist gut bedient mit diesem Werk, wer sich umfassend über die zehn interviewten Krimi-Schriftsteller informieren will. Und für den, der ihre Romane noch nicht kennt, stellt es einen Anreiz dar, dies nachzuholen.