Das Buch direkt bei Amazon bestellen Andrew Vachss
Tief im Abgrund

(7. Band)
Original: Down in the Zero
Heyne TB
ISBN 3-453-11657-7

Der einzelgängerische Spürhund Burke hat längst keine Illusionen mehr. Aber der Hilferuf eines Jungen, der um sein Leben fürchtet und ihn als Leibwächter engagieren will, ist ihm eine heilige Pflicht.
Diese Pflicht führt ihn diesmal auf die Sonnenseite des amerikanischen Traums, in eine der Nobelgegenden New Yorks.
Doch auch dort begegnen Burke die altbekannten Dämonen, die menschlichen Monster, die Leben in Alpträume verwandeln.

Rezension:
Düsterer noch als die Vorläufer ist dieser "Ausflug" von Burke in die Abgründe von Perversitäten in der "guten" Gesellschaft.
Fast meint man die Zerrissenheit des Helden, ob seines fürchterlichen Fehlers im vorhergehenden Band (er tötet irrtümlich ein Kind) selbst körperlich zu spüren.
Es scheint, als sei auch der Autor unentschieden, ob er Burke seinen Kampf gegen die Zerstörer von Kinderseelen weiterführen lassen soll - so lange dauert es, bis die Story "wirklich" losgeht.
Und doch wird dem Leser die Zeit nicht lange. Zu faszinierend sind die Charakterisierungen jener "Typen", die das New York jenseits vom Glamour eines schillernden 24-Stunden-Einkaufsparadieses (für das viele Nicht-Amerikaner die Stadt halten) bevölkern.
Die Handlung selbst weicht - natürlich bewußt - kaum von dem ab, was sich in Vachss' übrigen Romanen abspielt: Kinder werden mißbraucht - physisch und psychisch - von Menschen, die entweder nur ihrem Profi im Auge haben oder ihrerseits als Kinder Opfer von Gewalt gegen Leib und Seele waren.
Ein Teufelskreis.
Im Vergleich zu anderen Büchern aus der Serie fehlt eine gewisse Leichtigkeit - ein Intermezzo beispielsweise mit dem klassische Tölpel, der auf Ausbeutung aus ist und dann selbst übers Ohr gehauen wird, an dem sich der Leser schadenfroh ergötzen und so zumindest für ein paar Minuten dem restlichen deprimierenden Szenario entfliehen kann.
Andererseits: Schildert Vachss nicht bewußt alle grausamen Taten en Detail, um aufzurütteln, träge Bürger in warmen Stuben daran zu erinnern, daß - obgleich zum Großteil Fiktion - seine Schriften im Kern ein Abbild der Wirklichkeit darstellen?
In diesem Fall ist es dem Leser durchaus zuzumuten, die Depression und Verzweiflung der Protagonisten zu teilen.
Also: Lesen!

Miss Sophie