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Die Nacht der Sieben Sünden

Original: Il banchetto
Deutsch von Bruno Genzler
C. Bertelsmann, gebunden
ISBN 3-570-00262-4

Im Winter des Jahres 1488 durchquert ein bizarrer Zug Italien. 400 Adelige begleiten die neapolitanische Prinzessin Isabella zu ihrem Bräutigam Gian Galeazzo Sforza, Herzog von Mailand.
In dem oberitalienischen Städtchen Tortona sollen die Feierlichkeiten anläßlich der politisch bedeutsamen Verbindung in einem Hochzeitsbankett gipfeln, wie es die Welt noch nie gesehen hat.
Während sich die illustre Gesellschaft auf ihrem Weg nach Tortona essend, trinkend und liebend vergnügt, laufen dort die Vorbereitungen auf Hochtouren. Regisseur dieser Inszenierung der Gaumenfreuden ist Mastro Stefano, begnadetster Kochkünstler seiner Zeit. Ihm zur Seite stehen sein Freund, der Gesandte Jacopo Trotti, und das Genie Leonardo da Vinci.
Unterwegs zu Wasser und zu Land wetteifern die Damen und Herren des europäischen Adels in der Zurschaustellung von Reichtum, Raffinesse und Schönheit. Doch nach einer ausschweifenden Nacht wird ein junger Edelmann aus dem Gefolge des Herzogs tot aufgefunden - von hinten erstochen. Die vornehme Gesellschaft ist schockiert. Aber das Fest geht weiter. Und dann geschieht der nächste Mord. Wieder ist es ein Freund des jungen Herzogs.
In Tortona erreicht die Kunde von den geheimnisvollen Todesfällen auf Mastro Stefano in seiner Küche. Trotz der anstrengenden Vorbereitungen findet er Zeit, mit Jacopo Trotti über Hintergründe und Mörder zu spekulieren. Die beiden ahnen, daß der noblen Gesellschaft während des Banketts noch allerhand Überraschungen bevorstehen werden, denn über dieser Nacht der Sieben Sünden schwebt ein Fluch...

Rezension:
Kenntnisreich berichtet der Autor über die Herzogtümer Mailand und Neapel im Italien der Renaissance und ihren Versuch sich anläßlich einer Hochzeit gegenseitig an Pomp und Stil zu übertreffen. Mittel zum Zweck sind dabei vor allem die Zurschaustellung von Reichtum und immer wieder opulente Bankette. Politische und amouröse Verwicklungen sowie bisweilen ein Mord vervollständigen den Cocktail.

Alle notwendigen Ingredienzien sind vorhanden - das Resultat jedoch enttäuscht. Das Buch erinnert über weite Strecken an den Schickeria-Journalismus à la Michael Graeter - 500 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Ein guter Teil der Seiten wird mit Speisefolgen und immer wieder Speisefolgen gefüllt. Das Wasser läuft einem trotzdem nicht unbedingt im Mund zusammen, da die Gerichte für heutige Geschmäcker vorsichtig formuliert sehr ungewöhnlich sein dürfte. Beispiel: Hammel mit Zucker, Zimt, Nelken und Knoblauch (!). Hinzu kommt die allgegenwärtige Frage wer was anhat und eine Reihe belangloser Techtelmechtel. Was fehlt sind die Fotos.

Die Charaktere hingegen, die politischen Hintergründe und die Mördersuche (die erst im letzten Drittel des Buchs beginnt) bleiben eher matt. Dies gipfelt in der Tatsache, daß die Auflösung der Mordserie auf recht holprige Art und Weise durch einen (sowohl überflüssigen als auch unglaubwürdigen) Brief des Täters bewerkstelligt wird.

Fazit: was als pralles Sittengemälde angekündigt wird, bleibt leider blutleer. Schade.

Zack

 

Gastrezension(en):


Name:
Email: darksheep148@web.de
Datum: 25.11.2004 (16:46)

Ich fand dieses Buch nicht schlecht! Geht man aber von Titel und von der Geschichtsvorschau (oder wie man das auch nennt was sich auf der letzten seite befindet, um den Leser neugieriger aufs Buch zumachen) aus, so werden die Erwartungen nicht erfuellt! Der Titel verspricht zu viel, finde ich! Vom Titel und der 'Zusammenfassung abgesehen' finde ich die Story gar nicht schlecht!