Das Buch direkt bei Amazon bestellen Kim Smage Gabriele Haefs
Wer die Regel bricht

Original: Lex Love
Deutsch von Gabriele Haefs
Fretz & Wasmuth gebunden
ISBN 3-502-10685-1

Es hätte ein Überraschungsbesuch werden sollen. Warum also vorher anrufen? Kjersti kennt ihren Hogne genau: ein harter Bursche, der den Schnabel weit aufreißt, aber total treu ist, weil er das braucht.
Sie kommt nach Schottland auf das Versorgungsschiff, auf dem ihr Freund Dienst tut, doch dort ist kein Hogne.
Hogne steht auf dem Kai und wartet. Aber nicht auf Kjersti - sondern auf eine Frau mit Kind, das Hogne begeistert in die Arme fällt.
Als Kjersti wieder zu sich kommt, beschließt sie, sich zu rächen. Aber es soll eine exquisite Rache werden, eine Rache, die Hogne den Rest seines Lebens nicht mehr vergißt.
Doch mit den Folgen hat selbst Kjersti nicht gerechnet.

Rezension:
Frauen sind die besseren Krimiautoren.
Zumindest sind sie in Deutschland, wenn auch zahlenmäßig den männlichen Kollegen unterlegen, in der Lesergunst weiter vorne.
Woran das liegen kann, dazu äußerten sich bekannte deutsche Krimiautorinnen auf dem Krimi-Symposium 2000 in der Lüneburger Heide. Ein guter Kriminalroman befriedige bei den Leserinnen und Lesern eben nicht nur die Sucht nach Spannung, er sollte auch Einblicke in das Seelenleben oder in fremde Milieus geben, Zusammenhänge aufzeigen und Aufklärung betreiben. Action allein genügt da nicht.
Frauen gehen in ihren Erzählungen mehr in die Tiefe, beobachten schärfer und schildern, was sich vor einem Mord aufgeladen hat.
So auch die skandinavische Autorin Kim Smage. Ganz zum Schluß erst geschieht so etwas wie ein Mord.
Und der hätte eigentlich auch nicht sein müssen. Im Gegenteil, die erzählte Geschichte von einer, die einen Liebhaber verliert und einen neuen gewinnt, nur um diesen auch wieder zu verlieren, ist so spannend und so realistisch-sicher erzählt, dass der Schluß überdreht und aufgesetzt wirkt.
Hätte nicht sein müssen. Musste wohl nur sein, weil´s sich um einen Kriminalroman handelt, und da müssen eben Tote vorkommen. Und nicht nur Liebe und Rache und Seelenschmerz und Vater-Tochter-Konflikt und Selbstfindung. Ist doch ne ganze Menge an psychologischem Hintergrund.
Bis auf die letzten zwei Seiten ist das Buch so geschreiben, dass man sich genau in Kjersti hinein versetzen kann, mindestens ein Aspekt aus Kjerstis Leben kommt mit Sicherheit auch im Leben der Leserin vor, das spinnt Anknüpfungspunkte in die eigene Lebenssituation. Und ein männlicher Leser kann sich voyeuristisch in die Gedankenwelt einer Frau hinein tragen lassen. Vielleicht versteht er ja auch das eine oder andere. Sonst ist er halt auf Seiten der Männer, denen Kjersti begegnet und die sie beobachtet und auf deren Taten sie reagiert.
Eigentlich eine schöne Geschichte.
Eine enttäuschte-Liebe-Geschichte mit einer befreienden Rache, die erst durch eine neue Liebesgeschichte wirklich befreit. Schade nur, dass die neue Liebe, die eine romantische Leserin lieber als wahre Liebe gesehen hätte, so gemein enden muss.

Iris Groschek