Norbert Klugmann
Schweinebande
rororo TB
Jedes Jahr fahren 80 Millionen Menschen eine der 160 Raststätten an deutschen Autobahnen an. Diese kleine Welt im Niemandsland zwischen Straße und Hinterland bietet ungeahnte Gefahren für ahnungslose Reisende und fette Beute für Verbrecher jedweder Couleur.
Ort der Handlung: Deutschland in einer schwülen Sommernacht.
Das Ende ist unausweichlich: Karrieren, Lebensplanungen und die Tankstelle fliegen in die Luft - und es sind viel mehr Waffen im Einsatz, als die Polizei erlaubt.
Rezension:
Promi-Tip: Lutz Reichert
ISBN 3-499-43175-0
Schauplatz: eine Autobahnraststätte.
Im Rahmen der Großfahndung nach europaweit agierenden Schiebern von Schweinefleisch schließt die Polizei eine Raststätte hermetisch von der Au0enwelt ab. Wer zufällig Gast ist oder dort arbeitet, sitzt in der Falle.
Diese Personen hat es erwischt:
... ein Sportjournalist, der zusammen mit einer jungen Fotoreporterin randalierenden Hooligans auf der Spur ist.
... ein Immobilienmakler, der als Wessi schamlos Ossis über den Tisch zieht.
... ein altes jüdisches Ehepaar, das nach 60 Jahren zum erstenmal wieder nach Deutschland gekommen ist.
... zwei Frauen, die nicht nur Pilze suchen.
... Rita, die Autobahnhure, die nichts mehr erschüttern kann.
... ein bekannter Schauspieler, der seine Homosexualität bislang verbergen konnte und einen Sohn aus dem Hut zaubert.
... und natürlich Kantinenpersonal, eine Menge cooler Trucker und mehrere Lkw-Ladungen tiefgefrorener Schweine, deren Verfallsdatum manipuliert werden soll.
Was der beste deutsche Autor des Genres hier zu Papier gebracht hat, ist schlichtweg genial.
Idee und Plot dieser spannenden Geschichte, die sich in einer Autobahnraststätte abspielt, sind einfach gut - immer wieder ergeben sich neue Wendungen und der Leser erlebt eine Überraschung nach der anderen.
Die Figuren des Buches sind wenige, aber so schön ausgearbeitet, daß sich ein Kammerspiel mit sehr viel Dichte ergibt. Das jedoch alles andere als "betulich" endet - dafür sorgt schon der phantasievolle Showdown am Schluß.
Unbedingt lesen! Vor allem natürlich, wenn Sie Klugmann unverzeihlicherweise noch nicht kennen sollten.