Joy Fielding Mechthild Sandberg-Ciletti
Flieh, wenn du kannst

Original: Don't cry now
Deutsch von Mechthild Sandberg-Ciletti
Goldmann gebunden
ISBN 3-442-30633-7

Bonnie Wheeler ist glücklich verheiratet, hat eine reizende Tochter, liebt ihren Beruf als Lehrerin und wohnt in einem wunderschönen Haus in einem noblen Vorort von Boston. Bonnie ist eine Frau, die man nur beneiden kann. Doch mit erschreckender Plötzlichkeit erfährt sie die Zerbrechlichkeit ihres Glücks.
Alles beginnt mit dem Anruf von Joan, der Ex-Frau ihres Mannes, die Bonnie vor einer angeblichen großen Gefahr warnt. Erst bei einem Treffen will sie mehr sagen. Doch dazu kommt es nicht mehr, denn Joan schweigt für immer: Bonnie findet sie erschossen am vereinbarten Treffpunkt vor. Und da Bonnie beim Auftauchen der Polizei Blut an Händen und Kleidung hat, ist sie die erste Tatverdächtige.
Doch nicht allein die Polizei ist hinter ihr her, auch Joans Warnungen scheinen nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Wie aber soll Bonnie ihre kleine Tochter beschützen, wenn sie selbst in größter Gefahr ist?
Statt Antworten tauchen immer wieder neue Rätsel auf, die Bonnie an allem zweifeln lassen, was ihr Leben bisher ausmachte: an Ehemann, Freunden, ja sogar an ihrer eigenen Vergangenheit. Doch ihr Alptraum hat gerade erst begonnen...

Rezension:
Wie keine zweite ist die kanadische Autorin in der Lage, mit leichter Hand Ironie und beklemmende Spannung so zu verknüpfen, daß der Leser dem bis zum Schluß nicht entrinnen kann.
Eins mit der sympathischen Heldin ist er (oder besser "sie", denn die Mehrzahl der Fans sind mit Sicherheit weiblichen Geschlechts) hin- und hergerissen zwischen dem ketzerischen Gedanken, den teilweise absurden und aberwitzigen Situationen mit einem Machtstreich ein Ende zu bereiten, indem er sofort die letzten Seiten aufschlägt und dem alles andere als frommen Wunsch, dieses angenehm gruselige Kribbeln möge noch recht lange andauern.
Fielding zeichnet - wieder einmal - das Psychogramm einer Familie, deren Idylle immer und immer wieder durch ungeahnte Grausamkeiten zerstört wird und bei der man nicht weiß, ob sie aus den Ereignissen gestärkt oder völlig zerrüttet hervorgehen wird.
Jede Bluttat, die geschieht, liefert einen weiteren, kleinen Stein zum Puzzle, an das der Leser doch so ungerne glauben möchte - bis hin zum furiosen Finale.

Miss Sophie