Das Buch direkt bei Amazon bestellen Maj Sjöwall Per Wahlöö
Der Polizistenmörder

(9. Band)
Original: Polismördaren
rororo TB
ISBN 3-499-42390-1

Polizisten graben das Grundstück des Verdächtigen um, aber zum Leidwesen der versammelten Reporter wird die dort vermutete Leiche nicht gefunden. Hat der Mörder sie woanders verscharrt? Doch schon bald hat die Presse eine neue Sensation: Nach einer Schießerei zwischen einer Streifenwagenbesatzung und zwei jugendlichen Dieben kann einer der beiden entkommen. Und nun fahnden Presse und Polizei im ganzen Land nach dem Polizistenmörder.

Im Süden Schwedens, in dem kleinen Ort Anderslöv, ist eine Frau verschwunden, und obwohl es sich dort im allgemeinen noch ruhig und friedlich leben läßt, kann die Möglichkeit eines Verbrechens nicht ausgeschlossen werden. Man fordert also die Hilfe von Riksmordkommissionen aus Stockholm an.
Viel mehr, als der Vertreter der ländlichen Polizeistelle schon getan hat, können Kommissar Martin Beck und seine Kollegen auch nicht tun. Sie befragen die Nachbarn; sie befragen die wenigen Personen, die Sigbrit Märd kurz vor ihrem Verschwinden noch gesehen haben. Zu diesem Personenkreis gehört auch Folke Bengtsson.
Martin Beck kennt Folke Bengtsson. Von einem Fall her, einem besonders scheußlichen Sexualmord, an den er sich nicht gerne zurückerinnert. Die Stockholmer Polizei hatte damals viele Monate benötigt, bis sie die Tote im Götakanal identifiziert und ihren Mörder gefunden hatte...
Und nun hat er es wieder mit Folke Bengtsson zu tun. Hat der ehemalige Sexualverbrecher seinem Drang ein zweites Mal nachgegeben? Er ist nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis nach Anderslöv gezogen, wo er einen kleinen Handel mit Fischen und Eiern betreibt. Er lebt ganz zurückgezogen. Aber in unmittelbarer Nachbarschaft von Sigbrit Märd, und zugegebenermaßen hat er sie noch wenige Zeit vor ihrem Verschwinden auf dem Postamt im Ort gesprochen. Aber hat er die Frau in seinem Auto mit nach Hause genommen? Sie hatte ihren eigenen Wagen an dem Tag in die Werkstatt gebracht und was wäre natürlicher gewesen, als daß er ihr angeboten - oder sie ihn gebeten hätte -, sie mitzunehmen? Folke Bengtsson streitet es ab. Lügt er?
Martin Beck glaubt es nicht; aber das ist natürlich kein Beweis. Auf jeden Fall sieht er mit Schaudern die Möglichkeit eines Justizirrtums auftauchen.
Doch dann passiert etwas ganz anderes, etwas, das gar nichts mit dem Fall Sigbrit Märd zu tun hat:
Zwei jugendliche Diebe werden von einem Streifenwagen gestellt. Es kommt zu einer Schießerei. Der eine der beiden kann entkommen und flieht nach Stockholm - und nimmt das Beweisstück mit dorthin, das einen Mörder in Anderslöv überführen wird. Aber das ahnt er nicht...

Rezension:
Dies ist wohl der einzige Roman des Zyklus, den man beschaulich nennen könnte.
Fast die Hälfte des Buches gibt es noch keinen Fall, weil die Verschwundene eben nur verschwunden und noch gar kein Opfer ist.
Außerdem spielt die Handlung diesmal auf dem Lande außerhalb von Stockholm, was die Atmosphäre ebenfalls sehr verändert.
Martin Beck und sein Freund und Kollege Lennart Kollberg treffen auf zwei schon aus vorangegangenen Fällen bekannte Täter, die auch der systematische Leser der zehn Bände schon kennt.
Bei Martin Beck hat das keinerlei Konsequenzen, bei Lennart Kollberg hingegen führt das zum schon lange fälligen Abschied vom Polizeidienst, allerdings nicht ohne vorher noch von demselben Schreibtisch aus, an dem er sofort danach sein Abschiedsgesuch formuliert, durch einen Geistesblitz den Fall zu lösen. So hat er in den Augen des Lesers einen glänzenden Abgang!
Der Polizistenmörder aus dem Titel ist die ganze Zeit nur eine Randfigur, eine unschuldige noch dazu. Denn der einzige Polizist, der in diesem Werk stirbt, erliegt einer allergischen Reaktion auf einen Wespenstich!
Das, was dem Leser am Ende im Gedächtnis haften bleibt, ist der ruhige Abgang der beiden Hauptfiguren nach getaner Arbeit: Beide gehen frohen Herzens nach Hause, einer immer noch Polizist, der andere arbeitslos, aber mit befreitem Gewissen, und beide freuen sich auf dieses Zuhause.
Sonnenuntergang. Schmusemusikeinlage. Klappe.

Erika Drake