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New York Trilogie - Stadt aus Glas

Original: The New York Trilogy.
Rowohlt TB
ISBN: 3-499-12548-X

Comic "Stadt aus Glas"
Original: City of Glass
Rowohlt TB
ISBN: 3-499-13693-7

Daniel Quinn, ein Kriminalautor, erhält mitten in der Nacht den Anruf eines Fremden und wird auf Grund eines Mißverständnisses in eine Affäre hineingezogen, die komplizierter und undurchsichtiger ist als alles, was er bisher in seinen eigenen Büchern geschrieben hat: Quinn wird, ohne daß ihm Zeit zum Nachdenken bleibt, als Detektiv unter dem Namen Paul Auster eingesetzt.
Wer ist dieser Peter Stillman, den er zu bewachen hat? Und warum versucht sein Vater ihn zu töten? Oder ist der Vater in Wirklichkeit jemand anderer? Und wenn, wer ist der Mann, der ermordet werden soll?
Quinn verfolgt alle erdenklichen Spuren, um eine Antwort zu finden. Die Stadt New York wird für ihn zu einem unerschöpflich weiten Raum, zu einem Labyrinth nicht enden wollender Gänge. Naheliegende Schlußfolgerungen scheinen immer mehr ihre Eindeutigkeit zu verlieren. Aus der vordergründig einfachen Aufgabe, einen Mann aufzuspüren, wird schließlich eine aufreibende Suche nach sich selbst.

Rezension:
"Mit einer falschen Nummer fing es an..." so beginnt Paul Austers "Stadt aus Glas", der erste Teil der New York Trilogie.
Wie für viele, so war auch "Die New York Trilogie" mein erster Auster Roman und ich kann sagen, daß es nicht mein letzter gewesen sein wird.
Die Geschichte beginnt relativ harmlos und doch untypisch für einen Detektivroman.
Ein Mann namens Quinn bekommt einen Anruf von jemandem, der den Privatdetektiv "Paul Auster" sprechen möchte.
Quinn selbst ist Autor mäßig erfolgreicher Detektivgeschichten, die er unter dem Pseudonym "William Wilson" verfaßt. Die Hauptfigur in diesen Romanen ist der Privatdetektiv "Max Work", der in klassischer Philip Marlowe Manier seine klassischen Kriminalfälle als routinierter Macho zu lösen versteht.
Quinn selbst ist gleich zu Anfang von "Stadt aus Glas" eine verkorkste Existenz. Seine Frau und seinen dreijährigen Sohn hat er vor mehr als fünf Jahren unter ungeklärten Umständen verloren und seitdem flüchtet er sich in die klar strukturierte Welt seiner eigenen Kriminalromane.
Quinn bekommt nun durch die falsche Nummer die Chance, sich als Privatdetektiv Paul Auster auszugeben und einen "echten" Kriminalfall zu übernehmen.
Er trifft sich mit dem Anrufer, einen offenbar schwer gestörten "Kaspar Hauser der Neuzeit", der fürchtet von seinem religiös verblendeten Vater umgebracht zu werden, sobald diese aus dem Gefängnis entlassen wird.
Quinn, der sich immer weiter in die Rolle, des Privatdetektivs Paul Auster begibt und dabei seine eigene Romanfigur Max Work als ständigen, imaginären Begleiter neben sich hat, nimmt also die Ermittlungen auf.
Man sieht, schon zu Beginn verschwimmen die Ebenen von Autor, Protagonist, Erzähler und Romanfigur. Was aber am Anfang bei konzentrierter Lektüre noch nachvollziehbar scheint, löst sich im weiteren Verlauf des Romans immer weiter auf und verschwimmt immer mehr.
Als geübter Krimileser verfolgt man gerne die Spuren, die man beim Lesen zu entdecken glaubt, kombiniert und grübelt, um zu einer Lösung zu kommen.
Paul Auster, der irgendwann im Roman von Quinn Besuch bekommt, benutzt diese Erwartungs- und Lesehaltung des Lesers um viele Fährten und Spuren zu legen, die sich im weiteren Verkauf immer wieder als fragwürdig, unklar und noch verwirrender herausstellen.
Am Ende steht nicht die alles aufklärende Lösung eines Agatha Christie Romans, sondern der Leser steht vor einem Berg von Fragen und Bedrückungen, die sich kaum entwirren lassen, aber genau deshalb umso faszinierender sind.
Wer Lust an ungewöhnlicher Krimiliteratur hat und sich nicht scheut, seine Spürnase gehörigst verwirren zu lassen, der ist bei Paul Austers "New York Trilogie" genau richtig.
Ich selbst habe nach dem Roman noch den Comic von Stadt aus Glas gelesen und war ebenso beigeistert, wie Paul Auster selbst, der über den Comic gesagt hat, daß die Comic Version seines Romans dem Original näher kommt, als eine Verfilmung, "weil sie etwas verdichtet und ausstrahlt, was nur in der Zeichnung erreicht werden kann."

Promi-Tip: Carsten Höfer