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Die weiße Löwin

Original: Den vita lejoninnan
Deutsch von Erik Gloßmann
dtv TB
ISBN 3-423-20150-9

Kommissar Wallander steht vor dem kompliziertesten Fall seiner Karriere. Alles beginnt mit dem spurlosen Verschwinden einer schwedischen Immobilienmaklerin - doch schon bald weisen immer mehr Details auf ein teuflisches Komplott von internationalen Dimensionen hin.
Als es Wallander schließlich gelingt, die Details zu einem Bild zusammenzuführen, weiß er, daß es nicht mehr nur um das Wohl Einzelner geht, sondern das Schicksal von Hunderttausenden auf dem Spiel steht.

Rezension:
"Später sollte Wallander sich an den Fall als einen der schwersten und kompliziertesten seines Berufslebens erinnern" - diese Art von mysteriösem Gemurmel des Erzählers lieben Mankell-Fans - und der Autor weiß das ganz genau, denn er gibt seinen Lesern, was sie verlangen.
Oder ist es nur eine geschickt gelegte falsche Spur, mit der er uns ganz einfach suggerieren möchte, dass das, was wir gerade lesen bedeutungsvoller ist, als wir im ersten Moment glauben?
"Die weiße Löwin" ist Mankells Ausflug ins Geschäft des aufklärerischen Politthrillers - es geht um die Attentatspläne einer radikalen Bruderschaft der südafrikanischen Buren, die sich nicht damit abfinden können, dass Präsident de Klerk Nelson Mandela aus der Gefangenschaft auf Robben Island entlässt, um eine langsame Abkehr vom Apartheitsstaat einzuleiten.
Schweden und Südafrika - was auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nicht so ganz zusammenpasst, fügt Mankell in seinem plot ganz einfach dadurch aneinander, dass der Mietkiller der Buren sich in einem einsamen Haus in Schonen für sein Attentat fit macht.
Die Immobilienmaklerin Louise Akerblom ist da zur falschen Zeit am falschen Ort und schon gibt es einen Kriminalfall, in den sich Kommissar Wallander verbeißen kann, damit es wieder einer der schwersten und komplizierten seines Berufslebens wird.
Warum eigentlich? Vielleicht weil Wallander ein Bürokrat ist, ein schlechtgelaunter dazu, der erst einmal die Kette von Misserfolgen bei der Suche nach Louise Akerblooms Mörder braucht, bis er begreift, dass bei diesem Fall Größeres auf ihn wartet als nur einer der üblichen Beziehungsmorde.
Dann allerdings fällt er ins andere Extrem und lässt seinem heiligen Zorn, mit dem er die Beteiligten des südafrikanischen Komplotts verfolgt, freie Bahn.
Wie, so murmelt der Erzähler mysteriös, kann es Wallander jemals gelingen, das zu verhindern, was er schließlich herausfindet?
Wieder füttert Mankell den Leser mit düsteren Andeutungen über das mögliche Scheitern seines Helden, um den last-minute-showdown einzuleiten, der niemals auch nur in die Nähe der nervenaufreibenden Qualität von Frederick Forsyths "Schakal"-Finale kommt.
Aber gut - Wallander ist eben Wallander: ein zweiflerischer schwedischer Bulle, der sich mit einer penetrant sozialpädagogischen Attitüde ins Leben seiner Familie und seiner Kollegen drängt, obwohl eigentlich er selbst am therapiebedürftigsten ist.
Wie eine Fallstudie in Sachen Helfersyndrom kaschiert er seine Angst vor dem Scheitern und sein Gefühl der Hilflosigkeit mit einer Flut von Ratschlägen und Anweisungen, die er seiner Umwelt in geradezu zwanghafter Telefonitis übermittelt: Gesagtes wird immer wieder gesagt und dann noch einmal wiederholt - genau wie der Erzähler Mankell sich nicht darauf verlässt, dass das einmal Geschriebene genügt und es deshalb zur Sicherheit noch einmal aus einer anderen Perspektive neu erzählt.
Das retardierende Moment als Stilprinzip - Metapher für eine festgefahrene schwedische Gesellschaft?
Nein, doch eher nur mysteriöses Gemurmel.

Reinhard Jahn

 

Gastrezension(en):


Name: Sven Leunig
Email: svenleunig@yahoo.com
Datum: 5.9.2000 (22:30)

"Die weiße Löwin" - Mankells dritter Roman aus der "Wallander" Reihe - und sein mit Abstand bester. "Die weiße Löwin" unterscheidet sich von ihren beiden Vorgängerinnen vor allem darin, dass Mankell hier - anders als beim ersten "Wallander-Roman" und stärker als beim zweiten - eine Vielzahl von Erzählperspektiven einnimmt. Dass hat den "Nachteil", dass man als Leser sehr schnell merkte, worum es geht, wer der "Mörder" ist und wer - in diesem Fall - sein Ziel. Das mag ein wenig Spannung nehmen und für den ein oder anderen (dazu zähle ich mich allerdings auch) zu ein wenig Ungeduld führen, da man als Leser die Irrungen und Wirrungen des Hauptdarstellers und seiner Kollegen ja schon von Anfang an erkennt und mehr oder weniger ungeduldig darauf wartet, dass Wallander und sein "Kollektiv" endlich auf die richtige Spur kommen. Andererseits eröffnet einem die Betrachtung der Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven auch andere Einschätzungen, lernt man die Motive der Täter beispielsweise besser kennen, lernt die Charaktäre der Opfer (und seiene sie auch nur Randfiguren der eigentlichen Handlung) näher kennen. Besonders reizvoll wird der Roman für mich aber durch seinen eindeutig politischen Bezugsrahmen, der auch die historischen Perspektiven in Südafrika nicht außer Acht läßt. So fiebert man letztlich doch mit und wird von der Handlung, die sich überdies aus dem heimischen Schweden wieder einmal (wie schon bei den "Hunden von Riga") ins Ausland verlagert, gefangen.


Name: Ricarda Hollweg
Email: Ricahollweg@aol.com
Datum: 18.6.2001 (12:19)

Ein absolut atemberaubender und empfehlenswerter Roman. Man merkt, dass sich Mankell mit den politischen Verhältnissen in Südafrika bestens auskennt. Die politische Dimension gibt diesem Roman ihren Reiz.


Name: Patricia
Email:
Datum: 13.8.2002 (12:47)

Ein faszinierender Roman, der von seinen Gegensätzen lebt: auf der einen Seite die kühle schonische Landschaft, auf der anderen Seite das dunkle und warme Südafrika.