Das Buch direkt bei Amazon bestellen Wolfgang Burger
Marias Sohn

(2. Band)
Elefanten Press TB
ISBN 3-88520-914-4

Ein jugendlicher Mörder wird in einer spektakulären Aktion aus dem Gefängnis befreit. Während für seine Kollegen ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, setzt sich Kriminaloberkommissar Thomas Petzold mit Schönewalds Mutter auseinander. Er kommt von dieser kühlen, rätselhaften Frau nicht mehr los. Was will Maria Schönewald von ihm? Was weiß sie über die Hintergfründe der Befreiungsaktion? Und wovor fürchtet sie sich?
Petzolds Team durchleuchtet derweil Christian Schönewalds Umfeld: die Karlsruher Homosexuellenszene, in der er sich als Edel-Stricher bewegt hat, seine Musikgruppe, die Firma seines Stiefvaters, die anscheinend in dubiose Waffengeschäfte verwickelt ist...

Rezension:
Ein neuer Krimi vom hauptberuflichen Ingenieur aus Karlsruhe, der diesmal wahrlich "aus dem Vollen schöpft".
Vorbei die eher kleinstädtische Atmosphäre des Erstlings "Mordsverkehr", vorbei das "Gentleman-Delikt" Bomben-gegen-Radarfalle, in diesem Buch geht es richtig heftig zur Sache - auch wenn sich weder der beschauliche badische Ort der Handlung noch die Hauptfiguren geändert haben.
Und diese, nämlich die im Fall ermittelnden Beamten, nehmen auch hier die (fast) wichtigste Rolle ein, mit all ihren menschlichen Schwächen und Eigenarten.
Da ist natürlich zunächst und vor allem Kriminaloberkommissar Petzold, der "Held", der ein für einen deutschen Polizisten höchst unkonventionelles Verhalten an den Tag liegt - ihm selbst stellenweise ebenso rätselhaft wie dem Leser, wobei der Grund für seine äußerst regelwidrigen Aktionen nicht wirklich eine Rolle spielt. Was zählt ist die Faszination, die von der Mutter jenes Mannes ausgeht, der ihn selbst um ein Haar ins Jenseits befördert hätte. So sehr ist diese zwiespältige Spannung zu spüren, daß die Frage naheliegt, wann das, was so heftig zwischen den Zeilen knistert, die Buchseiten und die Handlung in Brand setzen wird.
Auch für Kommissar Schilling, den "Intellektuellen" der Truppe, läuten wieder einmal vereinzelt romantische Glocken - allerdings auch diesmal erst aus weiter Ferne. Bleibt abzuwarten ob der Autor im nächsten Band mehr Erbarmen mit dem verhinderten Romeo und Strassenverkehrs-Pechvogel hat...
Beachtlich, wie es Burger gelingt, durch die fein ausgearbeiteten Begebenheiten am Rande, je nach Bedarf, eine humoristische oder tiefenpsychologische Note hineinzubringen. Die fein gezeichneten Personenportraits - selbst wenn es sich um winzige Nebenfiguren handelt - tun ein übriges, um die Leserbindung zu verstärken.
Der Plot ist gut durchdacht, wenn auch die Vielfalt der involvierten Verbrechen und "Szenen" unweigerlich zur Frage führen: Was bleibt noch für den nächsten Band?
Denn einen solchen möchte man dann doch unbedingt - und wenn es geht: bald! - zu lesen bekommen, und sei es nur, um zu wissen, was aus Schillings Telefonbekanntschaften wurde....

Miss Sophie