Das Buch direkt bei Amazon bestellen Douglas Lindsay Kristian Lutze
Furcht und Schrecken im Frisörsalon

Original: The Long Midnight of Barney Thomson
Deutsch von Kristian Lutze
Goldmann TB
ISBN 3-442-54138-7

Barney Thomsons Erfolg als Frisör ist bescheiden. Nicht nur, weil er im Haareschneiden eine echte Null ist - und das ist er wirklich - sondern weil er auch keine Ahnung von Small talk hat.
Denn erstens hasst er Fußball.
Zweitens so ziemlich jeden Kunden, der den Laden betritt.
Aber am meisten hasst er seinen beiden Kollegen Chris und Wullie, die bei der Arbeit ohne Mühe die Ergebnisse des letzten Heimspiels der Rangers oder die sexuellen Neigungen von Florence Nightingale diskutieren können.
Jetzt droht Barney die Strafversetzung an den letzten Frisierstuhl im Salon, und die Kündigung ist nur noch eine Frage der Zeit.
Als er seine Zukunftsaussichten mit Wullie, seinem Chef, bespricht, schlägt das Schicksal zu: Wullie stolpert in eine Schere und segnet das Zeitliche.
Jetzt hat Barnye eine Leiche am Hals - doch da ist er nicht der einzige in Glasgow.
Zur Zeit treibt nämlich ein irrer Serienkiller in Glasgow sein Unwesen, der die Polizei an der Nase herumführt. Und bei seinen Bemühungen, den toten Wullie loszuwerden, kommt ihm ausgerechnet Barney auf die Spur.
Danach wird das Lebend des erfolglosen Frisörs nie wieder so sein wie zuvor...

Rezension:
Schon nach den ersten paar Seiten ist klar: Douglas Lindsays Krimi "Furcht und Schrecken im Frisörsalon" ist nichts anderes als eine rabenschwarze Komödie, die das Phänomen Serienkiller auf den Arm nimmt.
Der untalentierte und unbeliebte Frisör Barney, von allen als Versager behandelt, ist dem gefürchteten Serienkiller von Glasgow auf die Spur gekommen, der den Familien seiner Opfer Päckchen mit deren Leichenteilen schickt und den die Polizei schon mehrere Monate vergeblich sucht.
Doch anstatt den verdienten Ruhm für die Aufklärung der ruchlosen Taten einheimsen zu können, muss der Haarkünstler sich vor der Polizei fürchten, weil er nämlich gerade selbst eine Leiche am Hals hat, die es schnellstmöglichst verschwinden zu lassen gilt.
Seine tollpatschigen Vertuschungsaktionen bringen dem ewigen Pechvogel Barney schon bald die Sympathie des Lesers ein - woran auch die immer skurriler und abstruser werdende Handlung nichts ändern kann.
So ist etwa Barneys Frau Agnes ein pathologischer Fan von Soap-Operas, deren Protagonisten sie von morgens bis abends durch den Tag begleiten. Verständlich, dass Agnes da kein Ohr für die Sorgen des armen Barney hat (haben kann!!!), wenn Charity und Coralie von Cinderella verführt werden, um damit Clinton und Chester zu rächen, die die potentiellen Väter von Cruellas Zwillingen sind, nachdem Clarice in einer Talkshow erzählt hat, dass Charlton, Cruellas Ex, impotent ist und nur ein einziges Kind hat, nämlich Cruellas Halbschwester Chinagirl ... Oder war es jetzt doch andersherum??? ;-)
Zu Lasten des vergnüglichen Krimis geht allerdings, dass das Ende selbst für einen sehr skurrilen Roman zu abstrus und unglaubwürdig wirkt, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass Lindsay sich die Option auf eine Fortsetzung (Titel: "Waschen, schneiden, umlegen") offen halten wollte.
Ein kurzweiliges Lesevergnügen für Liebhaber Schwarzen Humors, die keinen gesteigerten Wert auf die Plausibilität der Handlung legen.

Kathrin Hanik