Joseph Hansen
Fade Out - Dave Brandstetters erster Fall
Original: Fade Out
Die Trümmer von Fox Olsons weißem Cabrio lassen nur einen Schluß zu: Der kalifornische Radio-Star verlor auf einer schmalen Brücke die Gewalt über seinen Wagen und stürzte in die reißenden Wasser des Arroyo. Aber wo ist dann die Leiche?
Rezension:
Iris Groschek
Ariadne TB
ISBN 3-88619-951-7
Versicherungsdetektiv Dave Brandstetter glaubt nicht einmal, dass Olson wirklich tot ist, und begibt sich auf die Suche. Je mehr er über die Vergangenheit des Sängers erfährt, desto weniger glaubt er an Unfall oder gar Selbstmord. Eine Inszenierung?
Zugleich beschwören Brandstetters Ermittlungen die dunklen Schatten seines eigenen Lebens herauf, in dem der Tod erst kürzlich Einzug hielt.
Dass Dave Brandstetter seine Fällte nicht heute löst, wird schnell klar, zeigen doch die Tapeten großformatige orange Blumen und tragen die Hauptpersonen braune Cordanzüge, wird durchgehend ungefragt geraucht, bei jedem Besuch selbstverständlich sofort Alkohol gereicht.
Das wird nicht hinterfragt, das ist normaler Gesellschaftsalltag.
Ab und an ein Blick auf trendige Hippiekinder. Aber alles nicht überbordend mit Freude erzählt, sondern eher nüchtern. Schließlich steckt man mitten drin, schreibt man fast das Jahr 1970.
Ein solider Krimi ansonsten, der einen - wenn man es denn so nennen kann - soliden Mord aufdeckt. An sich nichts Besonderes, wenn nicht der Versicherungsdetektiv offen schwul wäre, was dieses Buch zum doppelten Klassiker werden lässt:
Zum einen wird - ganz klassisch - ein Mord anhand von Indizien aufgeklärt, zum anderen hat dieses Buch als eines der ersten die Grenze zwischen Randgruppenliteratur und Kriminalroman für alle überschritten.
Hier trifft sich der Geschmack der schwulen Szene mit dem der Kriminalgemeinde. Joseph Hansen ist Vorreiter schwuler Kriminalliteratur, er verpackte das, was er sagen wollte, ein zu der Zeit unkonventionelles Thema, in ein konservatives Genre.
Und er hatte Erfolg.
Auf beiden Seiten.
Diese Ausgabe des ersten Dave-Brandstetter-Krimis (übrigens weist das Leben des schwulen Opfers gewisse Parallelen zum Leben des Autors auf - aber so ist das wohl oft, in ersten Romanen) ist erstmals dicht am Original ins Deutsche übertragen worden, so dass der interessierte Leser nicht nur in den Genuss von Dave Brandstetters Scharfsinn in Sachen Versicherungsbetrug kommt, sondern auch Einblicke in sein Privatleben erhält.