Das Buch direkt bei Amazon bestellen Walter Moers
Ensel und Krete

Ein Märchen aus Zamonien
Eichborn gebunden
ISBN 3-8218-2949-4

Ein glücklicher Umstand wollte es, dass Walter Moers in der Nähe seiner Hamburger Wohnung ein Dimensionsloch entdeckte, hineinsprang und im Arbeitszimmer des zamonischen Grofßdichters Hildegunst von Mythenmetz landete. Von den außergewöhnlichen Erzählkünsten des sprachbegabten Kleindinosauriers aus dem Süden Zamoniens derart bezaubert, machte sich Moers daran, das Märchen Ensel und Grete aus dem Zamonischen in unsere Sprache zu übertragen:
Im Großen Wald, der nördlich vom Meer, westlich von den Finsterbergen, östlich vom Blutschinken und im Süden von der süßen Wüste begrenzt wird, gibt es - jenseits des unzivilisierten Teils - eine Buntbärenkolonie namens Bauming. Die Buntbären leben dort in völliger Eintracht und Harmonie, was dazu beigetragen hat, dass Bauming zum beliebtesten Touristenziel Zamoniens wurde. Und so machen auch Ensel und Krete von Hachen dort mit ihren Eltern Urlaub. Von den typischen Touristenattraktionen - Angeln von Regenbogenforellen, Trüffelsuche mit dressierten Ferkeln, Unterricht in der Buntbärenschule und Himbeersuche - gelangweilt, lockt es die beiden Zwergenkinder in den wilden Teil des Großen Waldes. Ein Vorhaben, das sich als ein wenig märchenhaftes Abenteuer erweist: Ensel und Krete verirren sich in dem lebendigen Labyrinth, das behaust wird von gruseligen Wesen- und Daseinsformen wie Jagdspinnen. blutsaugenden Fledertratten, gemeingefährlichen Laubwölfen, grünschimmernden Leuchtameisen, die aussehen wie Insektengespenster, einem hinterlistigen Stollentroll, stöhnenden Druidenbirken, seufzenden Sternenstaunern und dem Bösen, das unterirdisch wächst.
Immer tiefer geraten die beiden Zwergenkinder in einen undurchdringlichen Wald aus Birken, Ulmen, Trauerweiden, Buchen, Datteltannen, grobblättrigen Senfklappen und Korallenzypressen. Sie stolpern über verschlungene Äste und tausendfach verknotetes Wurzelwerk. Überall keucht, atmet, pulsiert es und furchterregende Geräusche verbreiten Angst und Schrecken. Schwarze unappetitlich aussehende Hexenhutpilze überziehen weinende und seufzende Pflanzen mit ihrem Gift. Müde und ausgehungert schleppen sich Ensel und Krete weiter, entkommen auf ihrer Odyssee Wesen mit tausend Stimmen, dem Rachen einer Lammuräne, fliehen vor rbennenden Bäumen und fliegenden Gerippen bis sie endlich zu einer wunderschönen Lichtung kommen, auf der ein Haus steht. Doch da erwartet sie ein Inferno, das ihre kühnsten Alpträume bei weitem übertrifft...
Wird Boris, der hexenhutvergiftete Buntbär, Ensel und Krete mit seinem Geheimplan aus den Fängen der Hexe befreien, die schwarzen Hexenhutpilze zerstören und die Schlacht um den Großen Wald gewinnen? Wird das herzzerreißende Weinen und Seufzen der Pflanzen aufhören, die Seelen der Tiere befreit werden und wieder Friede im Großen Wald einkehren? Oder endet die Geschichte von Ensel und Krete in einem blutrünstigen, unbarmherzigen und hoffnungslosen Schluß, nämlich im Verdauungstrakt der Pilzhexe?

Rezension:
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Ensel und Krete verirrten sich im Wald ...
Zahlreiche Abenteuer haben die beiden Fhernhachenkinder Ensel und Krete von Hachen im Großen Wald, Zamonien, zu durchstehen. Und der Leser leidet mit ...
Wer jedoch gehofft hatte, mit "Ensel und Krete" eine mit wundervollem Humor ebenso gespickte Geschichte vorzufinden wie in "Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär", der wird herbe enttäuscht.
Zwar gibt es auch in "Ensel und Krete" Passagen, nach deren Lektüre man dem Erstickungstod durch Lachanfälle nahe ist, jedoch finden sich diese wesentlich seltener.
Was an Humor fehlt, macht Moers jedoch mit Leichtigkeit an Spannung weg, die der geneigte Leser zuhauf findet, so daß eine Rezension über "Ensel und Krete" in diesem Forum nicht fehl am Platze ist.
Angelehnt an diverse Märchen der Gebrüder Grimm, versteht es Moers, den Bogen immer wieder aufs Neue zu spannen. Und immer wenn man denkt, das war das schlimmste, was den armen Kindern passieren konnte, kommt es noch ein wenig dicker.
So wird "Ensel und Krete" zu einer durchaus unterhaltenden und ent-spannenden Bettlektüre.

Tink