Das Buch direkt bei Amazon bestellen Fred Vargas
Bei Einbruch der Nacht

Original: L'Homme à l'envers
Aufbau gebunden
ISBN 3-351-02886-5

Camille, Komponistin, sehr zart, sehr jung, ein Gesicht wie eine ägyptische Königin, Jeans und Stiefel selbst bei großer Hitze, lebt mit dem kanadischen Grizzly-Forscher Lawrence einen Sommer lang in einem abgeschiedenen Bergnest in den provenzalischen Alpen.
Während Lawrence die Wölfe beobachtet, die aus den Abruzzen herüberkommen, sistzt Camille an ihrem Keyboard, sucht musikalische Inspiration für eine Seifenoper, klempnert ein bißchen bei den Leuten und entspannt sich bei der Lektüre von Werkzeugkatalogen.
Da passiert etwas Ungeheuerliches, das uralten Aberglauben wieder lebendig werden läßt: Ein riesiger Wolf, nein, ein Wolfsmensch, sagen die Leute, zieht nach Einbruch der Dunkelheit mordend durch die Dörfer, reißt Schafe und hat durch seinen gewaltigen Biß in der letzten Nacht die Bäuerin Suzanne getötet.
Verzweifelt über die Gleichgültigkeit der Polizei, machen sich Suzannes halbwüchsiger Sohn und ihr wortkarger alter Schäfer in einem klapprigen Viehtransporter allein an die Verfolgung des Mörders. Und sie überreden Camille, den stinkenden Wagen zu fahren.
Ein Roadmovie über gefährliche Bergstraßen Richtung Norden beginnt, aber immer sind weitere Morde schon passiert, wenn das ungleiche Team an den mutmaßlichen Orten eintrifft.
Erschöpft geben die drei auf und Camille entschließt sich schweren Herzens, einen Profi hinzuzuziehen: Kommissar Adamsberg aus Paris, den Mann, den sie so sehr geliebt hat und mit dem sie doch nicht leben konnte.

Rezension:
Zwei Männer, zwei Reporter auf der Lauer.
Sie beobachten Wölfe im französischen Gebirge. Zuvor wurde in knappen Zeilen angekündigt, dass ein riesiger Wolf umgeht und Schafe reißt.
Adamsberg, der Kommissar "schüttete die Nudeln ins Sieb, ließ sie zerstreut abtropfen und beförderte alles auf seinen Teller..."
Die Spannung leidet in den nächsten Kapiteln. Die Gerüchte im Dorf und der Umgebung lassen den Riesenwolf zu einem Werwolf wachsen. Jeder hier blickt auf sein Leben zurück, und obwohl Schaf um Schaf zerrissen wird, dann Mensch um Mensch ums Leben kommt, schleppt sich die Handlung.
Wir sind auf dem Land, nicht in der Stadt, wie das Umschlagbild suggeriert.
Wer es lieber zwischen verflossenen Liebenden knistern hört und an einer Ermittlung in Echtzeit teilnehmen will, der kann in die französische Mentalität, das Hin und Her und Wie und Warum der Beziehungen eintauchen.
Gegen Ende heißt es: Er bringt fünf Menschen um und trauert um einen Wolf.
Wer einen mystischen Gruselkrimi erwartet, wird enttäuscht.

K. Ara