Dick Francis
Rivalen
Original: 10-lb Penalty
Es ist ein heißes Rennen, das George Juliard antritt, denn seine Rivalen haben Kaliber.
Rezension:
Miss Sophie
Diogenes TB
ISBN 3-257-23253-5
Zunächst geht es um die Wahl ins Unterhaus, später um das Amt des Premierministers.
Juliards Handicap: Er ist Witwer und hat keine lächelnde Frau zur Seite.
Diese Lücke kann jedoch sein 17jähriger Sohn füllen. Den kennt er zwar kaum, da er ihn nicht selbst aufgezogen hat, doch nun soll Benedict für seinen Vater seine erfolglose Amateurjockeykarriere abbrechen.
Was sich wie ein Kinderspiel anlässt, entpuppt sich als gefährliches Unternehmen, denn der Stimmenfang wird nicht nur mit legalen Mitteln geführt.
Ben muss schon bald eine ganz andere Rolle übernehmen: die des Leibwächters.
Kein Wunder, dass Millionen von Lesern überall auf der Welt jedes Jahr gespannt auf ein neues Werk DIESES Autors warten.
Gelingt es ihm doch - wie etwa die Lektüre des vorliegenden Buches zeigt - immer wieder neue und dennoch kein Jota weniger spannende Variationen der beiden immer gleichen Themen zu ersinnen: "Pferde-Rennsport" (im weitesten Sinne) und "Verhältnis zwischen Vater und Sohn" (zuweilen steht wohl auch die Beziehung zwischen Geschwistern oder engen Freunden im Vordergrund).
Das Grundmuster ist bekannt: Jung Benedict - verletzlich, grundanständig, mutig und damit zwangsläufig ungemein sympathisch, und das nicht nur in den Augen der anderen Figuren des Buches - wird auf mehr oder minder sanfte Weise dazu gezwungen, sich mit seinem Vater auseinander zu setzen. Gemeinsam durchlittene Abenteuer und Gefahren führen zu einer Annäherung der beiden und lassen unseren Protagonisten gleichzeitig erkennbar reifen.
Am Ende steht der blutige Showdown, mit dem Francis dem Wunsch seiner Leser nach Action mehr als genügend nachkommt.
Alles in allem ist der Roman spannend bis zur letzten Seite, wenngleich mit einem etwas wehmütigen Schluss: Viel muss unser Held aufgeben, doch wie es aussieht hat er noch mehr gewonnen.
Und auch der Leser darf sich glücklich schätzen, mit dem, was er in diesem Buch bekommt: jede Menge Hintergrundinformationen zu den unterschiedlichsten Themen.
Neben einem tiefen Einblick in das englische Wahlsystem (hätten Sie gewusst, dass Lokalpolitiker auf Stimmenfang buchstäblich "von Tür zu Tür" unterwegs sind - inklusive Kaffee trinken bei den potentiellen Wählern und dem Küssen von Babys?), liefert Ex-Jockey Dick Francis elegant die Erklärung für den Originaltitel "10 Pfund Aufgewicht" (zusätzliches Gewicht als "Strafe" für Pferde, die nach Saisonbeginn ein oder mehrere Rennen gewonnen haben) und lässt auch einen Exkurs in die englische Versicherungsbranche und das Zeitungsgewerbe nicht aus.
Wieder einmal erfüllt der Autor auf 300 Seiten voll und ganz die Erwartungen seiner treuen Fans - und hat gute Chancen, mit diesem Roman neue hinzuzugewinnen.
Da gibt es nur einen Tipp: Kaufen, lesen, rundherum zufrieden sein.