Das Buch direkt bei Amazon bestellen Stuart M. Kaminsky
Liebermans Wahnsinn

Original: Lieberman´s Folly
Ullstein TB
ISBN 3-548-24368-1

Ein Tag wie jeder andere: Abe Lieberman, sechzigjähriger Polizeidetektiv, und sein Kollege Bill Hanrahan beginnen den Tag mit einem gemütlichen Kaffeeplausch.
Doch dann taucht die schöne Estralda Valdez auf, Prostituierte und Polizeiinformantin. Sie fordert Schutz vor einem Kunden, dessen Namen sie nicht nennen will.
Kurze Zeit später stecken der kauzige Lieberman und sein alkoholkranker Partner bis zu den dünnen Haarspitzen in Schwierigkeiten.
Eine Gang lateinamerikanischer Irrer, eine Reihe obskurer Verdächtiger und ein immer ungeduldiger Chef machen ihnen das bis Leben zur Hölle.
Mit dreißig Jahren Freundschaft im Rücken, gehen die beiden immer am Rande der Legalität durch die finsteren Straßen Chicagos ihren Weg, der sie zurückführt zu einem zehn Jahre alten Mord in Texas.

Rezension:
Lesen bildet.
Das gilt auch oder gerade für das Lesen von Kriminalromanen.
Eigentlich geht es in dem Roman von Stuart Kaminsky um einen vor zehn Jahren begangenen Mord.
Damals haben zwei Schwestern in Texas einen Barbesitzer und nebenberuflichen Killer umgebracht, um ihm sein Geld zu rauben.
Eine davon, Estralda, die Abe Lieberman um Schutz bittet, wird unter den Augen Bill Hanrahans, Liebermans alkoholkrankem Partner ermordet, als der gerade Iris, eine Chinesin, in einem Lokal anmacht.
Verwirrend sagen Sie?
Da kennen Sie aber Kaminsky nicht.
Abe Lieberman ist eine Figur, die in keiner Sekunde den herkömmlichen Klischees eines Helden entspricht. Er ist 60 Jahre alt, verheiratet, Jude und hat Arthritis in seinen Beinen.
Er hat mit seinem Partner Bill Hanrahan einen irischen Partner, der geschieden ist und Alkoholprobleme hat.
Die beiden Detectives Lieberman und Hanrahan haben jedoch etwas, das vielen anderen Romanfiguren fehlt: Die Ruhe und Ausgeglichenheit des Alters.
Mancher mag sie dafür auch kauzig nennen.
Ein paar Latinos, die versuchen ihnen mit vorgehaltenen Messern das Auto zu klauen, wird einfach mal eben in aller Ruhe in die Eier getreten. Natürlich ohne dabei das wichtige Gespräch über eine Einladung zum Abendessen zu unterbrechen.
Lieberman klärt nicht nur zwei Morde, er beschafft auch noch 50.000 Dollar für die Renovierung der Synagoge und versucht nebenbei die Ehe seiner Tochter und seines Schwiegersohns zu retten, der ständig alte Griechen zitiert. Zum Beispiel Aischylos, aus "Die Perser": "Schon lange schweig ich Unglücksseliger, vor Schreck verstört ob all der Übel."
Und was antwortet Abe Lieberman darauf?
"Besser ein Bagel im Regen, als alles im Arsch."
Auch ein Zitat von einem Griechen, einem gewissen Papadopulus, der ein Lokal bei irgendwelchen Lockschuppen hatte, bevor er seine Freundin mit verschiedenen Küchengeräten umbrachte.
Ja, so ist Abe Lieberman. Eine Figur, mit einem sehr feinsinnigen Humor beschrieben, eingebettet in einer sehr kurzweiligen, glänzend erzählten Geschichte, bei der man viel über die Lebensgewohnheiten jüdischer Kriminalbeamter in Chicago lernt.
Und wenn Sie irgendwann bei Günther Jauch auf dem Stühlchen sitzen, keine Joker mehr haben und er stellt die eine Million Mark Frage:
"Was essen jüdische Mitbürger in Chicago am liebsten?", dann können Sie an Abe Lieberman denken und verschmitzt antworten: "Antwort C, Bagels mit Frischkäse und Zwiebelringen."
Wie gesagt: Lesen bildet!

compuexe