Das Buch direkt bei Amazon bestellen Rudolf Herfurtner
Milo und die Jagd nach dem grünhaarigen Mädchen

Hanser gebunden
ISBN 3-446-19821-0
(Kinder ab 11)

Milo lebt streng behütet zwischen Villa, Park und Fabrik seines Onkels. Er wird zum perfekten PR-Star für Spielzeugkollektionen dressiert, die seinen Namen tragen. Eines Tages verschlägt er in seiner Freizeit im Park einen Minigolfball. Beim Suchen starrt ihn plötzlich im Gebüsch ein Wolf an und versucht ihn durch ein Loch unter der Mauer nach draußen zu locken. Milo hat Angst.
Ein paar Tage später geschieht noch etwas Aufregendes: Milo wird gerade zu einer PR-Aktion chauffiert, als er sieht, wie auf der Straße ein Mädchen in ein Auto gezerrt wird. Dann rast ein Junge auf einem Einkaufswagen heran, rammt das Auto, befreit das Mädchen und schon sind sie fort. Milo kann das Mädchen nicht mehr vergessen.
Am Tag darauf taucht der Wolf erneut auf. Diesmal folgt Milo ihm. Nach abenteuerlicher Jagd quer durch die Stadt führt ihn der Wolf zu ein paar Straßenkindern, unter ihnen das gesuchte Mädchen Iro.
Doch sie misstrauen Milo. Sie haben den Verdacht, dass Iros versuchte Entführung mit unheimlichen Vorgängen in der Fabrik von Milos Onkel zu tun haben. Ständig sind nämlich zwei Männer hinter den Kindern her. Den kleinen Karli haben sie schon erwischt.
Ist Milo ihr Spion?
Aber er könnte auch helfen, die Kinder in die Fabrik einzuschleusen, um das Geheimnis zu lüften. Das jedenfalls meint ihr Freund, der Stadtstreicher Merklin, der mehr über Milo und die Fabrik weiß. Er hat auch den gezähmten Wolf geschickt.

Rezension:
Wenn man bei anderen Büchern (egal ob für Kinder oder für Erwachsene) EINEN Aspekt hervorhebt, unter dem das zu rezensierende "Werk" besonders positiv zu bewerten ist, dann tut man sich damit bei "Milo und die Jagd nach dem grünhaarigen Mädchen" extrem schwer.
Denn hier ginge es viel schneller zu erwähnen, was der Roman NICHT ist - nämlich eine langweilige, moralinsaure Sozialstudie über reiche Leute und arme Leute, überbehütete, verzogene Wohlstandswonneproppen und schäbige Straßenkids oder die zweifelhaften Errungenschaften der modernen Spielzeugindustrie.
Stattdessen hat Herfurtners Buch Pep und Tempo, es ist ungemein spannend, witzig (obwohl man selbst mit Sicherheit nicht gern ein Opfer der "Ketschupbomber" und ihrer Streiche wäre), in Teilen phantastisch (denn, mal ganz ehrlich, wie viele "Kurier-" Wölfe kennen Sie aus Ihrem Stadtbild?), mit Science-Fiction-Elementen versetzt (Akte X lässt grüßen ...) und selbst das zarte Pflänzchen der ersten Liebe kommt nicht zu kurz.
Und obwohl der Autor vieles erfunden hat (was den Leser nicht im geringsten stört, denn wer möchte denn immer nur Geschichten über Dinge lesen, wie man sie eh jeden Tag zu Gesicht bekommt?!), so sind doch erkennbar Elemente enthalten, die eindeutig aus der Realität stammen und durchaus einen zweiten Gedanken wert sind.
Denn ("leider" muss man sagen) gibt es sie überall in unseren Städten, die gerade mal Zwölfjährigen, die mit ihren Hunden und Ratten auf der Straße leben, in U-Bahnhöfen und Parkhäusern pennen (bis sie erwischt und vertrieben werden) und sich ihre täglichen Pommes (und anderes) zusammenschnorren.
Und genauso gibt es sie (auch wenn dies nicht so augenfällig, weil eher ein "privates" Thema ist), die "dressierten" Muttersöhnchen und -töchterchen, die brav Golfspielen und fechten lernen, sich nicht schmutzig machen und keine unbequemen Fragen stellen, nur um "pörfekt" genug zu sein, um die Liebe ihrer Eltern nicht zu verlieren.
Auch die Bilder, die der studierte Theaterwissenschaftler Herfurtner wählt, sind ebenso einfach wie einleuchtend: Jedem Kind ist sofort klar, was gemeint ist, wenn Milos Mutter, die ehemalige Opernsängerin, "ihre Koloraturen kriegt", weil sie sich aufregt und dann mit ihrem Gesang Glas zum Zerspringen bringt. Und es macht durchaus Sinn, dass der vom Vater geprügelte Görli die Pflanzen in einem asphaltierten Brunnen hegt und pflegt, damit die blühende Pracht eines Tages den ganzen Beton sprengen kann.
Kein Wunder also, dass "Milo und die Jagd nach dem grünhaarigen Mädchen" von der Jury des Syndikats den "Martin 2000" für den besten Kinderkrimi des Jahres bekommen hat: denn dieses spannende, lustige, traurige, aber vor allem hoffnungsfrohe Buch ist uneingeschränkt empfehlenswert.

Miss Sophie