Das Buch direkt bei Amazon bestellen Thea Dorn
Berliner Aufklärung

Goldmann TB
ISBN 978-3-442-45315-3

Eines Morgens liegt der Berliner Philosophieprofessor Rudolf Schreiner sauber portioniert in den Institutsfächern seiner Kollegen.
Als Rebecca Lux, Aristoteles-Spezialistin und scharfzüngige Direktorin des Instituts, unter Mordverdacht gerät, ruft sie ihre ehemalige Studentin Anja Abakowitz zu Hilfe. Doch diese will mit der Angelegenheit Schreiner nichts zu tun haben und geht lieber den Kunden ihrer "Philosophischen Praxis" bei der "diskursiven Verflüssigung von Lebensproblemen" zur Hand.
Erst als weiteres Denkerblut fließt, schaltet Anja sich ein.
Mit respektlosem Witz und zupackenden Fäusten, Empfindsamkeit und S-Klasse, einer Vorliebe fürs zarte Geschlecht und wenig Geduld mit Männern, schlägt sie sich durchs Berliner Dickicht von Alma Mater bis Darkroom.

Rezension:
Wer hat den allseits unbeliebten Professor Schreiner, Philosoph an der Universität Berlin, in 54 Stücke zerlegt und in die Postfächer seiner Kollegen verteilt?
Die tatverdächtige Professorin Rebecca Lux wird wenig später erstochen aufgefunden.
Während die Polizei von Selbstmord ausgeht, ist Rebeccas ehemalige Studentin und Freundin Anja Abakowitz sicher, dass sie wie Schreiner ermordet wurde. Anja beschließt, den Fall auf eigene Faust aufzuklären.
Ihre Ermittlungen führen sie sehr bald in die Berliner Schwulen- und Lesbenszene.
Das Buch beginnt sehr vielversprechend mit einem spektakulären Professorenmord, dem ein weiterer folgt.
Allerdings wartet der Leser im Verlauf der Handlung leider vergeblich auf weitere wirklich spannende Momente. Statt dessen führen eine Menge dubioser, stellenweise sehr konstruiert erscheinender Zufälle zur Entlarvung des Mörders.
Dass der Leser das Buch trotzdem gespannt bis zum Ende verfolgen wird, liegt vor allem an seiner originellen Protagonistin.
Anja, die sich nicht davor scheut, ihren Unmut auch einmal durch kräftige Faustschläge kund zu tun, lebt als Lesbe in einer WG-Beziehung mit dem schwulen Weichei Ulf.
Die Homosexuellenszene und deren Lebenseinstellung, die einen wichtigen Part im Handlungsverlauf einnehmen, werden sehr amüsant klischeehaft überzogen - jedoch ohne aufdringlich zu wirken.
Das Buch ist schräg, witzig und selbst der philosophische Laie wird viel Vergnügen an den gelegentlichen, in die Handlung eingebauten, Ausflügen in die Welt der Philosophie haben.

Leonidas