Karin Fossum Gabriele Haefs
Wer hat Angst vorm bösen Wolf

Original: Den som frykter ulven
Deutsch von Gabriele Haefs
Piper TB
ISBN 3-492-23857-2

Es geschieht im Niemandsland zwischen Nacht und Morgen: Errki läuft einfach los, und keiner in der psychiatrischen Anstalt von Finnemarka hält ihn auf.
Als man die alte Halldis Horn erschlagen auf ihrem einsamen Anwesen findet, ist der schizophrene Errki der ideale Sündenbock.
Kommissar Konrad Sejer aber glaubt nicht an die Schuld des jungen Mannes.
Aufmerksam geht er in seiner unaufdringlichen Beharrlichkeit allen Spuren nach, während fieberhaft nach dem verschwundenen Errki gefahndet wird.
Doch allein der zwölfjährige Kannick, ein verwahrloster Halbwaise, bietet einen Anhaltspunkt - er will Errki am Tatort gesehen haben...

Rezension:
Errki ist schizophren, und er ist aus der psychiatrischen Klinik davon gelaufen.
Der Mann, der Morgan heißen möchte, weil ihn das von den anderen abhebt, hat eine Bank überfallen und eine Geisel genommen.
Kannick ist ein dicker Junge, der in einem Erziehungsheim lebt und außer Bogenschießen nichts gut kann.
Und Halldis Horn, die alte Frau, die alleine im Wald lebte, ist tot.
Kommissar Sejer schließt sich der allgemeinen Meinung, Errki müsse die alte Frau getötet haben, nicht an. Aber wer war es dann? Und wo ist Errki geblieben, nachdem Kannick ihn doch am Haus der alten Halldis beobachtet hatte? Und wie hängt der Bankraub mit all dem zusammen?
Der Autorin gelingt es, ohne viele Schnörkel und Erklärungen einfühlbar zu machen, was in den beschriebenen Personen vor sich geht. Auch das Innenleben des psychotischen Errki wird liebevoll und in plastischen Bildern verständlich und nachvollziehbar gezeichnet. Wie Kommissar Sejer fragt man sich zum Schluss, wer eigentlich "verrückt" ist und wo die Normalität beginnt.
An Ende gibt es jedenfalls viele traurige Verlierer - außer vielleicht den Kommissar, der eine sympathische Psychiaterin kennengelernt hat...
Sehr empfehlenswert!

June