Das Buch direkt bei Amazon bestellen Leo P. Ard Reinhard Junge
Bonner Roulette

grafit TB
ISBN 3-89425-391-6

Schickeria-Fete im Kohlenpott: Die erste Spielbank an der Ruhr wird eingeweiht.
Unter den Gästen: der NRW-Ministerpräsident.
Ein Kidnapper lässt mit einer schamlosen Forderung das Fest platzen - ein Fall für den Großen Krisenstab in Bonn.

Rezension:
Krimi-Schauplatz Dortmund: Bei der feierlichen Eröffnung des "Spielcasinos Ruhr" nimmt ein arbeitsloser Elektriker den Ministerpräsidenten und Kanzlerkandidaten Christoph Keil und fünf andere Personen als Geiseln.
Was so spekulativ und voller Anspielungen auf die politischen Gegebenheiten des Jahres 1987, als dieser Krimi erschien, beginnt, entwickeln Leo P. Ard und Reinhard Junge in ihrem Thriller "Bonner Roulette" zu einer Mischung aus Action-Roman und Polit-Farce: Permanent tagende Krisenstäbe in Dortmund und Bonn, der Versuch der Staatsschützer, den Einzeltäter in paranoider Terroristenhysterie zum Mitglied der RAF zu stilisieren und eine Kette sich steigernden Fehleinschätzungen und Überreaktionen bei der Ordnungsmacht, die schließlich zum blutigen Ende führen.
Dem steht als scheinbar einzig vernünftige Person des Geiselnehmers mit seiner Forderung gegenüber, sofort den Sozialhilfesatz auf 1000 Mark zu erhöhen.
Der unter dem Pseudonym Leo P. Ard schreibende Jürgen Pomorin (inzwischen als Drehbuchautor - etwa für die Serien "Balko" und "Polizeiruf" - gut im Geschäft) und der Bochumer Lehrer Reinhard Junge gehören zu den Stammautoren des Grafit-Verlages, in dessen Krimi-Reihe diese Fiktion erschienen ist, die im Vergleich zu ihren Vorläufern "Fotofalle" und "Roter Libanese" (von Leo P. Ard) und "Klassenfahrt" (von Reinhard Junge) schon eine beträchtliche Steigerung erzählerischer und dramaturgischer Kompetenz zeigt.
Im Vergleich zu den internationalen Meistern des von realen Vorgaben ausgehenden Polit-Thrillers allerdings liest sich das "Bonner Roulette" trotz der interessanten Geschichte doch eher wie ein sozial- und gesellschaftskritisches Lehrstück aus der schon lange zu Grabe getragenen Schule des Sozio-Krimis.

Reinhard Jahn