Das Buch direkt bei Amazon bestellen Waldtraut Lewin Miriam Margraf
Wolfsbande - Der Mönch

(1. Band)
Ravensburger gebunden
ISBN 3-473-34961-5
(Kinder ab 12)

Heinrich kann es nicht glauben! Wohin er auch schaut, überall nur Falschheit und Betrug!
Kaum ist er mit Mühe dem Kloster entronnen, das ihn mit einer dicken Lüge für immer in die verhasste Mönchskutte zwingen wollte, wird er jetzt auf der heimatlichen Burg eines entsetzlichen Verbrechens bezichtigt: Er soll einen Mord begangen haben!
Heinrich ist auf der Flucht, die gefürchteten Häscher des Burgherrn sind mit ihrer Hundemeute hinter ihm her ...
Doch wenn die Gefahr am größten, ist Rettung am nächsten: Wie aus dem Nichts taucht ein Freund vor ihm auf - und macht ihn unverwundbar.

Rezension:
Historische Kriminalromane erfreuen sich schon seit Jahren ungebrochener Beliebtheit bei den Erwachsenen - warum also nicht die Jugend ebenfalls mit diesem Genre ergötzen?
Das mögen sich die erfolgreiche Krimiautorin Waldtraut Lewin und ihre Tochter Miriam Margraf gedacht haben und schufen so die Serie rund um Heinrich und seine Gefährten.
Kleiner Einschub am Rande: Wie die Rezensentin jüngst gelernt hat, gilt es sehr wohl zu unterscheiden zwischen "Reihe", bei der die Protagonisten im wesentlichen dieselben sind und "Serie", die in chronologisch fortlaufenden Bänden eine Geschichte weitererzählt.
Genau aus dem letztgenannten Grund handelt es sich bei der "Wolfsbande" ja auch um eine Serie - denn wo erst EIN Protagonist sich aus manch brenzliger Situation befreien muss, werden es in jedem Band mehr ...
Doch gemach - zunächst soll hier ja "Der Mönch" im Vordergrund stehen.
Dieser arme Bursche hat es fürwahr nicht einfach - als Kind an der (für viele andere tödlichen) Infektionskrankheit Blattern erkrankt, brockte die ihm nicht nur entstellende Narben im Gesicht, sondern auch eine Wohnstatt im Kloster ein, wohin ihn seine Mutter aus Dankbarkeit schickte, während sie sich zunächst zum zweiten Mal verheiratete und dann verstarb.
Von den Mönchen wird er allerdings nur mäßig freundlich behandelt, obschon er lesen, schreiben, Latein und einiges aus der Heil- und Pflanzenkunde lernt - und längst nicht so schlecht wie die reinen "Arbeits-Brüder", die im Unterschied zu den "Gebets-Brüdern" alle anfallenden (körperlichen) Arbeiten erledigen müssen, während die anderen, wie der Name schon sagt, ihre Zeit im wesentlichen mit dem Beten verbringen.
Kein Wunder also, dass Heinrich die Gelegenheit zur Flucht nutzt, als er einem abgekarteten Spiel auf die Schliche kommt, das erkennen lässt, dass einige der vorgeblich so "frommen" Männer im Grunde große Spitzbuben sind.
Nach "Hause" zurück kann er auch nicht - sein Versuch, in der elterlichen Burg beim Stiefvater und dessen Kindern Asyl zu erhalten, ist gründlich schiefgelaufen und nach hinten losgegangen, so dass er sich auch dort schnell und heimlich entfernen muss.
Das ist der Moment, an dem die Begegnung mit einem der bekanntesten Minnesänger jener Zeit, Walther von der Vogelweide, eine Wende in das Leben des nun "Hauslosen", von der Justiz gesuchten jungen Mannes bringt.
Der Sänger (und nebenberufliche "Geheimdienstler") wirbt ihn nämlich als Kurier an, der künftig unter der Maske eines Gauklers hoch brisante politische Botschaften zustellen soll.
Doch bevor Heinrich seine neue Tätigkeit aufnimmt, muss er noch den Mord aufklären, der ihm selbst zur Last gelegt wird - was ihm auch gelingt, wenngleich er sich auch nicht vor der Obrigkeit reinwaschen kann und nach wie vor ein Verfemter bleibt ...
Und während der erste Band auf diese Weise mit einer gewissen bitteren Note, aber auch ungemein vielversprechend für künftige Abenteuer endet, greift der Leser bereits gierig zum nächsten Buch, um ja so bald als möglich mehr über die Abenteuer des "Wolfs" zu hören.
Das Faszinierende an dieser im Präsens gehaltenen Serie ist sicherlich einmal die Einbindung der historischen Gestalt Walther von der Vogelweide, dann aber in jedem Fall das Geschick der Autorinnen, die Figuren so zu zeichnen, dass der Leser sie schnell in sein Herz schließt und sich intensiv für ihr Schicksal interessiert.
Heinrich, der "Held" ist nicht schön, edel und immer nur schlau. Oft genug manövriert sich dieser Narbenmann durch seine aufbrausende Art in eine Situation, die beinah ausweglos scheint (hätte man als Leser nicht die Beruhigung, dass der Protagonist in Band 2-4 noch gebraucht wird ;-)) und wird auf diese Weise ungemein menschlich.
Auch ist die Handlung nicht durch und durch positiv und heiter - denn Ungerechtigkeit, Missgunst und Verrat werden nicht in jedem Fall bestraft und unterbunden, so dass der Leser spürt, dass man nicht umsonst zuweilen vom "finsteren Mittelalter" spricht.
Fesselnd und spannend ist die Geschichte (in doppelter Hinsicht) allemal und daher uneingeschränkt empfehlenswert für junge und ältere Leseratten, die sich bereits für historische Krimis begeistern können - oder dies spätestens nach dieser Lektüre tun werden!

Miss Sophie