Edgar Noske
Mitten ins Herz
Emons TB
Vor siebenundzwanzig Jahren lernten sie sich im Austausch kennen, die Schüler des Gymnasiums Wermelskirchen und des Lycee von Loches. Ein Jubiläum, das es zu feiern gilt.
Rezension:
Leonidas
ISBN 3-924491-216-4
Ausgelassen und zunächst ungetrübt scheint das deutsch-französische Wiedersehen, aber unter der Oberfläche gärt es. Neid und Hass, Betrug und Verrat vergiften die Atmosphäre; vor allem aber überschattet ein seit damals ungesühntes Verbrechen die Feier.
Auf dem Höhepunkt des Festes kommt es zum Eklat zwischen Rüdiger Neuhaus und Thierry Vigneron, den Hitzköpfen der jeweiligen Gruppen. Am nächsten Morgen wird Neuhaus ermordet aufgefunden, und Vigneron steht unter Mordverdacht.
Quälend ziehen die Ermittlungen sich hin, so dass Vigneron sich genötigt sieht, auf eigene Faust nach dem Täter zu suchen. Unterstützung erfährt er dabei aus- gerechnet von Tamara, der Frau des Opfers.
Nach und nach fallen die Masken der Beteiligten, am Ende bleibt die bittere Erkenntnis, dass Schuld niemals verjährt.
Wenn Sie diesen Krimi lesen, werden Sie garantiert nicht mehr zögern, Ihr nächstes Klassentreffen zu besuchen. Denn, was könnte Ihnen dort alles entgehen!
Auch nach fast drei Jahrzehnten scheint das freundschaftliche Verhältnis zwischen den ehemaligen Austauschschülern nicht getrübt zu sein. Dass diese deutsch-französische Idylle jedoch nicht mehr als eine bröckelnde Fassade ist, wird spätestens auf der Jubiläumsfeier augenscheinlich.
Nicht nur kameradschaftliche Gefühle verbinden den Autohändler Thomas Frowein und den skrupellosen Finanzberater Rüdiger Neuhaus - ist doch Froweins Existenz durch Neuhaus bedroht. Auch Heinzmario vom Stein, inzwischen Bürgermeister von Wermelskirchen, ist abhängig von Neuhaus' Wohlwollen und bangt um die kommenden Neuwahlen.
Und nicht nur diese beiden hätten ein Motiv, Neuhaus aus dem Weg zu schaffen. Auch Thierry Vigneron, dessen Frau Yvette von Neuhaus auf plumpe Weise belästigt wurde, hegt tiefe Hassgefühle gegen ihn. Doch reichen diese aus, um einen Mord zu begehen? Und warum scheint die Trauer von Neuhaus' Witwe Tamara gar nicht so tief zu sein, wie man erwarten könnte?
In erfrischend humorvoller Weise haucht der Autor, Edgar Noske, seinen Akteuren Leben ein. Fast jeder von ihnen hütet ein mehr oder weniger düsteres Geheimnis, das unmittelbar mit dem Schüleraustausch in Verbindung steht. Margot Cacciatore, selbst ehemalige Austauschschülerin, muss als neue Hauptkommissarin von Wermelskirchen ihren ersten Fall ausgerechnet unter ihren Mitschülern lösen. Temporeich führt Noske die Ermittlungen voran. Ein spannender, überraschender Verlauf der Handlung ist garantiert und wird später durch einen weiteren Mord gekrönt.
Durch das geschickte Platzieren bestimmter regionaler Objekte wie die bergische Brezel oder die urige Kaffeekanne "Dröppelminna", wird der Leser in die Gepflogenheiten des Bergischen Landes eingeführt. Ein besonderer Hochgenuss sind die humorvoll geschilderten Vorurteile zwischen den "Käsefressern" und den "Boches", die trotz aller Kameradschaftlichkeit nicht aus der Welt zu schaffen sind.
"Mitten ins Herz" garantiert pures Lesevergnügen, das sich keiner entgehen lassen sollte!