Das Buch direkt bei Amazon bestellen Krystyna Kuhn
Fische können schweigen

Piper TB
ISBN 3-492-23775-4

Die Fische Europas: Seit Wochen schon sitzt Berit an diesem Auftrag.
Über 300 Abbildungen soll die junge Illustratorin anfertigen - ausgerechnet sie, die an einer Fischphobie leidet.
Und als sie endlich einmal wieder abends ausgeht, endet die Nacht mit einem grausamen Fund: Auf dem Nachhauseweg stolpert Berit buchstäblich über eine Leiche.
Ihre Skizze von dem unbekannten Toten ist so exakt, dass sie der Polizei wertvolle Dienste leistet, allen voran Ron, der die Ermittlungen leitet.
Berits Interesse ist schnell geweckt - an Ron und an dem Fall.
Die Spuren führen zu einem internationalen Ring, der im Bereich der Biotechnologie agiert.
Da passiert ein zweiter Mord, und diesmal kennt Berit das Opfer ...

Neugierig geworden? Eine Leseprobe finden Sie auf dieser Verlagsseite.

Rezension:
Hand aufs Herz: Wie sehr haben Sie sich bisher für das Paarungsverhalten des gemeinen Stichlings interessiert?
Eher gar nicht?
Kein Problem: Wenn Sie mit diesem Roman fertig sind, dann werden Sie nicht nur wissen, was der possierliche Flosser tut, wenn er einen Partner sucht sondern auch, warum das Thema "Erblich bedingte Depressionen bei Ratten" im Hinblick auf die Entschlüsselung des Genoms von entscheidender Bedeutung ist.
Weit gefehlt jedoch, wenn Sie nun denken, eine moderne Version von "Brems Tierleben" vor sich zu haben, denn was die Newcomerin Kuhn hier serviert, ist beste Krimikost, leicht verdaulich, aber überaus bekömmlich, schmackhaft angereichert mit einer spritzigen Liebesgeschichte.
Die Illustratorin Berit, ständig im Kampf mit der lebensgetreuen Abbildung der dreihundert Schuppenträger, die sie für ein Fischlexikon zu Papier bringen soll, ist eine moderne junge Frau - selbständig und temporär unbemannt, deren Leben um so wesentliche Fragen kreist wie: Gleich noch eine Zigarette rauchen oder bis nach dem Joggen warten? Wie eine ungeduldige Auftraggeberin besänftigen und gleichzeitig das Kreativ-Tief beim Zeichnen von Gräten, Kiemen und Zacken überwinden? Was tun, wenn beim Kontakt mit knochentrockenen Wissenschaftlern der sofortige Konversationsexitus droht?
Klar, dass vor diesem Hintergrund Spannung und Spaß vorprogrammiert sind, wenn (in genau dieser Reihenfolge) ein absolut umwerfenden Bursche mit Augen, deren Farbe an das Grün unterseeischer Wiesen erinnern, ein ziemlich toter Typ und die unbezwingbare Neigung der Protagonistin, den Dingen auf den Grund gehen zu wollen, zusammenkommen.
Zumal es der gebürtigen Würzburgerin Kuhn gelingt, ihren witzigen Stil durchgängig beizubehalten, ohne das Buch damit zu überfrachten (was leider immer wieder geschieht, wenn hoffnungsvolle Nachwuchsautorinnen im Fahrwasser einer Gaby Hauptmann ihre Leserschaft mit der Aneinanderreihung von vermeintlichen Pointen, Wortspielen und ironischen Nebensätzen förmlich erschlagen).
Dabei fehlt es dem Roman ganz und gar nicht an Tempo: die Amateurschnüfflerin Berit begnügt sich nicht damit, auf eigene Faust Zeugen aufzutreiben und zu befragen, nein, sie scheut bei Tag und - extrem spannungsträchtig: Nacht - auch vor unbefugtem Betreten der unterschiedlichsten Räumlichkeiten nicht zurück ...
Der Showdown schließlich, mit seinem spektakulären Zweikampf "gut gegen böse" muss sich absolut nicht verstecken vor dem, was amerikanische Kollegen ersinnen, um den Adrenalinspiegel des Lesers zu erhöhen.
Der originelle und im Hinblick auf die gentechnischen Entwicklungen ausgesprochen aktuelle Plot, sowie die bis in den Nebenfiguren hervorragend ausgeführten, interessante Charaktere fordern förmlich eine Verfilmung, während die Protagonistin mit ihren osteuropäischen Sprachkenntnissen und dem Zeichentalent durchaus das Potential zur Serienheldin hat.
Insgesamt darf man konstatieren: Die Landschaft der deutschen Krimikomödie ist um eine vielversprechende Entdeckung reicher geworden.
Ach ja: Der Stichling auf der Balz verfärbt seine Unterseite übrigens rot - vielleicht eine Anregung beim Kauf Ihres nächsten Partyoutfits?

Miss Sophie