Astrid Paprotta
Sterntaucher
(2. Band)
Ina Henkel träumt von einem anderen Leben. Einem Leben, das sie nicht zum jahrelangen langsamen Sterben verdammt, weil ihre Träume zerplatzt sind und das Geld nie reicht.
Rezension:
K. Ara
Fischer TB
ISBN 3-596-157714
Mit Farbe und Formen hatte sie arbeiten wollen, mit Stoffen und dem Glamour der Modewelt. Stattdessen verscheucht sie morgens die Gedanken an den Tod, an die Leichen, die nachts an ihrer Decke zerren und ihr den Schlaf rauben.
Der Fall, den Ina Henkel zu bearbeiten hat, raubt ihr die Nerven: Ein Kollege bei der Streife, Dorian Kammer, hat seinen Bruder Robin brutal ermordet auf einem Friedhof aufgefunden.
Henkel spürt instinktiv, dass die Ursache dieses Mordes weit in der Vergangenheit der beiden Brüder liegt. Katja Kammer, die Mutter von Dorian und Robin, war einst ein hoffnungsvoller Nachwuchsstar im Musikbusiness, mit unkonventionellen Ansichten und unkonventionellem Leben. Aber diese Sängerkarriere war von kurzer Dauer, ihr folgte der Absturz ins Drogenmilieu und die Prostitution.
Die Oberkommissarin spürt während ihrer Ermittlungen dem Leben der Katja Kammer nach, stößt auf deren Spuren, lässt sich immer mehr auf diese faszinierende, charismatische und doch verletzliche Frau ein, deren gescheiterte Träume die Kommissarin mit solcher Intensität mit ihren eigenen Lebensvisionen und konfrontieren, dass sie fast zu befangen wird, um diesen Fall noch sauber zu Ende führen zu können ....
Es ist nicht die Sängerin selbst, die ihren letzten Auftritt erzählt, als ein Mann eine Coladose auf die Bühne geworfen hat, ihr Sohn, ein Polizist, erinnert sich auf dem Friedhof, neben der Leiche seines toten Bruders.
So rutscht der Leser bereits auf den ersten Seiten in den ständigen Perspektivenwechsel.
Nichts ist wie es scheint. Ein Ausschnitt aus einer unendlichen Geschichte der Wirklichkeit. Sind deshalb die Seiten- und Kapitelzahlen in Klammern gesetzt?
Anfangs ist man versucht vorzublättern, wann es denn nun richtig los geht, aber es bleibt bei sehr ausführlichen Schilderungen der Innen- und Außenwelt des Polizisten und seiner KollegInnen.
Keine der Figuren ragt heraus, alle stehen nebeneinander, was die Orientierung schwer macht.
Wer sich dennoch eingelesen hat - wozu bei über 400 Seiten reichlich Gelegenheit besteht - bekommt einen kalten Polizeithriller, der den Leser in Abgründe zieht.