Gerald Morris Gabriele Haefs
Die letzte Lanze für die Lady

Original: The Savage Damsel and The Dwarf
(3. Band: Terry, Knappe am Hof von König Artus)
Deutsch von Gabriele Haefs
Carlsen gebunden
ISBN 3-551-55255-X
(ab 10 Jahren)

Lady Lynet greift, wenn es sein muss, auch selbst zur Lanze.
Und jetzt muss es sein.
Denn die Belagerung von Burg Perle dauert schon viel zu lang und weder ihr Onkel noch ihre Schwester gedenken etwas dagegen zu tun.
Also macht Lynet sich selbst auf den Weg nach Camelot, um König Artus um Hilfe zu bitten. Unterwegs begegnet ihr Zwerg Roger, der zwar nicht mit Lanzen umgehen kann, sie aber dennoch aus so manch brenzliger Situation rettet.

Rezension:
Gerald Morris Was für eine genial-gute Serie - brüllend komisch schon auf der zweiten Seite: nonchalant wechselt der Autor von höfisch getragener, altväterlicher Sprache zu deftigsten Witzen und flottem Alltagsjargon.
Völlig absurde und überzogene Situationen wechseln mit pointierten Beobachtungen höfischer Sitten in der Zeit König Artus (die von alten Geschichtsschreibern zwischen 471 und 526 angesiedelt wird):
Die Dienerschaft (in diesem Fall gern aus Zwergen bestehend) ist unsichtbar - zwar da, wird sie einfach nicht zur Kenntnis genommen.
Da ist der Herrscher für die Probleme seiner Untertanen persönlich zuständig, weswegen eine Dame in Not zum Hof marschieren und sich einen Ritter "zuteilen" lassen kann, der dann wiederum ihre Belange mit Waffengewalt zu verteidigen hat.
Was durchaus dazu führen kann, dass törichte, hirnlose Kämpfer aufmarschieren, um ebensolche Ladys aus Gefahr zu retten - wobei diese Ritter möglicherweise, selbst nach dem riskanten Einsatz ihres eigenen Lebens, doch noch auf das unverfrorenste abgewiesen werden, weil von niederer Geburt.
Besonders originell in diesem Zusammenhang auch der Schlagabtausch über die Vorzüge von dünnen Maiden in Not - eine Damsell, die nicht dick wird, lässt sich einfach besser befreien und transportieren ...
Wer sich bei dieser köstlichen Persiflage auf mittelalterliche Bräuche und Gepflogenheiten nicht spätestens auf der dritten Seite vor Lachen den Bauch hält, muss an einer schlimmen Krankheit leiden - oder der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sein, um die Salven von Wortwitz gebührend schätzen zu können.
Doch Achtung: Der Genuss dieser Serie macht (sehn-) süchtig nach mehr!

Miss Sophie