Ingvar Ambjörnsen Gabriele Haefs
Peter und der Prof: Giftige Lügen

Original: Giftige Logner
(3. Band)
Deutsch von Gabriele Haefs
Carlsen TB
ISBN 3-551-37128-8
(ab zwölf Jahre)

Wir rannten los. Der Dreck spritze nur so um uns auf. Wir rasten in die Dunkelheit und über die Felder auf den Waldrand zu. Der Regen peitschte und der Wind heulte wie ein ertrinkender Riese im Meer.
"Schneller!", keuchte ich. "Wenn der seinen Köter loslässt, dann sind wir geliefert!" Und ich dachte: Das macht er nicht. So wahnsinnig kann er nicht sein. So wahnsinnig kann er einfach nicht sein...

Eltern können manchmal ziemlich lästig sein.
Vor allem, wenn man sie zu Familien-Besuchen begleiten muss. Zum Glück darf der Prof mit.
Doch der idyllische Eindruck des Dorfes am Meer, das Ziel ihrer Reise, trügt: Der Fjord ist mit Giften verseucht.
Und die einzige Fabrik am Ort kann beweisen, dass sie keinen giftigen Abfall ins Wasser kippt.
Peter und der Prof sehen sich in ein Netz aus Lügen verstrickt ...

Rezension:
Obwohl auf Norwegisch schon im Jahre 1989 erschienen, merkt man Ambjörnsens Krimi sein Alter nicht an, denn die Problematik ist auch 13 Jahre später noch höchst aktuell.
Peter und sein Freund, genannt der Prof, ermitteln in einem Umweltskandal: schon seit einiger Zeit wird eine extrem hohe Konzentration von Quecksilber und Dioxin im Fjord gefunden, aber die Chemiefirma, vor deren "Haustür" sich das ganze abspielt, ist sauber. Wo kommt der giftige Industrieabfall also her?
Ambjörnsens Helden ermitteln, trotz ihres jugendlichen Alters höchst professionell. Kühl kalkulieren sie Schule schwänzen, technische Ausrüstung u.ä. mit ein, um ihrer Freundin Gerd, die in der örtlichen Natur & Jugend-Gruppe mitarbeitet, zu helfen, denn die Gruppe hat sich schwer in die Nesseln gesetzt mit Verdächtigungen, die sich nachher - und das auch noch in aller Öffentlichkeit! - als falsch herausstellten und natürlich um die schöne Natur an Norwegens Fjorden zu retten.
Das müsste Peters Eltern, Alt-Hippies, die immer noch den vergangenen Zeiten nachtrauern, eigentlich einleuchten, aber sie reagieren eben wie ganz normale Eltern mit Entsetzen, wenn irgendwas den Schulbesuch ihres Sprösslings verhindert und so sind Peter und der Prof eben gezwungen, zu einer List zu greifen, um nicht nach Oslo zurückkehren zu müssen.
Der einzige unrealistische Punkt ist die verdeckte Ermittlung in zwei Chemiefirmen. Obwohl Ambjörnsen diese Situation schon so schildert, dass die beiden Jungen Peter und Gerds jüngerer Bruder Espen sehr viel Glück gehabt hätten, da wieder heil rauszukommen, bleibt für den realistischeren Leser doch ein arg fantastischer Beigeschmack übrig, denn Klettertouren über Rohre und Dächer... dürften kaum zu den gewohnten Fertigkeiten eines Teenagers gehören.
Trotz dieses kleinen Einwandes ein sehr spannender Krimi über ein leider immer noch aktuelles Thema und ein Buch, das nicht nur Teenager interessieren dürfte.

Kathrin Hanik