Das Buch direkt bei Amazon bestellen Wolf Haas
Silentium

(4. Band Brenner)
rororo TB
ISBN 3-499-22830-0

Wieder einmal ein Bischofskandidat, der aus dem ehrwürdigen Marianum hervorging - darauf ist man im Salzburger Knabeninternat besonders stolz.
Wenn nur diese hässlichen Gerüchte nicht wären ...
Hat sich Monsignore beim Hygiene-Unterricht im Duschkeller einstmals an einem kleinen Zögling vergangen?
Privatdetektiv Brenner soll ganz diskret herausfinden, ob sich der ehemalige Schüler auf der Psychiatercouch nur etwas zusammenphantasiert.
Doch eine schreckliche Entdeckung beendet das allgemeine "Silentium!" bald: 23 Plastiktaschen könnten nicht nur einer Bischofskarriere, sondern auch den Salzburger Festspielen den Garaus machen ...

Rezension:
Monsignore Schorn, Spiritual am katholischen Eliteinternat Marianum in Salzburg, wird als Bischofskanditat gehandelt. Im Marianum ist man stolz, wieder einen Berufenen in den eigenen Reihen zu haben (obwohl beinahe jeder geistliche und weltliche Würdenträger in Salzburg aus dem Marianum hervorgegangen ist).
Doch da tauchen Gerüchte auf, dass Msgr. Schorn vor vielen Jahren den Hygieneunterricht mit einem Zögling zu übereifrig in Sexualkunde umgewandelt haben soll. Privatdetektiv Brenner wird mit der heiklen Angelegenheit betraut, diskret herauszufinden, was hinter den Gerüchten steckt.
Der Versuch, den ehemaligen Zögling zu befragen, scheitert an dessen plötzlichem gewaltsamen Ableben. Je weiter Brenner in dem moralischen Sumpf des ehrwürdigen Internats vordringt, desto dichter werden die Zusammenhänge und desto höher die Anzahl der Mordopfer.
Schließlich kommt zu Tage, dass das Marianum unter dem Deckmantel katholischer Heiratsvermittlung einen schwunghaften Mädchenhandel mit (katholischen) Asiatinnen betrieben hat, der vor allem der Versorgung und dem Bei-Laune-halten der Startenöre, -bässe, -dirigenten etc. bei den Salzburger Festspielen diente. Als Brenner hinter diese Machenschaften gekommen ist, findet er sich unter brühend heißem Wasser der Internatsdusche wieder.
Wolf Haas legt mit Silentium! einen witzig-satirischen Kriminalroman vor, der durch die bewährte, knappe und reduzierte Haas'sche Gedankensprache seinen Reiz bezieht.
Zudem verleiten hard-boiled-Elemente dem Krimi zusätzliche Spannung. Der eigentliche Spaß an dieser Lektüre ist aber die Darstellung der Salzburger Kirche und nämlicher Festspiele, die beide hier wie dort ihre Hände im Spiel haben. ("Ich will lieber dem Herrn in die Hände fallen; denn seine Barmherzigkeit ist groß. Den Menschen aber möchte ich nicht in die Hände fallen." 1 Chr 21,13.)
Durch den bestechenden Lokalkolorit ist der fünfte Roman Wolf Haas' für das heimische Lesepublikum besonders reizvoll, dennoch sei an dieser Stelle auch nicht zu verhehlen, dass er sich längst in die erste Garde der Kriminalliteratur geschrieben hat.

Rudolf Kraus