Das Buch direkt bei Amazon bestellen Nikola Hahn
Die Farbe von Kristall

Marion von Schröder, gebunden
ISBN 3-547-710030

Frankfurt am Main, 1904:
Der Klavierhändler Hermann Lichtenstein wird in seinem Geschäft mitten in der belebten Innenstadt Frankfurts von Unbekannten beraubt und erschlagen. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Stadt und verhindert das Antrittsgespräch der Polizeiassistentin Laura Rothe, die sich als erste Frau im Präsidium um verwahrloste Kinder und Jugendliche kümmern soll.
Ein blutiger Fingerabdruck am Kragen des Ermordeten und die Spur eines Damenschuhs lassen den Verdacht aufkommen, dass eine Frau in die brutale Tat verwickelt ist. Außerdem gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang des Mordes an dem Klavierhändler mit den mysteriösen Drohbriefen, die der ermittelnde Kommissar Richard Biddling seit Jahren bekommt.
Laura Rothes Recherche ist es schließlich zu verdanken, dass der Kommissar bei seinen Ermittlungen einen entscheidenden Schritt weiterkommt. Doch die Spuren führen nicht nur zu Biddlings Familie, sondern auch in seine eigene Vergangenheit ...

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Rezension:
Leider entspricht diese Fortsetzung von "Die Detektivin", angesiedelt rund 20 Jahre nach dem Ende des ersten Bandes, nicht den in die Autorin und ihre Erzählkunst gesetzten Erwartungen.
Das beginnt bereits mit der Tatsache, dass durch den Prolog ein wichtiger Teil der Handlung vorweggenommen wird und die Spannung dadurch doch sehr leidet. Schon nach den ersten Sätzen ahnt der Leser, was im Laufe der Geschichte passieren muss.
Die Story selbst lässt sich in zwei große Blöcke aufteilen: zum einen den historisch belegten Mord am Klavierhändler Lichtenstein mit samt seiner Aufklärung und der Verurteilung der Verantwortlichen.
Dieser Teil des Romans ist hervorragend recherchiert, geschickt in die fiktive Handlung eingebaut und sehr anschaulich mit Original-Zeitungsausschnitten dokumentiert. Diese Geschichte trägt jedoch für sich alleine nicht genug, um ein ganzes Buch zu füllen.
Also geht Frau Hahn her und webt die Familie von Victoria und Richard Biddling (als ermittelndem Kommissar) ein, um dem Ganzen mehr Spannung und Leben zu verleihen. Leider meint sie es damit etwas zu gut.
Dadurch dass nun sowohl Victorias Schwägerin, als auch ihr Bruder und ihre Schwester mit dem Fall in Verbindung gebracht werden und auch Victoria selbst nicht ganz unbeteiligt bleibt, wird die ganze Sache unglaubwürdig und sehr verwirrend. Den absoluten Höhepunkt dieser Verwirrung bildet nun der unerwartete - oder nach dem Prolog doch erwartete - Tod von Richard Biddling. Und auch bei der Auflösung der Todesumstände versucht die Autorin zu viele Faktoren ins Spiel zu bringen, was alles in allem die Geschichte immer fadenscheiniger und langatmiger geraten lässt.
Die Lösung auch dieses Falles ist nicht überraschend und am Ende des Buches bleibt ein bitterer Nachgeschmack.
Nichts desto Trotz besticht die im "echten Leben" als Kriminaloberkommissarin tätige Hahn wieder einmal durch die sehr farbige Beschreibung des alten Frankfurts. Die historischen Stätten erscheinen fast bildlich vor dem Auge des Lesers und auch alle anderen historischen Begebenheiten, wie etwa die kurze Sequenz bei Herrn Prof. Alzheimer, sind interessant und lesenswert niedergeschrieben.
Auch hier gilt aber die Einschränkung, dass viele Themen nur angerissen sind und viel zu kurz abgehandelt wurden. Fast möchte es dem Leser scheinen, als wolle die Autorin alles, was einigermaßen in die Zeit passt und in Frankfurt spielt, in diesem Buch unterbringen.
Resümee:
Um den vorliegenden Roman wirklich verstehen zu können, empfiehlt es sich unbedingt, vorher "Die Detektivin" gelesen zu haben. Außerdem sollte auf Grund der Verflechtungen der diversen Familienmitglieder Victorias diese Lektüre nicht zu lange zurück liegen. Für jemand, der die Vorgeschichte nicht kennt, bleiben zu viele familiäre Verstrickungen undurchsichtig und das Buch erscheint dann gänzlich unschlüssig.
Dieses Mal gilt leider: Weniger ist manchmal mehr.
Ein Krimi wird nicht spannender und lesbarer, je mehr Personen darin vorkommen und je mehr Themen angerissen werden.
Schade, denn Victoria war im ersten Band äußerst sympathisch und viele haben gewiss schon auf die Fortsetzung ihrer Geschichte gewartet.
Bleibt zu hoffen, dass Autorin Hahn in einem möglichen dritten Band zur Form des Erstlings zurückfindet.
Leia