Lemony Snicket
Eine Reihe betrüblicher Ereignisse: Die unheimliche Mühle
Bereits früher erschienen als: Die sirrenden Sägen - Die unheimliche Mühle
Das Unglück nimmt seinen Lauf der scheußliche Graf Olaf ist den drei Baudelaire-Waisen weiterhin dicht auf den Fersen, um ihnen ihr Erbe abzujagen.
Wir fragen Sie: Wer will das lesen? Wer will davon erfahren, wie drei unschuldige, wohlerzogene und charmante Kinder vergeblich vor den teuflischen Intrigen eines widerlichen, geldgierigen und skrupellosen Bösewichtes zu entkommen versuchen?
Ausführliche Informationen zur auf dreizehn Bände angelegten Serie, Spiele, E-Cards und natürlich Leseproben und Infos aller Art zum Autor und zum Film finden sich auf der akustisch, optisch und auch sonst überwältigenden Seite www.lemonysnicket.de. Rezension:
(4. Band)
Original: A Series of Unfortunate Events The Miserable Mill
Manhattan gebunden
ISBN 3-442-54587-0
(ab zehn Jahre)
Erst spürt er sie in Jammerau, in der Sägemühle Glück & Partner auf, wo Violet, Klaus und Sunny wie die Sklaven schuften müssen, dafür will der Besitzer der Mühle sie endgültig vor Graf Olaf schützen.
Doch in Jammerau gibt es nicht nur einen bösen Vorarbeiter, s c h r e c k l i c h scharfe Sägen und Frau Dr. Orwell, die sich auf Hypnosebehandlungen spezialisiert hat - es arbeitet da auch (in der Praxis der Frau Doktor) die Sprechstundenhilfe Shirley, die auf die Kinder einen verdächtig männlichen Eindruck macht ...
Gleich drei Bände voller betrüblicher Ereignisse auf einmal: Wenn das keine Zumutung ist.
Aber sagen Sie später nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!
Unerschöpflich die Phantasie des Autors, was die Benennung der Örtlichkeiten anbetrifft, an die das Schicksal unsere Protagonisten im Lauf ihrer Odyssee verschlägt. Hört er "Jammerau" kann sich der Leser direkt vorstellen, was das für ein schäbiger und langweiliger Ort sein muss und niemand wundert sich, dass er nur von einem einzigen Zug pro Tag angefahren wird.
Und dort sollen die Waisen nun harte, körperliche Arbeit verrichten - eingepfercht mit unzähligen anderen Menschen (zum Glück als die einzigen Kinder) in einem großen Schlafsaal, entlohnt mit Gutscheinen auf Waren, die sich niemand leisten kann, weil keiner über Geld verfügt und ernährt ausschließlich mit Kaugummi und Eintopf.
Das Ambiente erinnert an die schauderhaften Schilderungen der Zustände zu Beginn der Industriellen Revolution und die Handlung hält diesmal zu gut wie gar keine heiteren Höhepunkte bereit.
Das Sammelsurium der Menschen, die den Kindern diesmal begegnen ist aber auch zu abartig: Ein ekelhafter Vorarbeiter, der Violet, Sunny und Klaus das Leben schwer macht. Der "Boss" ein gleichgültiger, gemeiner Mensch, der seine Arbeiter drangsaliert und bezeichnenderweise bis zum Ende weder einen Namen, noch ein Gesicht hat, weil dieses ständig durch Zigarrenrauch vernebelt wird. Der einzig nette Mensch, Charles, nominell zwar der Kompagnon des Chefs, de facto aber ein Schwächling und in jeder Hinsicht dessen Handlanger.
Da überrascht es kaum, dass die Protagonisten diesmal ganz hart getroffen werden, indem nämlich mittels mieser Machenschaften einer von ihnen, Klaus, (kurzzeitig) seine wichtigste Fähigkeit, nämlich seine Belesenheit und seinen Erfindungsreichtum einbüßt.
Nur gut, dass kurz vor Schluss - der Leser ahnt es schon - doch eine positive Note dominiert: Die Guten werden gerettet, die Bösen einer gar schrecklichen Strafe zugeführt, obschon Graf Olaf (wie immer) entkommen kann.
Und, ganz entscheidend: Die Geschwister finden heraus, dass ihr größtes Glück darin besteht, im Elend vereint zu sein; so dass im entscheidenden Moment der Gefahr immer der mit der zündendsten Idee die Führung übernehmen kann.
Einer für alle - alle für einen! Dieser Leitgedanke macht auch den vorliegenden vierten Band der Serie lesenswert, der wie immer höchst spannend, aber diesmal auch düsterer und grausamer als die anderen ist.
Miss Sophie