Das Buch direkt bei Amazon bestellen Mark Benecke
Mordmethoden

Lübbe gebunden
ISBN 3-7857-2099-8

Erinnern Sie sich an den Beginn von Henning Mankells Roman Mittsommermord: Drei Jugendliche werden auf bestialische Weise umgebracht und die Leichen, in Plastiksäcke verpackt, vom Mörder im Wald vergraben. Kurt Wallander wird mit der Aufklärung dieses Falles beauftragt. Hätte er Mark Benecke an seiner Seite gehabt, wäre der beliebte schwedische Kommissar bestimmt schneller ans Ziel der Ermittlungen gelangt.
Denn die Spezialität von Mark Benecke ist die Untersuchung des Zustandes von Leichen, in dem diese aufgefunden werden; er kann anhand von Würmern, Maden und anderen Insekten exakt Todeszeit, Todesort und Todesursache von Verbrechensopfern bestimmen - und oft genug auch den Täter überführen.
Mark Benecke ist also kein Profiler, der ein Täterprofil auf psychologischer Basis erstellt, sondern er kommt von den Naturwissenschaften, der Biologie, der Medizin her und erstellt Leichenbefunde.
Man könnte ihn auch als Leichen-Profiler bezeichnen. Mark Benecke ist auf dem Gebiet der Forensik, der Gerichtsmedizin, eine international angesehene Koryphäe und wird immer wieder zur Aufklärung schwieriger Mordfälle nach New York gerufen.
Dieser Band enthält eine Sammlung der schwärzesten Kriminalfälle des 20. Jahrhunderts, darunter solche wie den Fall Heineken, Lindbergh, Pastor Geyer, O. J. Simpson, Seifert, Hetzel und Bartsch.
Überaus lebendig und unterhaltend wird aber auch auf Fragen eingegangen wie: Gab es in modernen Zeiten noch Duelle? Kann man genetische Fingerabdrücke austricksen? Wie führt eine liegen gelassene Brille zu einem grauenhaften Blutbad? Wer außer O. J. Simpson weiß noch etwas über den Tod seiner Ex-Gattin? Und was hat der berühmte Bühnenmagier Houdini mit der deutschen Polizei, Sherlock Holmes und Geistererscheinungen zu tun?
Um auf den brutalen Mord im Mankell-Roman zurückzukommen: Wer weiß, vielleicht ist es gut, dass Kommissar Wallander im neuesten Roman von seinem Erfinder, Henning Mankell, in den Ruhestand verabschiedet wird. Denn in der Begleitung von Mark Benecke sähe er noch älter aus, als er sich bereits fühlt ...

Rezension:
Ein renommierter, international anerkannter Wissenschaftler trägt stets einen weißen Kittel, verbringt seine Tage kaffeetrinkend in einem fensterlosen Labor, das er nie verlässt, in der trostlosen Gesellschaft von Bunsenbrenner und Mikroskop, geht zum Lachen in den Keller und scheut den Kontakt mit anderen Menschen ...?
Falsch!
Und ein ernstzunehmendes Sachbuch besticht in erster Linie durch seine Vielzahl an dem Laien völlig unverständlichen Fachtermini, die mittels ellenlanger Sätze eher unaufregenden Inhalts verknüpft wurden und beim Leser spätestens auf Seite 41 den unstillbaren Wunsch erzeugen, die Augen wenigstens für einen Moment schließen zu können ...?
Doppelt falsch!
Den besten Gegenbeweis liefert der Kriminalbiologe Mark Benecke mit seinem jüngsten Werk, dessen Titel "Mordmethoden" nur unvollständig die Fülle der spannend aufgemachten Informationen zu bekannten und weniger bekannten Kriminalfällen und Ermittlungstechniken widerspiegelt.
Das Buch des hippen Kölners, der in seinem "Veedel" schon mal im Supermarkt ein Bier kaufen geht (wie aus verlässlicher Quelle zu erfahren ist), wenn er nicht gerade die Welt bereist, um als Gast-Dozent Vorlesungen in Asien oder Amerika zu halten oder neue makabre Fun-Links auf seine hervorragend gemachten Webseite www.benecke.com stellt, hat Pfiff, ohne trivial zu sein und ist aufregend, ohne dass der Autor auf billige Effekthascherei gesetzt hätte.
Wenn er die unterschiedlichsten Fälle der jüngeren deutschen und internationalen Kriminal-Geschichte vorstellt und die Methoden darlegt, auf die bei den Ermittlungen zurückgegriffen wurde, dann lässt er nicht selten Protokolle der unmittelbar Beteiligten sowie Aufsätze von Rechtsgelehrten und - medizinern sprechen, ohne dies zu kommentieren oder zu werten.
Auch bemüht sich Benecke in all jenen Fällen, in denen der Ausgang eines Falles durch Zweifel gekennzeichnet war, um eine vollständige Darstellung ALLER Aspekte und überlässt dann die Entscheidung, wie es denn wohl gewesen sein mag, allein der Phantasie des Lesers.
Die zahlreichen Fallbeispiele werden stets ergänzt durch Sachinformationen zu dieser oder jener Technik, bzw. den Gründen für ihre Bedeutung - wussten Sie z.B: dass ohne eine genaue Angabe der Leichenliegezeit auch keine Alibis überprüft werden können, weil man ja gar nicht weiß, wann der Verblichene sein Leben lassen musste. Dabei stellt der Spezialist für forensische Entomologie aber auch viele Methoden anderer Fachrichtungen vor und beschränkt sich beileibe nicht auf die Insektenkunde im Dienst der Gerichtsmedizin.
Und wenn dieser Mann über Serienmörder referiert, dann weiß er wovon er spricht - hat er doch selbst den 200-fachen Kinder-Killer Luis Alredo Garavito Cubillos getroffen, wie der Literaturliste durch den Verweis auf seinen Aufsatz "Luis Alredo Garavito Cubillos. Kriminalistische und juristische Aspekte einer Tötungsserie mit über 200 Opfern". zu entnehmen ist.
Sollten Sie also ein Faible für die Fachgebiete von Kay Scarpetta, Tempe Brennan, Eva Duncan und Konsorten haben, dann geht kein Weg an diesem Werk vorbei.
Ach übrigens: Wer auf Seite 41 bei der detaillierten Beschreibung der Kurse in forensischer Anthropologie in der "Body Farm" die Augen geschlossen hat, der sollte sich besser auf Anzeichen von Vitalfunktionen untersuchen lassen ...

Miss Sophie