Das Buch direkt bei Amazon bestellen Victoria Thompson
Mord am Washington Square

Original: Murder on Washington Square
(4. Band Sarah Brandt)
Heyne TB
ISBN 3-453-86492-1

New York im späten 19. Jahrhundert.
Sarah Brandt muss diesmal ihrem Nachbarn Nelson Ellsworth aus einer schlimmen Lage helfen: Er hat Anna, eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen geschwängert, die ihn allerdings nicht heiraten will, sondern lieber Geld möchte, um die Stadt zu verlassen.
Am nächsten Tag wird sie tot aufgefunden - erstochen. Nelson soll der Täter sein.
Da schaltet Sarah Sergeant Frank Malloy ein. Empfindet Frank für Sarah mehr als Freundschaft? Und wer hat die junge Anna so grausam getötet?

Rezension:
Wie schön! Sarah Brandt darf wieder ermitteln!
Krimi-Serien im historischen Umfeld des ausgehenden 19. Jahrhunderts erfreuen sich größter Beliebtheit (siehe hier auch die Romane von Anne Perry oder Petra Oelker), umso mehr, wenn die Protagonistin eine unerschrockene, unkonventionelle Vertreterin des weiblichen Geschlechts ist. Zumal wenn diese einen mit sehr vielen Emotionen und unerwarteten Ereignissen verbundenen Beruf ausübt. Das alles ist bei der New Yorker Hebamme Sarah der Fall - kein Wunder also, dass Victoria Thompsons Bücher auch hierzulande eine große Fangemeinde haben.
Ganz sicher liegt dies aber auch am Geschick der Autorin, ihre Figuren so lebendig zu zeichnen, dass der Leser meint, sie direkt vor sich stehen zu sehen: hier die schrullige Alte, neugierig zwar, aber herzensgut. Dort, ihr Sohn, der naive Unglücksrabe, äußerst akkurater Banker, allerdings mit einer schwachen Stelle. Dann noch die mürrische Mutter des zweiten Protagonisten, Sergeant Malloy und nicht zu vergessen, die höchst merkwürdigen Bewohner der Pension, in dem das Mordopfer lebte … Und über allem die sympathische Figur der Sarah, deren Beobachtungsgabe und Einfallsreichtum ihrem energischen Auftreten in nichts nachstehen …
Wieder einmal hat Thompson ein Sittengemälde verfasst - aber was für eines!
Da tobt das Leben auf jeder Seite und die Atmosphäre wirkt doch so anheimelnd, dass man sich umgehend eine Droschke ins Seventeeth Ward bestellen möchte …
So gefangen nimmt das Ambiente die Leserin, dass sie sich nur mit Mühe lösen kann von braven Frauen, Hausmädchen, Schauspielerinnern, Bankern, dem lustigen Polizeirevier in der Mulberry Road, Sarahs feinen Eltern und ihrem verzweifelten Festhalten an Traditionen plus dem Versuch, ihr Töchterlein doch noch standesgemäß zu verheiraten.
Die Handlung ist spannend, am Ende - wie man das von dieser Serie bereits kennt - geradezu atemberaubend und ungemein gefährlich für die liebgewordenen Helden, die sich aber natürlich doch noch retten können. Darüber hinaus wartet der vorliegende Roman zum Schluss mit einem Cliff-Hanger auf, der neue Enthüllungen im Mordfall des Doktor Tom Brandt verspricht.
Fürwahr also ein Landhauskrimi wie er nicht packender und gleichzeitig gemütlicher sein könnte!

Miss Sophie