Horst Bosetzky
Der kalte Engel
Jaron gebunden
Zwei Menschen verschwinden 1949 im Westen Berlins - und ihre Leichen, fachgerecht zerteilt, werden Stück für Stück im kommunistischen Osten aufgefunden ...
Rezension:
June
ISBN 3-89773-051-0
Der wahre Fall der Krankenschwester Elisabeth Kusian, der ganz Berlin monatelang in Atem hielt, bildet die Grundlage für den neuen Roman von Horst Bosetzky.
Eine wahre Kriminalgeschichte aus dem Nachkriegs-Berlin wird zu einem "dokumentarischen Kriminalroman".
Die Romanfiguren Bernhard Bacheran, angehender Staatsanwalt im Westen, und Helga Leupahn, Kriminalbeamtin aus dem Osten Berlins, verlieben sich im Laufe der Ermittlungen um zwei zerstückelte Leichen ineinander.
Da die Täterin von vornherein dem Leser bekannt ist - Elisabeth Kusian, vom Leben gebeutelte Krankenschwester, sie mordet um ihren Lebensträumen etwas näher zu kommen - gibt es bezüglich der Suche nach der Täterin wenig Spannendes.
Die fiktive Liebesgeschichte voller politischer Hürden sowie die zahlreichen damals real in den Fall verwickelten Personen vermitteln jedoch ein lebendiges Bild dieser Zeit kurz vor der kompletten Teilung Berlins.
Das Ende bildet die Gerichtsverhandlung - untermalt von vielen Quellen im Form von zitierten Zeitungsartikeln. Hier entstehen doch ausgeprägte Längen, es wird etwas zäh, als das Gleichgewicht sich zu Gunsten der Dokumentation und zu Ungunsten der Romanhandlung verschiebt.
Ein interessantes Buch in Bezug auf lebendig erzählte Zeitgeschichte, eine mäßig spannende Geschichte in Bezug auf die Romanhandlung (übrigens wieder einmal gespickt mit Straßennamen und U- bzw. S-Bahn-Haltestellen, wofür der Autor anscheinend ein besonderes Faible hat).