Das Buch direkt bei Amazon bestellen Holger Biedermann
Von Ratten und Menschen

Nautilus TB
ISBN 3-89401-396-6

Ganz wie bei John Steinbeck sind die beiden Jugendlichen Lennie und George für die Gesellschaft untragbar: George ist gerissen, Lennie gewalttätig und grenz-debil. Sie gelten als "schwere Fälle" und landen in einer erlebnistherapeutischen Maßnahme, der "Kleinen Flatter" auf Mallorca. Von dort hauen sie ab, um den Leiter des Projekts, einen frustrierten Sozialarbeiter, der Geld veruntreut hat, zu erpressen. Als sie ihn in Hamburg aufsuchen, gibt es den ersten Toten.
Es ist der 11. September 2001. Gegen Mittag dieses wunderschönen Spätsommertages findet Kommissar Pieter Lund die Leiche. Wenige Stunden später sieht er im Präsidium die Bilder von den Flugzeugen, die ins World Trade Center fliegen.
Der Tote, den der Kommissar gefunden hat, scheint zunächst nichts mit den Anschlägen zu tun zu haben. Er ist kein Araber, er ist kein Terrorist. Trotzdem hat Pieter Lund gute Gründe, in der Hamburger Moslem-Szene mit seinen Ermittlungen zu beginnen.
Was er aber schließlich findet, ist eine ganz andere Geschichte. Eine alte Geschichte. Sie hat nichts mit dem 11. September zu tun. Oder doch.

Rezension:
Es ist natürlich kein Zufall, dass der Roman "Von Ratten und Menschen" heißt, wecken doch alleine schon die Beschreibung von Lennie und George Erinnerungen an Steinbecks Kurzroman "Von Mäusen und Menschen".
Und vor allem die Verteilung der Rollen, hier der schlanke, drahtige Denker George, dort der tumbe, bei jeder Kleinigkeit ausrastende Lennie, die beide auf Mallorca an einem Resozialisierungsprogramm teilnahmen und jetzt in Hamburg ihrem Geld nachjagen, das ihnen der Sozialarbeiter Gerd Novitzki unterschlagen hat.
Und hier wird es kompliziert.
Als Lennie und George in Hamburg ankommen, um Novitzki zur Rede zu stellen, ist gleichzeitig Kommissar Pieter Lund dabei, eine groß organisierte Interpol-Aktion durchzuführen.
Schade nur, dass Lennie seinem Naturell freien Lauf lässt und Novitzki bestialisch umbringt. Und dann malt er ihm auch noch die Zähne schwarz an, woran die Herren Polizisten lange Zeit zu knabbern haben.
Als wäre die Verwirrung damit nicht schon groß genug, findet das Ganze auch noch am 11. September 2001 statt.
Während Kommissar Lund versucht, Licht ins Dunkel zu bringen, fliegen zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Center.
Lennie und George alleine wären Stoff genug für einen Roman, das hat "Von Mäusen und Menschen", das hat John Steinbeck bereits gezeigt. Nimmt man die Interpol-Aktion dazu, hätte man genügend Stoff für einen Kriminalroman.
Das Einbeziehen des 11. September allerdings zeigt, dass der Autor dessen wohl nicht ganz sicher war und unbedingt noch eine Schippe drauflegen wollte.
Wobei sich auch hier wieder der Satz bewahrheitet: "Weniger ist manchmal mehr!"
Und so wurde "Von Ratten und Menschen" kein hochklassiger Kriminalroman, sondern nur das mittelmäßige Remake eines sehr guten Klassikers.
Und der Schluss der Geschichte?
Naja, Steinbeck halt.

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