Eva Ibbotson
Sabine Ludwig
Maia oder Als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf
Original: Journey to The River Sea
London, 1910.
Rezension:
Miss Sophie
Deutsch von Sabine Ludwig
Dressler gebunden
ISBN 3-7915-1009-6
(Kinder ab 10)
Maia erfährt, dass sie zu ihren letzten lebenden Verwandten nach Brasilien geschickt wird. Gemeinsam mit Miss Minton, der neuen Gouvernante ihrer exotischen Cousinen, reist sie voller Vorfreude in das unbekannte Land.
Doch nicht in ihren wildesten Träumen hätte Maia sich vorstellen können, welche Erlebnisse und Abenteuer sie an den Ufern des Amazonas erwarten!
Denn als ihr der Besuch einer Theatervorstellung in Manaus verboten wird, macht sie sich allein auf den Weg durch den Regenwald...
Elternlos, doch nicht ganz unvermögend und an ihrer englischen Schule wunderbar aufgehoben, das ist Maia, bevor sie ganz plötzlich zu ihren unbekannten Verwandten reisen muss, die nicht nur in einem ganz anderen Erdteil leben, sondern dort, wo sich Krokodile und Wasserschlangen gute Nacht sagen.
Weit davon entfernt, die Vorstellung schrecklich zu finden, alles was bisher ihr Leben ausmachte, hinter sich zu lassen, freut sich Maia unbändig auf das, was sie erwartet. Bestärkt wird sie darin von ihrer Reisebegleiterin, der schwarz gekleideten Gouvernante Miss Minton, groß und hager, deren Schirm schon auf dem Rücken von Harry Harlington tanzte, weil dieser ein Tier gequält hatte.
Auf der Überfahrt machen die beiden die Bekanntschaft einer Schauspielertruppe - mitten unter ihnen der kreuzunglückliche Clovis King, den man seiner Pflegemutter abgeschwatzt hatte und der sich nichts sehnsüchtiger wünscht, als nach Hause zurückkehren zu können.
Bei ihrer Ankunft dann der Schock: Die Verwandten entsprechen nicht im geringsten dem Bild, das sich Maia von ihnen gemacht hatte. Sie desinfizieren alles, ziehen fades englisches Essen aus der Dose den einheimischen Speisen vor und unterbinden jeglichen Kontakt zu den Einheimischen.
Auch die Gouvernante muss sich - im wahrsten Sinne des Wortes - "warm anziehen" - bei Strafe ist es ihr untersagt, das Korsett abzulegen, ihre Schülerinnen (bis auf Maia) sind strohdumm (außerdem noch unfreundlich und gemein), das Unterrichtsmaterial eine Zumutung.
Doch Miss M. lässt sich nicht entmutigen, praktiziert gemeinsam mit Maia den stillen Widerstand gegen den Onkel (als Kautschukpflanzer ein absoluter Versager) und seine giftige, geldgierige Gattin.
Bis eines Tages zwei Privatdetektive auf den Plan treten und einen Jungen suchen, den Sohn eines verstorbenen Forschers und Erben eines riesigen Vermögens
Abenteuerliche Verfolgungsjagden, immer neue, unerwartete Wendungen, Figuren, die von Lebendigkeit und Lebensfreude nur so strotzen - und das alles vor einer atemberaubend exotischen Kulisse - viel mehr kann man kaum erwarten, will man sich für ein paar Stunden atemloser Spannung in eine wunderbare Lektüre fallen lassen.
Anrührend, unterhaltsam und atemberaubend - einer der besten Romane des Lesefrühlings 2003, völlig zu Recht ausgezeichnet mit dem "Smarties-Prize" (der, wir erinnern uns, bereits den kometenhaften Aufstieg eines "Harry Potter" markierte).