Minette Walters
Fuchsjagd
Original: Fox Evil
Shenstead, ein kleines Dorf in England unweit der malerischen Küste von Dorset: Hier residiert der alte Colonel James Lockyer-Fox gemeinsam mit seiner Frau Ailsa in einem stattlichen Herrenhaus, das seit Generationen im Besitz der angesehenen Familie ist.
Rezension:
Miss Sophie
Goldmann gebunden
ISBN 3-442-31012-1
An einem kalten Wintermorgen wird die ländliche Idylle jedoch jäh erschüttert - denn James entdeckt Ailsa tot auf der Terrasse ihres Anwesens. Sie ist nur mit einem Nachthemd bekleidet, und in ihrer unmittelbaren Nähe finden sich Blutspuren auf dem Boden.
Von diesem Tag an kommen die bösen Zungen nicht zur Ruhe, die den Colonel des Mordes an seiner Frau bezichtigen. Doch James Lockyer-Fox schweigt beharrlich - keinen einzigen Versuch unternimmt er, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Hat er doch etwas zu verbergen?
Als Mark Ankerton, Anwalt und Freund der Familie, nach Dorset reist, um James Lockyer-Fox zur Seite zu stehen, stellt er bald fest, dass sich hinter der pittoresken Fassade von Shenstead ein wahrer Hexenkessel verbirgt
Verworrene und zutiefst belastete Familienverhältnisse sind ihre Spezialität - und in dieser Hinsicht läuft die britische Erfolgsautorin hier zur absoluten Bestform auf.
Schon in den ersten Kapiteln darf der Leser sich in die düsteren Niederungen zweier absolut gegensätzlicher Familienverbände begeben: Hier das kümmerliche Dasein des zehnjährige Wolfie - im Wohnwagen lebend, stets unterwegs, verstört, verängstigt und komplett aus der Bahn geworfen, durch seinen gewalttätigen und dann wieder extrem kultivierten, mit Sicherheit aber äußerst undurchschaubaren Vater mit dem Namen Fox.
Dort der Clan der Lockyer-Fox, deren Sünden der Vergangenheit ihre Schatten auf die Gegenwart werfen, mit ihren teilweise ungemein verderbten, dann wieder ausgesprochen wohlgeratenen Mitgliedern.
Und mitten drin der junge Anwalt Mark, der zusammen mit Nancy Smith, noch keine dreißig, aber intelligent, zielstrebig und nicht nur bei ihrer Tätigkeit als Soldatin sehr couragiert, versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Spannend und immer spannender wird die Geschichte
Worin das Verbrechen tatsächlich besteht, ob es sich bereits ereignet hat oder erst noch folgend wird - man weiß es nicht. Doch das alles spielt auch absolut keine Rolle, denn die einzelnen Kapitel sind so fesselnd, die Handlung so faszinierend, dass der Leser nicht umhin kann, Seite um Seite zu verschlingen.
Natürlich geraten die nach und nach immer lieber gewordenen Figuren in große Gefahr, auch Todesfälle gibt es zu beklagen und der Leser erfährt Erschütterndes und kaum Vorstellbares, was Menschen anderen Menschen aus niederen Beweggründen antun können.
Doch auch eine humorvolle Note hat das Buch - etwa dort, wo sich Nancy und Mark pointierte Wortgefechte liefern oder wenn es um die Rolle der unkonventionellen, doch sehr patenten New-Age-Anhängerin Bella Preston geht.
Ein gut ausgetüftelter Plot, bei dem sich erst nach und nach die Puzzleteile ineinander fügen, ein atemberaubender Showdown und ein versöhnliches Ende - dieser Roman garantiert blendende Unterhaltung (und - je nachdem, um welche Uhrzeit man die Lektüre beginnt - eine schlaflose Nacht).