Das Buch direkt bei Amazon bestellen Leonid Jusefowitsch
Im Namen des Zaren - Iwan Putilin ermittelt

Original: Kostjum Arleking
Goldmann TB
ISBN 3-442-45538-3

St. Petersburg 1871:
Fürst Ludwig von Ahrensberg, ein österreichischer Diplomat, wird in seinem Bett ermordet aufgefunden. Eigentlich kein Wunder, denn als Frauenheld, Raufbold und leidenschaftlicher Kartenspieler hatte er zahlreiche Feinde.
Wegen ihrer politischen Brisanz erfordert die Angelegenheit diplomatisches Fingerspitzengefühl, und so wird der legendäre Chef der Sankt Petersburger Geheimpolizei mit der Lösung des Falles beauftragt: Iwan Putilin …

Rezension:
Der erste Roman des russischen Historikers und Geschichtsprofessors Leonid Jusefowitsch bildet nur den Auftakt einer Trilogie um Iwan Putilin, den Chef der St. Petersburger Kriminalpolizei., der laut Jusefowitsch in Russland einen legendären Ruf genoss und dessen Erfolge Stoff für zahllose Geschichten boten.
Die Kriminalhandlung, die sich im wesentlichen um die Aufklärung des Mordes an dem österreichischen Gesandten von Arensberg im Jahre 1871 dreht, ist in eine ungefähr zwanzig Jahre später spielende Rahmenhandlung eingebettet, in der der mittlerweile pensionierte Putilin plant, seine Memoiren zu veröffentlichen und deshalb dem jungen Schriftsteller Safronow ausgewählte Fälle seiner langjährigen Karriere präsentiert.
Jusefowitsch erzählt zwar durchaus spannend, aber an einigen Stellen viel zu schleppend. Die Vielzahl russischer Namen und unbekannter Funktionen verwirren und behindern das Eintauchen des Lesers in die Geschichte. Der Übersetzer Alfred Frank versucht zwar durch einige Anmerkungen Abhilfe zu schaffen, doch zumindest ein Personenverzeichnis wäre angebracht gewesen, um so den problemlosen Einstieg nach einer Lesepause zu gewährleisten.
Bei einem Vergleich mit Boris Akunin, der sich dem Leser ja schon beim Lesen des Klappentextes aufdrängt (gleicher Schauplatz, gleiche Zeit, ähnlich politisch brisante Fälle, jeweils Mitglied der Polizei als Ermittler) unterliegt Jusefowitsch jedoch deutlich: wo sich bei Akunin Spannung und Witz verbinden, um so wirklich geniale Unterhaltung zu schaffen, die immer Lust auf weitere Bände macht, schweift Jusefowitsch in langweiligen Nebenhandlungen ab, deren Sinn für die Gesamthandlung, die ja wirklich interessant ist, nicht immer deutlich wird und oftmals hätte besser weggelassen werden können.
Ein solider historischer Krimi, dem allerdings das gewisse Etwas fehlt, um den Leser wirklich zu fesseln. Warten wir ab, ob es Jusefowitsch beim nächsten Mal gelingt, den zündenden Funken zu entfachen.

Kathrin Hanik