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Das Double des Bankiers

rororo TB
ISBN 3-499-23179-4

Fast hätte es geklappt mit dem lebenswichtigen Kredit für Schackstedts Firma. Doch nun liegt das Vorstandmitglied der Bank tot im Bad des preußischen Herrensitzes.
Da hilft nur eins: Schackstedt muss ein Double engagieren, das den Kredit bei der Bank irgendwie durchbringt. Der arbeitslose Schauspieler Enver Volle sieht dem Toten zum Verwechseln ähnlich.
Ist der Bankier die Rolle seines Lebens? Oder wird das Ganze eher ein Fall für "Lebenslänglich"?

Rezension:
Arbeitsloser Schauspieler soll einen echten Bank-Manager doubeln, damit ein fast ruinierter Wagenbauer seinen Sanierungskredit bekommt. Solche plots stehen normalerweise in Fernsehzeitungen beim Movie of the Week, und dann kommen Sätze wie: Doch dann trifft der Schauspieler die bezaubernde Susi Sorglos und verliebt sich in sie. So etwas ist dann Anstoß für knappe 90 Minuten turbulente Verwicklung, die man "Romantic Comedy" nennt und künstlerisch nicht über das Niveau der Lätta-Spots in den Werbepausen hinauskommt.
Nichts davon bei -ky: keine kesse Susi Sorglos, die dem Schauspieler Enver Volle bei der Rolle seines Lebens über den Weg läuft, sondern immer wieder teils slapstickmäßiges, teils bitterernstes Überlebensspiel. Vom Vorstand der Schackstedt AG als Double für den unglücklich verschiedenen Bankvorstand Roitzsch engagiert, um dem maroden Wagenbauer in letzter Sekunde den lebensnotwendigen Kredit zu gewähren taumelt Schau-Spieler Volle von einer Improvisation zur nächsten und damit immer weiter ins Schlamassel.
So richtig ernst nehmen sollte man die Geschichte trotzdem nicht, dazu balanciert -ky als King of Crime-Comedy zu deutlich auf dem schmalen Steg von Kalauern und Gags, Wortspiel und süffisanten Stil-Tricks durch die Story. Dazu mixt er noch das ganze Sammelsurium von Überspanntheiten, mit denen Künstler und Kapitalisten ihre Umwelt nerven - und damit gelingt ihm eine elegante kleine Krimi-Komödie, in die sich ganz piano noch einige Motive des "alten" -ky einschleichen. Womit eigentlich der "frühere" -ky gemeint ist, der vor 30 Jahren unter anderem "Es reicht doch, wenn nur einer stirbt" und "Kein Reihenhaus für Robin Hood" geschrieben hat.
Und war nicht in -ky's Erstling "Einer von uns beiden" ein sozusagen "falscher" Hochschullehrer in Schwierigkeiten geraten? Ging es in -kys Geschichten aus dem fiktiven Bramme nicht immer wieder um "die da oben" und "die da unten" und die Verbrechen, die sich daraus ergaben? All diese Motive finden sich überraschender Weise jetzt auf einmal bei -ky wieder, nachdem er in seinen letzten Romanen den kuriosen Lebensweg seines Lieblingshelden Kommissar Mannhardt in den Zeiten der Widervereinigung und des Hauptstadtbooms weitergeschrieben hatte. Back to the roots also? Nicht wirklich, dazu ist "Das Double des Bankiers" noch zu flapsig und unernst angelegt. Aber vielleicht ein erster Schritt zu einem "neuen alten" -ky.

Reinhard Jahn