Das Buch direkt bei Amazon bestellen Martin Compart
Der Sodom-Kontrakt

Strange-Verlag im Vertrieb von FRANPRO gebunden
ISBN 3-8906-4811-8

Alexa Block ist die erste Leiterin der Dortmunder Mordkommission - und der härteste Bulle der Stadt. An diesem trüben Wintertag, an dem die Stadt im Nebel des Organisierten Verbrechens ihre Silhouette zu verlieren droht, wird sie zum Tatort gerufen. Wer war dieser tote Mann, dem man die Fußsehnen durchgeschnitten hat, um die Todeszeit zu verwischen?
Wer ist der Grauhaariger, der kurz nach dem Mord aus der Tatortwohnung kam, die dem stadtbekannten Dunkelmann Karibik-Klaus gehört. Alexa ahnt nicht, in welcher Gefahr sie schwebt, bis ihr der wahre Killer auflauert und die stahlharte Frau das Fürchten lehrt.
Korruption von Witten bis Brüssel durchzieht die blutige Spur, die Alexa verfolgt. Ein politisch inkorrekter Thriller, der die EU-Bürokratie zum Teufel wünscht.

Rezension:
Martin Compart: Der Sodom-Kontrakt Strange-Verlag im Vertrieb von FRANPRO gebunden ISBN 3-8906-4811-8 Richtiger guter trash muss richtig schlecht sein, und das ist er nur, wenn einer wirklich an den trash glaubt, den er schreibt: das dumpfbackige Galabere der ewigen Verschwörungs-Paranoiker, das schrille Geschwätz aus den daily talkshows und das Testosteron-getränkte Geknurre der Goldkettchen aus den Mucki-Buden.
Wer allerdings trash nachmacht und versucht, nachgemachten trash in Umlauf zu bringen, endet beim Sodom-Kontrakt. Martin Compart - Ex-Herausgeber von Ullsteins Gelben Kirmis, Bastei-Lübbes Schwarzer Serie und dumonts NOIR-Reihe türmt zwischen Witten, Dortmund und Bochum ein beeindruckendes Gebirge aus Versatzstücken von Mickey Spillane bis Andrew Vachss auf und versucht es im gleichen Zug auch noch ohne Sauerstoff (sprich Ironie) zu besteigen: eine Aufgabe, an der ein Mann - selbst wenn er Compart heißt - nur scheitern kann. Aber ein Mann muss eben tun, was er tun muss.
So einer ist auch unser Held Gill: der Härteste der Harten, und so eine ist auch die Superbullin Alexa Bloch von der Dortmunder Mordkommission. Mit einer Vergangenheit als Ex-Stasi- und CIA-Mann und einer Gegenwart als troubleshooter ist Gill mit allen Wassern gewaschen und von keinerlei Selbstzweifeln angekränkelt: eine lebende Männerphantasie.
Wie die Faust aufs Auge passt da Alexa Block dazu, bei deren Charakterisierung man alle mucho macho-Adjektive von stahlhart bis naturgeil aneinanderreihen kann. Unterstützung bekommen beide durch ein buntes Arsenal der üblichen verdächtigen Nebenfiguren - vom philosophiernden Killerpärchen über wortkarge Fremdenlegionäre bis zur bunte Hemden tragende Unterwelt-Größe.
Pulp Fiction also, irgendwo zwischen Ross Thomas und Elmore Leonard, die allerdings immer wussten, wie man sich auf ein Thema und eine Geschichte beschränkt. Das schafft der Sodom-Kontakt nicht: aus der kleinen Geschichte um die Freundessschuld, die Gill begleichen möchte, entwickelt sich in absurden Sprüngen eine Komplott-Theorie, die, wie Klappentexte es gern formulieren "bis in die höchsten Kreise der Politik", in diesem Fall der Europa-Bürokratie reichen.
Ein großer Rundumschlag also, der seine Thesen von Verschwörung und Korruption schließlich nicht aus sich heraus belegt, sondern nur mit lang zitierten SPIEGEL-Artikeln.
Weniger wäre bei diesem Buch wahrscheinlich mehr gewesen: ein weniger großes plot und ein wenig mehr von der wirklich gut getroffenen Halbwelt zwischen Witten und Dortmund. Mehr von den kleinen dreckigen Geschäften der organisierten Kriminalität mit Polizei und Politik und weniger Waffen- und Überlebenstechnik harter Helden. Aber mit weniger - das ist auch klar - wollte sich Martin Compart nicht zufriedengeben. Weil ein Mann eben tun muss, was er tun muss. Selbst wenn er deshalb in den Stiefeln sterben muss.

Reinhard Jahn