Das Buch direkt bei Amazon bestellen Gabriella Wollenhaupt
Grappa im Netz

(14. Band)
grafit TB
ISBN 3-8942-5278-2

Die Reporterin Maria Grappa soll aushilfsweise eine Flirtshow für das Regionalfernsehen konzipieren - und das macht ihr gar keinen Spaß.
Viel lieber würde sie Bierstadt Oberbürgermeister Jakob Nagel suchen, der im Jemen verschollen ist, oder wenigstens die Frau stellen, die fremdgehende Männer in Hotelzimmer lockt und vergiftet. Zumal Grappas Chatpartner "Strammer Hengst" behauptet, die Reporterin habe etwas mit den Morden zu tun.

Rezension:
Wer sich Gefahr begibt, kommt darum um - über solche Sofakissenweisheiten lacht Maria Grappa, Spürnase des Bierstädter Tagblattes doch nur. Würde sie, wenn überhaupt, Sofakissen mit ihrem Kater Eberhard teilen, stünde da wahrscheinlich: Wer nichts riskiert, kriegt auch nichts raus.
Und rauszukriegen ist in der vertrackten Geschichte, die Grappa diesmal hineinschliddert wirklich eine ganze Menge - zum Beispiel, warum sich so viele dummgeile Männer in Internet-Singlebörsen herumtreiben. Oder wer die mysteriöse Frau ist, die die Testosteron-Chatter einen nach dem anderen mit einem Giftcocktail ins Jenseits befördert.
Und weil man eben nichts rauskriegt, wenn man nichts riskiert, recherchiert Maria Grappa hinter ihrem anonymem Chatpartner "Strammer Hengst" her, flirtet zwischendurch - rein professionell natürlich - mit einem Kollegen vom Polizeiressort und leistet nebenbei Lebenshilfe für liebeskranke Chefredakteure.
Als dann aber plötzlich die graue Maus von Gerichtsreporter Opfer der mordenden Mysteriösen wird, hört für Grappa der Spaß auf. Sie will es wissen - steckt nun eine überideologisierte Alt-Emanze hinter den Morden oder liegt die Lösung doch eher im privat-zwischenmenschlichen?
Maria Grappas Ermittlungsansatz kess zu nennen, trifft die Sache dabei nur halb. Sicher - als Reporterin trägt sie das Neugier-Gen in sich und den Jagdinstinkt für Sensationen (oder das, was in ihrem Bierstädter Revier dafür gehalten wird), aber hinter der Flapsigkeit, mit der sie bei ihrer Mördersuche einen um den anderen Stein umdreht, gibt es auch den Menschen Maria Grappa.
Den haben die Fans der Serie in mehr als einem Dutzend Romane bisher in fast allen Höhen und Tiefen kennengelernt, so dass jetzt oft nur noch Andeutungen genügen, um dieses Thema zum Klingen zu bringen. Souverän schliddert Maria Grappa da also diesmal wieder zwischen ihren Lieblingsrollen als Männerjägerin und Zweiflerin in eigener Sache hin und her und wenn man zusieht, wie sie sich immer wieder an den eigenen Haaren aus dem Dilemma herauszieht, dann kann man nur sagen: Sind wir nicht alle ein wenig Grappa?

Reinhard Jahn