Das Buch direkt bei Amazon bestellen Robert Wilson Kristian Lutze
Der Blinde von Sevilla

Original: The Blind Man of Seville
Aus dem Englischen von Kristian Lutze
Goldmann TB
ISBN 3-442-45637-1

Während man in Sevilla die Semana Santa feiert, ist Inspektor Javier Falcón mit einem äußerst grausamen Mordfall beschäftigt. Ein Restaurantbesitzer wird tot aufgefunden - an einen Stuhl gefesselt und gestorben an den Verletzungen, die er sich zufügte, als sein Mörder ihn zwang, ein Video anzuschauen.
Was so unvorstellbar Schreckliches hat das Opfer gesehen? Bei den Nachforschungen entdeckt Falcón nicht nur, dass sein verstorbener Vater in den Fall verwickelt ist, sondern dass er selbst bald das nächste Mordopfer werden könnte.
Kann ihm da noch der Blinde helfen, der ihm mit angeblich prophetischer Gabe zur Seite steht ...

Rezension:
Wir haben alle etwas, dessen wir uns schämen, etwas das uns beim bloßen Gedanken vor Peinlichkeit oder etwas noch Schlimmeren erschaudern lässt.
Jemand zwingt seine Opfer zu sehen. Sie weigern sich. Dann schneidet er ihnen die Augenlider ab. Sie weigern sich immer noch, verstümmeln sich lieber selbst und sterben, nur um nicht hinschauen zu müssen.
Aber was sollten sie sehen?, fragt Ramirez, der Kollege des Haupthelden, Kommissar Falcon, stellvertretend für uns Leser. Es ist Semana Santa, die Karwoche in Sevilla, und Kommissar Falcón gibt sich anfangs wie bei vielen Krimis dem üblichen Hickhack-Geplänkel mit seinem Kollegen hin.
Doch dann ist es kein normaler Krimi mehr. Falcón deckt ein finsteres ungewöhnliches Familiengeheimnis bei dem ersten Opfer auf, findet einen Brief seines eigenen verstorbenen Vaters an ihn.
Plötzlich ist man mitten in DEM Buch, für das man sein Regal von allen anderen 0815 Krimis der letzten Zeit leer räumen möchte.
Eine Schule des Sehens, für den Kommissar, für die Opfer und für uns, den Leser.
Falcóns Vater ist der berühmte spanische Maler Francisco Falcón, der neben Picasso, in die internationale Kunstwelt eingegangen ist. Falcón sollte die Tagebücher seines Vaters, zusammen mit allem anderem aus dem Atelier, darunter auch sehr viel Geld in bar, verbrennen.
Doch er beginnt die Tagebücher zu lesen, die passagenweise eingefügt sind.
Natürlich hängt alles zusammen, aber wie, das ahnt auch der geübteste Leser nicht.
Falcón geht es körperlich und geistig immer schlechter. Er sucht sich erst Hilfe, als er versichert bekommt, dass der Therapeut seinen Vater nicht kannte. Die Methode bei der fast blinden Psychologin ist ungewöhnlich, vergleichbar mit der chinesischer Ärztin, die sich allein auf das Fühlen des Pulses verlassen. Bei ihr kann sich Falcón endlich gehen lassen, seine dunklen Kindheitserlebnisse verarbeiten.
Wer ist am Ende der Blinde von Sevilla?
Besser kann ein Schriftsteller nicht mehr werden, die anderen Robert Wilson Bücher, darunter eines, für das er den Deutschen Krimipreis bekam, waren Schäferhund und Blindenstock für den Blinden von Sevilla!

K. Ara