Mary Higgins Clark
Und morgen in das kühle Grab
Original: The Second Time Around
Die ganze Welt blickt auf Gen-stone, ein New Yorker Pharmaunternehmen, das in Kürze einen Impfstoff gegen Krebs auf den Markt bringen will. Plötzlich jedoch verschwindet Nicholas Spencer, der charismatische Leiter des Unternehmens, spurlos. Auf einer Dienstreise nach Puerto Rico stürzt er in seinem Privatjet ab doch die Leiche wird nicht gefunden. Kurz darauf wird überraschend enthüllt, dass Spencer die Firma um Millionen betrogen hatte.
Rezension:
Leonidas
Deutsch von Andreas Gressmann
Heyne TB
ISBN 978-3453430082
Die Journalistin Marcia DeCarlo wird beauftragt, über den Fall zu berichten. Bei ihren Recherchen stößt sie auf mehr Fragen als Antworten: Ist Nicholas Spencer wirklich tot, oder ist er mit dem Geld geflohen? War überhaupt er es, der Gen-stone betrogen hatte, oder steckt jemand ganz anderes dahinter? Und vor allem: Warum hat sich nach dem Verschwinden Spencers die medizinische Einschätzung des Impfstoffs von Anerkennung in Ablehnung gekehrt?
Wieder einmal hat sich die Queen of Suspense selbst übertroffen und betritt mit "Und morgen in das kühle Grab" neue Wege ihrer Erzählkunst.
Auch in ihrem jüngsten Werk greift Mary Higgins Clark auf ihr altbewährtes Konzept zurück, in dem sie eine junge, erfolgreiche Frau in den 30ern als Protagonistin wählt. Die Reporterin Marcia deCarlo, Carley genannt, ist durch ein persönliches Schicksal eng mit dem vorliegenden Fall verbunden. Voller Engagement versucht sie, den Skandal um den vermissten Nicholas Spencer aufzudecken. Bei ihren Recherchen im Pharmakonzern stößt sie nicht nur auf Widersprüchlichkeiten, sondern deckt schon bald ein Netz mörderischer Intrigen auf. Sie erlebt das Schicksal der Patienten, die ihre ganze Hoffnung in den Impfstoff gesetzt haben, und das Leid der Aktionäre, deren Leben durch den finanziellen Ruin zerstört wurde. Einer davon ist Ned, der von seinen krankhaften Rachegefühlen getrieben, so manches Leben auslöschen möchte und dabei steht auch Carley auf seiner Liste!
Zielstrebig, klug und mitreißend deckt Carley die Hintergründe des Falls auf - und der Leser mit ihr. Denn wer mit der Lektüre dieses Buches beginnt, wird es vor dem Finale nicht mehr weglegen. Und erst später wird der begeisterte Leser realisieren, dass der Thriller nur mäßig "spannend" im eigentlichen Sinn ist.
Liegt es daran, dass es nur eine potentielle Leiche gibt und somit auch nicht nach einem Mörder gesucht wird? Oder daran, dass weder Alibis nachgegangen wird noch wilde Verfolgungsjagden stattfinden?
Intelligenter und fesselnder Lesegenuss ist garantiert - auch ohne all zu blutige und schaurige Details.